Goch Barbara Weimann geht in den Urwald

Goch · Vor sechs Jahren machte die Pfalzdorferin ihr Abi, dann eine Ausbildung zur Krankenschwester – und arbeitet bald in Südamerika. Das kleine Urwald-Krankenhaus in der Nähe des Amazonas – eine große Herausforderung.

 Barbara Weimann daheim in Pfalzdorf. Sie zeigt die Karten der Deutschen Missionsgemeinschaft, mit denen sie um Sponsoring bittet.

Barbara Weimann daheim in Pfalzdorf. Sie zeigt die Karten der Deutschen Missionsgemeinschaft, mit denen sie um Sponsoring bittet.

Foto: Gottfried Evers

Vor sechs Jahren machte die Pfalzdorferin ihr Abi, dann eine Ausbildung zur Krankenschwester — und arbeitet bald in Südamerika. Das kleine Urwald-Krankenhaus in der Nähe des Amazonas — eine große Herausforderung.

Daheim — das ist das gemütliche Haus der Familie in Pfalzdorf. Der Arbeitsplatz: die Diabetologie des Antonius-Krankenhauses in Köln-Bayenthal. Noch. Denn ab April ändert sich für Barbara Weimann alles. Sie geht nach Südamerika, nach Ecuador. Nicht in eine Stadt, sondern ein Nest irgendwo in Amazonas-Nähe. Shell. Es heißt wie der Ölkonzern. Und hat ein kleines Krankenhaus. "Dort gibt es 30 Betten. Mehr nicht, aus finanziellen Gründen. Aber gemacht werden muss dort alles." Von der allgemeinen Chirurgie über Unfallchirurgie und Gynäkologie bis hin zu Augenheilkunde und Orthopädie. Und es fehlt an vielem. An Ausstattung, Gerätschaften, Personal. Nur an Patienten fehlt es nicht. Menschen, die wirklich dringend medizinische Hilfe brauchen, sie aber im Dschungel Ecuadors sonst nicht bekommen würden.

Fachärzte werden gesucht, Pflegepersonal. Barbara Weimann fand es selbst heraus, daheim, auf der Suche im Internet. Denn sie suchte gründlich. "Ich habe mir schon nach dem Abi überlegt, eine solche Herausforderung anzunehmen, wollte aber erst einmal nach Abschluss der Ausbildung Erfahrungen sammeln." Und: Man muss es sich auch zutrauen, das Annehmen einer solchen Herausforderung. Vor sechs Jahren, als 18-Jährige, nein, da hätte sie sich vielleicht noch gar nicht getraut, erzählt sie. Das Ganze wird schließlich nicht nur eine große körperliche, sondern auch eine psychische Herausforderung. Einen guten Arbeitsplatz und allen Komfort zuhause tauschen gegen einfachste Lebensumstände, aber schwerste Arbeit. Warum macht man das?

Barbara Weimann macht es deutlich: aus Überzeugung. Um zu helfen. Verdienen wird sie daran nichts. Im Gegenteil. Sie muss buchstäblich Geld mitbringen. Die Deutsche Missionsgemeinschaft hat, nachdem sich Barbara für das Hospital in Shell entschieden hatte, bei der Vorbereitung und Organisation geholfen — aber ist selbst auf Spenden angewiesen. Nun hofft Barbara Weimann auf möglichst viele Paten, die sie ein Jahr lang mit monatlich 20 Euro unterstützen. Die Familie tut es, Freunde ebenfalls, auch die Freie evangelische Gemeinde Goch, der die Familie angehört, macht sich stark für Weimann. "Aber weitere Unterstützung brauche ich noch dringend." Flug, Verpflegung, die Lebenshaltungskosten vor Ort — für alles steht sie selbst gerade. Weil es ihr um die Sache geht. "Denn auch das Krankenhaus selbst, die einzige medizinsiche Versorgung weit und breit, finanziert sich komplett aus Spenden." Gesetzliche Krankenversicherung? Fehlanzeige. "Ich stelle mich einer großen persönlichen Herausforderung, bin gespannt darauf, in einer völlig anderen Kultur zu leben." — Sie wird sicher viel zu erzählen haben.

(RP)
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