Auf dem Flughafen Weeze Hier fährt der erste Bus ohne Fahrer in NRW

Goch/Weeze · Am Airport Weeze transportiert ein Kleinbus Fahrgäste vom Terminal zu Hotel oder Parkplatz. Das Besondere: Er fährt ohne Fahrer. Das Ganze ist ein Modellversuch.

 Ein bisschen wie ein Straßenbahnwaggon sieht der „WEpod“ aus. Er fährt auf dem Flughafengelände automatisiert entlang einer vorgegebenen Route.

Ein bisschen wie ein Straßenbahnwaggon sieht der „WEpod“ aus. Er fährt auf dem Flughafengelände automatisiert entlang einer vorgegebenen Route.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Der nordrhein-westfälische Verkehrsminister,Hendrik Wüst (CDU), will das Land zur „Modellregion für Mobilität 4.0“ machen. Dazu seien Testbedingungen nötig, wie es sie am Flughafen Weeze gebe. Noch fehlt es dem automatisierten Fahren nicht zuletzt an Akzeptanz – manchem ist nicht ganz wohl bei der Vorstellung fahrerloser Fahrzeuge im öffentlichen Straßenverkehr. Niederrheiner (und Niederländer) können in den kommenden Monaten den Umgang mit einem solchen Gefährt üben. Ab sofort ist auf dem Weezer Airportgelände ein „WEpod“ unterwegs. Ein elektrisch angetriebener Kleinbus – eigentlich zwei, die abwechselnd fahren – der von den Fluggästen kostenlos genutzt werden kann, um sie zwischen Parkplatz und Terminal hin und her zu fahren. Auch das Weezer Airport-Hotel wird angebunden.

Weezes Bürgermeister Ulrich Francken (CDU) war auch als Euregio-Vorsitzender beim Projektstart dabei, denn die EU stellt Interreg-Fördergelder zur Verfügung. Nach der Rundfahrt mit dem Sechssitzer sagte der frühere Polizeibeamte: „Das autonome Fahren soll die Sicherheit auf den Straßen erhöhen. Menschen machen Fehler, elektronsiche Unterstützung kann helfen. Und Angst ist generell ein schlechter Ratgeber“, merkte er mit Blick auf Zweifler an. Zumal der Kleinbus seinen vordefinierten Kurs wie auf Schienen abfährt – GPS, 3D-BIlder und ein Radarsystem machen es möglich.

Für alle Fälle wird ein Projektmitarbeiter, der jederzeit eingreifen kann, mitfahren. Der „Steward“ kann im Notfall bremsen und lenken. Bislang hat der WEpod aber jedes Hindernis frühzeitig erkannt. Lange, bevor es brenzlig werden könnte, reduziert das Fahrzeug seine Geschwindigkeit oder hält sogar an, wenn ein Hindernis auftaucht. Ohnehin ist es mit maximal 15 Stundenkilometern unterwegs; eine „Vollbremsung“ wird also nicht allzu unangenehm sein.

Conny Bieze ist die Regionalministerin des Gelderlandes für Mobilität und freut sich darüber, dass die beiden Nachbarländer bei dem wichtigen Zukunftsthema so gut zusammenarbeiten. Wissenschaft, Unternehmen, Verkehrsbetriebe und Verwaltungen haben eine zweijährige Vorbereitungsphase hinter sich, bevor der Testbetrieb aufgenommen werden konnte. „In Wageningen ist der WEpod auch schon gefahren, aber nicht im öffentlichen Raum so wie hier“, erzählte die niederländische Politikerin. Zugelassen sind die beiden Fahrzeuge in den Niederlanden, dürfen aber dank einer Ausnahmegnehmigung der Bezirksregierung Düsseldorf nun auch am deutschen Airport Personen (und Koffer) befördern.

Flughafenchef Ludger van Bebber hatte bei seiner Begrüßung dafür gedankt, an dem spannenden Projekt teilnehmen zu dürfen. „Unser Flughafen gehört zu 90 Prozent einem Niederländer, mehr als ein Drittel der Fluggäste sind Niederländer, viele Firmen auf dem Gelände sind niederländisch - hier ist also der perfekte Ort für ein euregionales Projekt“, sagte er.

Der Minister  bestätigte diese Einschätzung und drückte seine Hoffnung aus, dass immer mehr Menschen nicht nur die Belastungen des heutigen Verkehrs wahrnehmen mögen, sondern auch die Chancen neuer Entwicklungen. Die Fahrt in die Zukunft der Mobilität habe ihm gut gefallen.

Projektleiterin Ellen Jansen freut sich schon auf den Einsatz eines größeren Busses, der bald in Aachen mit immerhin 30 Stundenkilometern unterwegs sein soll. Die Weezer Flughafengäste kennen das Gefühl, „WEpod“ zu fahren, dann schon. Ein Jahr lang soll der Shuttle auf dem Gelände „üben“.

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