Uedem Ausstellung zur Geschichte der Uedemer Juden

Uedem · Als Ergänzung zum kürzlich erschienen Buch gibt es ab sofort eine Ausstellung in der Hohen Mühle.

 Erna und Julius Oster um 1934.

Erna und Julius Oster um 1934.

Foto: nn

Kürzlich ist das Buch zur Geschichte der Uedemer Juden und insbesondere zu ihrem Schicksal während der Herrschaft der Nationalsozialisten erschienen. Als Ergänzung wird nunmehr eine Ausstellung in der Hohen Mühle vom heutigen 4. Januar bis zum 2. Februar (außer dem 12. Januar) gezeigt, wo insbesondere Dokumente und Fotos gezeigt werden.

 Nanni Oster und der junge Herbert Oster um 1937.

Nanni Oster und der junge Herbert Oster um 1937.

Foto: nn

Die Geschichte der Uedemer Juden ist bereits lange Tradition. Doch während früher nur wenige jüdische Familien in Uedem wohnten, stieg die Zahl der Personen ab 1800 stetig. Im Jahre 1852 waren bei der Volkszählung 77 Juden in Uedem wohnhaft. Das bedeutet etwa fünf Prozent der gesamten Bevölkerung waren jüdischen Glaubens.

Es gab in Uedem eine Synagoge, eine jüdische Schule und einen jüdischen Friedhof. Die Juden waren als Händler und Metzger tätig. Im wirtschaftlichen Aufschwung um 1880 waren viele Uedemer wirtschaftlich erfolgreich, zum Beispiel der Seidenbaron Alex Oppenheimer, 1863 in Uedem geboren. Die Gebrüder Devries, die in Uedem und Krefeld ein großes Manufakturgeschäft hatten. Viele Personen waren auch in Uedem in den Vereinen aktiv. Zu erinnern ist auch an den ehemaligen Dirigenten des Musikvereins Concordia Napoelon Bock oder an den Vorsitzenden des Sportvereins Julius Oster. Die Zahl der Juden ging jedoch um 1900 bereits zurück.

Die Juden siedelten sich hauptsächlich in großen Städten an. Um 1930 gab es in Uedem sechs jüdische Geschäfte. Isidor Forst hatte auf der Keppelner Straße einen Vieh- und Pferdehandel, die Geschwister Bocks hatten in der Mosterstraße ein Kurz-, Weiß- und Wollwarengeschäft und die Familien Koopmann am Markt, Axel Devries Lohstraße 17 und Henriette Devries Lohstraße 30 hatten je eine Metzgerei. Julius Oster hatte ebenfalls einen Viehhandel. Insgesamt wohnten um 1930 in Uedem noch 22 Juden.

Das Dritte Reich bedeutete das Vertreiben und Töten der Uedemer Juden. Fünf Juden erreichten Südamerika und die Vereinigten Staaten und überlebten den Holocaust. Einige flüchteten nach Holland, wurden jedoch durch den deutschen Einmarsch in den Niederlanden trotzdem Opfer der Nazis.

Besonders tragisch war das Schicksal der Familie Alex Devries. Der Metzger Alex Devries heiratete 1921 Selma Frank aus Goch und hatte mit ihr die Kinder Ruth und Hilde. Er war der letzte Leiter der jüdischen Gemeinde in Uedem und wurde Anfang Februar 1941 im KZ Dachau ermordet. Seit dem Frühjahr 1941 wohnten alle Uedemer Juden im Haus Lohstraße 17. Es waren damals Selma, Hilde und Ruth Devries, Frau Emma Forst und Frau Johanna Herz. Im Dezember 1941 erfolgte der Abtransport nach Riga. Nur von Ruth und Selma Devries ist bekannt, dass sie das Lager in Riga überlebten und dass sie im August 1944 in das Lager Stutthof einquartiert wurden. Vermutlich im Januar 1945 sind sie auf dem Todesmarsch von Stutthof bei Danzig nach Berlin gestorben. Die Bewacher des Judentransportes erschossen jeden, der aus Kräftemangel das Tempo des Marsches nicht mitgehen konnte.

In der Mühle gibt es Gelegenheit das Buch "Das Schicksal der Uedemer Juden" zum Preis von 15 Euro zu kaufen. Es hat einen Umfang von über 300 Seiten und ist mit zahlreichen Bildern und Ablichtungen von Dokumenten ausgestattet. In der Mühle, die nur samstags und sonntags von 14.30 bis 17.00 Uhr geöffnet, besteht die Gelegenheit bei Kaffee und Kuchen zu verweilen.

(RP)
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