Baustellenärger Bürgermeister entschuldigt sich für Dauer-Baustelle

goch · Die Anwohner waren lange Zeit geduldig, doch nach einem Jahr Dauerbelästigung sammelten sie Unterschriften. Das half – der Bürgermeister kümmerte sich und bat um Entschuldigung.

  RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS

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Foto: Evers, Gottfried (eve)

Wer in den vergangenen zwölf Monaten einen Anlass hatte, die Straße Hunsberg in Goch zu besuchen, ist in einer Baustelle gelandet, die die Lebensqualität der Anlieger lange Zeit negativ beeinflusste. Erst nach einem Anschreiben des Anwohners Michael Urban, versehen mit einer langen Unterschriftenliste, hat die Stadt Stellung bezogen: Knapp vier Wochen nach dem Schreiben der geplagten Bürger entschuldigte sich Bürgermeister Ulrich Knickrehm sogar. Und versicherte, dass ohne unvorhersehbare Ereignisse die Arbeiten Ende diesen Monats abgeschlossen sein werden.

Wie berichtet, waren die Kanalbauarbeiten in dem Bereich hinter der Gocher Liebfrauen-Grundschule mehrfach wegen Bombenfunden unterbrochen worden. Aber auch in Monaten, in denen Kampfmittel kein Thema waren, war in den Augen der Anlieger ein Baufortschritt kaum festzustellen. Das ganze Jahr 2018 über mussten sie ihre Mülltonnen durch tiefen Sand ziehen, konnten zum Teil ihre Garagen nicht erreichen, litten unter Lärm und Staub, der bis in die Häuser drang. Selbst das gesellschaftliche Leben litt, denn wen wollte man unter diesen Bedingungen schon zu sich nach Hause einladen? Informationen gab es kaum; wenn sich Akteure die Klagen überhaupt mal anhörten, wurde der Schwarze Peter zwischen Firma und Stadt beziehungsweise Stadtwerken hin und her geschoben.

Deshalb ging Michael Urban, lange Zeit selbst für die CDU im Stadtrat, in die Offensive und schrieb im Namen sämtlicher Nachbarn den Bürgermeister an. „Das half offenbar, neuerdings wird sogar am Samstag gearbeitet“, stellt Ursula Urban fest. Die frühere Lehrerin an der Liebfrauenschule hat Verständnis dafür, dass während der Herbstferien keine Antwort aus dem Rathaus kam, der Bürgermeister wollte sich schließlich mit den Fachabteilungen kurzschließen, bevor er sich äußerte. Das ist jetzt geschehen, und die Anliegerbemühen sich um Zuversicht.

Mit Schreiben vom 1. Juni 2017 seien die Anlieger über die anstehenden Arbeiten informiert worden, am 14. Dezember wurde noch einmal eine Info zugestellt - das war’s. „Ihre Beschwerde über die mangelnde Information zum Fortgang der Baustelle kann ich sehr gut verstehen. Hier beschweren Sie sich zu Recht. Denn Sie hätten als Betroffene in geeigneter Weise und rechtzeitig über Grnd und Ausmaß der Verzögerung informiert werden müssen. Dies ist nicht erfolgt. Hierfür bitte ich Sie persönlich, auch im Namen meiner Mitarbeiter, um Entschuldigung“, schreibt Knickrehm. In der Zwischenzeit hatte die Rheinische Post übrigens mehrfach über die Baustelle und die Unzufriedenheit der Anlieger berichtet.

Inhaltlich teilt der Bürgermeister mit, dass die Baustelle eigentlich im Mai hätte fertiggestellt werden sollen, es seien aber Schlechtwetterzeiten sowie Bombenfunde zu verzeichnen gewesen, die die Zeitplanung durcheinander brachten. „Die Arbeiten aller beteiligten Unternehmen mussten neu koordiniert und ein neuer Bauzeitenplan aufgestellt werden“, schreibt der Bürgermeister. Mittendrin sei die zweite Bombe gefunden worden, so dass auch der angestrebte September-Termin nicht zu halten war. Zumal die beteiligten Unternehmen natürlich früh vereinbarte Folgeauffträge hatten, denen sie zwischendurch nachkommen mussten. Solche Situationen ließen sich bei Großbaustellen bedauerlicherweise nicht verhindern.

Was jetzt noch fehle, seien lediglich Asphaltarbeiten, die innerhalb der nächsten beiden Wochen abgeschlossen sein sollen, so Ulrich Knickrehm. „Ich hoffe, Ihnen damit auch die Sorge nehmen zu können, das anstehende Weihnachsfest mit einer Baustelle vor der Haustür und den damit einhergehenden Unzuträglichkeiten verbringen zu müssen“, schreibt der Bürgermeister, der darüber hinaus für weitere Rückfragen künftig gerne zur Verfügung stehe.

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