Baustelle Anwohner verlieren die Geduld

GOCH · Die Bauarbeiten am Kanal in der Hellendornstraße dauern inzwischen seit fast einem Jahr an. Die Anlieger können ihre Autos nicht abstellen, müssen durch Sand oder Matsch laufen und leiden unter dem allgegenwärtigen Dreck.

 Baustelle  Hellendornstrasse

Baustelle Hellendornstrasse

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Einige Male war die Rheinische Post während der langen Monate der Kanalbauarbeiten vor Ort und hat mit Betroffenen gesprochen: mit Handwerkern, Verantwortlichen, Anliegern. Über die Geduld Letztgenannter konnte man sich nur wundern: Unzählige Male mussten schwere Mülltonnen durch den Sand gezogen werden, Garagen sind nicht mehr zu erreichen, es staubt oder ist schlammig - je nach Wetter. Doch so langsam reicht es den Anwohnern der Hellendornstraße offenbar. Michael Urban schrieb jetzt einen Brief an Bürgermeister Ulrich Knickrehm, den er auch der Rheinischen Post zur Verfügung stellte. 52 Haushalte haben das Schriftstück unterschrieben - vermutlich gibt es kaum einen Anwohner, der sich der Signatur verweigerte. Denn sie alle leiden. Weil, wie es Urban auf den Punkt bringt, die Situation inzwischen unerträglich sei.

Besonders unzufrieden sind die Betroffenen laut Urban damit, dass sie bisher kaum informiert wurden. Sowohl die Abwasserbetriebe, als auch das Bauunternehmen gäben keine belastbaren Auskünfte. Immer wieder habe man telefoniert, die Männer vor Ort angesprochen, wurde vertröstet. Deshalb erwarten die Bürger, dass sich der Bürgermeister persönlich der Sache annimmt. Auf Anfrage der Rheinischen Post hieß es aus dem Rathaus, der Verwaltungschef habe die beteiligten Stellen um einen internen Bericht gebeten. Eine Sitzung zum Thema sei für den kommenden Dienstag angesetzt, danach würden die Anlieger und die Presse informiert. „Früher geht es nicht, weil Verantwortliche in Urlaub sind und der Bürgermeister sich ein aussagekräftiges Bild verschaffen möchte“, erklärt Stadtsprecher Torsten Matenaers.

„Wir haben inzwischen Ende Oktober 2018, und die Baustelle Hellendornstraße zwischen Karl-Mosterts-Straße und Hunsberg dümpelt nur so vor sich hin. Ein wirklicher Fortschritt ist nicht erkennbar und die Tatsache, dass in der Regel nur ein oder zwei Arbeiter der Firma Siebers an der Baustelle sind, lässt nicht hoffen, dass sich die Situation in Kürze bessert“, schreibt Urban. Erhebliche Verkehrsbehinderungen seit fast einem Jahr, kaum Parkmöglichkeiten, Lärm– und Schmutzbelästigungen, Einschränkungen in der Nutzung der eigenen Gärten - all das sei nicht mehr hinzunehmen. Selbst in der Nacht blockierten die schweren Baufahrzeuge den verbliebenen Abstellraum für die Privatfahrzeuge der Anwohner.

Michael Urban, der viele Jahre lang in der Kommunalpolitik tätig war, beanstandet vor allem, dass die drängender werdenden Anfragen der Bürger ignoriert würden. „Viele der Unterzeichner haben Antworten auf ihre Fragen bei den Verantwortlichen gesucht, aber konkrete Information war weder von Seiten der Abwasserbetriebe, noch von der Firma zu bekommen. Wenn mal jemand etwas sagte, dann schob einer die Verantwortung auf den jeweils anderen.“ Dass Kampfmittelfunde aus dem Zweiten Weltkrieg anfangs für Verzögerungen sorgten, versteht ja jeder. Aber welche Gründe mag es jetzt noch geben?

Rasch hingegen sei es gegangen, als die Bürger aufgefordert wurden, auf eigene Kosten Untersuchungen der Kanäle durchführen zu lassen. „Um das Bauvorhaben in seinem zeitlichen Ablauf nicht zu gefährden“, musste es schnell gehen, habe die Verwaltung verlangt. „Die geringe zur Verfügung stehende Zeit erlaubte noch nicht einmal, mehrere Angebote einzuholen, um diese vergleichen zu können“, staunt Urban.

Wenn dann auch noch zu lesen sei, wie sehr sich der Bürgermeister über die Vielzahl der Baustellen in Goch freue, fühlten sich die Anwohner der Hellendornstraße geradezu verhöhnt. Nicht die Vielzahl der Baustellen sei relevant, sondern dass diese abgeschlossen würden! Und nun sei zu hören, dass damit 2018 gar nicht mehr zu rechnen sei, obwohl doch im Sommer endlich alles fertig sein sollte.

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