Uedem Uedem in Sorge wegen der B 67n

UEDEM · Sie ahnen, dass der Bau der Straße nicht zu vermeiden sein wird. Aber die Uedemer Bürger haben anders als die Kalkarer große Bedenken wegen des Weiterbaus der B 67. StraßenNRW lud zum Informationstag ins Bürgerhaus.

 Viele interessierte Uedemer Bürger kamen zur Informationsveranstaltung zum Bau der B 67n. Vor allem wollten sie wissen, wie nahe ihnen die geplante Straße rückt.

Viele interessierte Uedemer Bürger kamen zur Informationsveranstaltung zum Bau der B 67n. Vor allem wollten sie wissen, wie nahe ihnen die geplante Straße rückt.

Foto: Anja Settnik

In der Papierform klingt’s ganz logisch: Durch die B 67n entsteht ein Lückenschluss im Fernstraßennetz. Die Verbindung vom bisherigen Bauende der B 67 bis zur A57 sieht der aktuelle Bundesverkehrswegeplan als ein Vorhaben mit vordringlichem Bedarf, also mit höchster Dringlichkeit. Kalkar bejubelt die Entscheidung, denn die deutlich bessere Anbindung an die Autobahn wird insbesondere für das Industriegebiet in Kehrum als notwendig angesehen. In Uedem jedoch fürchten die Bürger vermehrten Schwerlastverkehr und beklagen den erheblichen Eingriff in die Natur. Jeder, der Genaueres wissen wollte, war eingeladen, ins Bürgerhaus Uedem zu kommen, wo Mitarbeiter von StaßenNRW die Planungen erläuterten.

Die Veranstaltung markierte den Beginn des Planfeststellungsverfahrens, an dessen Ende der Beschluss zum Bau stehen soll. Nach bisherigen Berechnungen soll es Ende 2020 so weit sein. Im Rat hatten die Fraktionen vor wenigen Tagen darüber debattiert, ob Eile geboten sei, dem Verkehrsministerium schon mal die Anregungen der Uedemer Politik zukommen zu lassen. Insbesondere sorgen sich viele Menschen darum, dass eine anscheinend priorisierte Kraftfahrstraße den Transportweg zur Zuckerfabrik negativ beeinflussen könnte. Langsame Trecker-Gespanne dürfen da nämlich nicht drauf und würden vermutlich durch die Ortsmitte fahren. Und mancher Landwirt sieht sich von seinen Feldern abgeschnitten und große Umwege auf sich zukommen.

Der Großteil der Bürger, die zur Versammlung kamen, hatte persönliche Interessen und Sorgen um die grüne Heimat. Wie schon vor vielen Jahren würden viele Uedmer am liebsten eine ortsnahe Umgehung sehen, die den Verkehr aus den Wohngebieten heraus hält. Doch jetzt geht’s erstmal um die B 67n zwischen Kevelaer-Kervenheim und Kalkar-Kehrum. Große Karten mit der geplanten Trasse stießen auf größtes Interesse. Viele Anlieger drückten sich ganz nahe an die Pläne, um zu schauen, wie nahe ihr Haus an der künftigen Schnellstraße liegt. Denn wer in Uedemerfeld oder Keppeln lebt, genießt bisher ein ausgesprochen ruhiges Wohnumfeld. „Wenn die Straße wie geplant ausgebaut wird, können wir die Hütte verkaufen“, schimpfte einer. Der Nachbar fügte hinzu: „Das will dann bloß keiner mehr haben oder Du kriegst nichts mehr dafür.“ Das mag übertrieben sei, aber die Straße wird fraglos gebaut, um viel Verkehr und gerade schwere Lastwagen aufzunehmen. Die Eigentümer und Betreiber  von Reitbetreiben und Gasthöfen sind sich in ihrer Ablehnung ebenfalls einig.

Christoph Jansen von Straßen NRW ließ im Gespräch mit Fraktionsvorsitzenden von CDU und SPD auch keine Zweifel daran, dass die Behörde eine dreispurige Kraftfahrstraße als geeignete Variante ansieht. Denn zweispurige Bundesstraßen mit Ausweichstreifen für gelegentliches Überholen würden nicht mehr bewilligt. „Die sind sehr gefährlich und unfallträchtig.“ Die Bedenken aus Uedem werde man aber natürlich in die  Überlegungen einbeziehen. „Sie können gerne einen Brief schicken, aber uns genügt im Grunde das Stimmungsbild, das wir hier aufnehmen“, meinte Jansen. So richtig beruhigt sahen Michael Lehmann und Jörg Lorenz (SPD) nach dieser Aussage nicht aus.

 Ein Ausschnitt der geplanten Bundesstraße. Der Verlauf der geplanten B 67n. Nicht zuletzt das Uedemerfeld ist betroffen.

Ein Ausschnitt der geplanten Bundesstraße. Der Verlauf der geplanten B 67n. Nicht zuletzt das Uedemerfeld ist betroffen.

Foto: Anja Settnik

Noch viel weniger zufrieden wirkten Bürger, die in Kleingruppen vor den Info-Tafeln standen, sich Notizen machten und Bedenken auf ausgelegte Zettel schrieben. „Sie zerstören unsere niederrheinische Kulturlandschaft“, war da zu lesen. „Unsere Kinder können nicht mehr ungefährdet spielen, wozu sind wir aufs Land gezogen?“ Hubert Lemken aus Keppeln  hält die Planung für den reinen Unfug. „Jeden Tag lesen und hören wir in den Medien von Insektensterben, dem Rückgang der Artenvielfalt, der Klimaveränderung. Das sind die Themen unserer Zeit!“ Der Bau der Straße wäre nicht der Bypass um Uedem, den sich viele wünschen, sondern wäre eine Hauptschlagader, die auch das Relief unserer Landschaft entscheidend verändern würde.“ Der engagierte Umweltschützer sieht anders als Vertreter der Wirtschaft keinen Sinn in einer B 67n. Nur wenige Gäste der Info-Veranstaltung schienen sich bei der Aussicht, in einigen Jahren schneller von Uedem nach Kalkar fahren zu können, zu freuen. Kalkarer Unternehmer hingegen waren nicht vor Ort – sie brauchen ja keine Argumente mehr, sondern können den Anschluss kaum abwarten.

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