Goch Basilika: Chor singt in Zukunft unten

Goch · Ein neues Konzept soll gleich mehrere Vorteile haben: bessere Akustik, mehr Nähe zu den Gläubigen und mehr Sicherheit. Die Erprobungsphase hat begonnen.

 In Zukunft sollen Chöre nicht mehr auf der Orgelbühne stehen und singen. Stattdessen werden sie an der Nordempore ihren Platz haben.

In Zukunft sollen Chöre nicht mehr auf der Orgelbühne stehen und singen. Stattdessen werden sie an der Nordempore ihren Platz haben.

Foto: Gottfried Evers

Als ein Chorleiter hörte, dass er in Zukunft nicht mehr auf der Orgelempore der Kevelaerer Basilika mit seinem Chor singen könne, sorgte das zunächst für Erstaunen. Tatsächlich befindet sich gerade die Neuplatzierung von Chören in der Erprobungsphase, das gilt auch für den Basilikachor. Ab sofort sollen die Sänger vorne links an der Nordempore Aufstellung nehmen.

Für den Basilkaorganisten Elmar Lehnen ist das eine logische Entwicklung, für die er gleich drei Argumente hat. Der erste Grund sei die Akustik. Tatsächlich habe man innerhalb einer Chorprobe ausprobiert, wo der Gesang am besten zur Geltung komme. Dabei ist man auf den neuen Standort an der Nordempore gestoßen.

Das zweite Argument bezieht sich auf die Nähe des Chors zur gottesdienstfeiernden Gemeinde. Im Zweiten Vatikanischen Konzil Anfang der 60er Jahre sei festgelegt worden, dass der Chor Teil der Gemeinde sei, erklärt Lehnen. Kirchenmusik und Liturgie sollten noch enger miteinander verknüpft werden und die Musiker auf Augenhöhe mit den Gottesdienstbesuchern sein, als eine feiernde Gemeinde.

Das dritte Argument ist ziemlich pragmatisch und betrifft den Platz. "Die Chöre sind gewachsen", sagt Lehnen. Gerade zu besonderen Festtagen wie Weihnachten, Ostern oder der Eröffnung der Wallfahrtssaison am 1. Mai waren bis zu 80 oder 90 Sänger auf der Orgelbühne. Es wurde eng. Ein weiteres Ereignis sorgte fürs Umdenken. An Heiligabend ist ein Orchestermusiker während der Messe auf der Orgelbühne umgefallen und wurde notärztlich versorgt. Dabei wurde einmal mehr deutlich, wie schwer es im Ernstfall werden würde, einen Verletzten die enge Treppe von der Orgelbühne nach unten zu transportieren.

"Wir sind noch in der Probephase", sagt Lehnen über das neue Konzept, das die Chöre unten Aufstellung nehmen lässt. Ob er sich denn nun einsam fühle, als Kirchenmusiker allein auf der Orgelbühne? "Nein", sagt Elmar Lehnen, das sei er gewohnt. Denn nicht bei jedem Gottesdienst war der Basilikachor oben bei ihm, dass andere Chöre bei ihm oben waren, sei fünf bis sechs Mal im Jahr vorgekommen. "Es ist trickreicher", sagt Lehnen über die Distanz, die nun zwischen ihm und den Sängern besteht.

Vor dem Chor stehen Mikrofone, über Kopfhörer hört Lehnen, was unten gesungen wird, über einen Monitor sieht er Chordirektor Romano Giefer dirigieren. "Es ist noch Neuland", sagt Lehnen. Aber er freut sich und ist zuversichtlich, dass das neue Konzept Freunde findet. Bisher gab es nur eine sentimentale Rückmeldung. "War oben auch schön", hatte jemand zu ihm gesagt.

Wallfahrtsrektor Gregor Kauling spricht von einer guten Lösung. Es gebe genügend Kirchen, wo das Konzept funktioniere. Er betont, dass kein einziger Platz in der Basilika durch den neuen Stellplatz der Chöre verloren gehen wird. "Die Bänke stehen nur auf der anderen Seite. Es ist kein einziger Sitzplatz weniger."

(RP)
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