Die Millionen-Projekte der Region (16) Aus Kaserne wird ein neuer Stadtteil

Kleve · Die Umwandlung der ehemaligen Reichswaldkaserne ist das größte Gocher Projekt seit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. In die Planungen für die 27 Hektar große Fläche waren die Bürger von Beginn an einbezogen.

 Der Rat der Stadt Goch beschloss im Jahr 2007, das Gelände der ehemaligen Reichswaldkaserne zu kaufen. Inzwischen wurden die Gebäude abgerissen, und es dauert nicht mehr lange, bis der erste Bebauungsplan rechtskräftig ist.

Der Rat der Stadt Goch beschloss im Jahr 2007, das Gelände der ehemaligen Reichswaldkaserne zu kaufen. Inzwischen wurden die Gebäude abgerissen, und es dauert nicht mehr lange, bis der erste Bebauungsplan rechtskräftig ist.

Foto: EVers

Anfang Januar 2001 gab das Verteidigungsministerium bekannt, bundesweit zahlreiche Standorte der Bundeswehr schließen zu wollen. Die Kaserne in Goch mit einer Fläche von rund 27 Hektar war damals ebenfalls von dieser Maßnahme betroffen. Bis zum Sommer 2006 wurde das Gelände der Reichswaldkaserne dann noch als Bundeswehrstandort genutzt, im Anschluss daran erwarb die Stadt Goch die Fläche, um eine zivile Nachfolgenutzung einzuleiten.

 Zuerst wird der nordöstliche Teil der 27 Hektar erschlossen. Hier soll, neben den Wohneinheiten, auch der 1,6 Hektar große See entstehen.

Zuerst wird der nordöstliche Teil der 27 Hektar erschlossen. Hier soll, neben den Wohneinheiten, auch der 1,6 Hektar große See entstehen.

Foto: STADE

2009 wurde das Projekt zur Entwicklung eines neuen Stadtteils vorgestellt, der Abriss der rund 50 Gebäude der einstigen Kaserne begann Anfang 2013 (mit Ausnahme einiger Gebäude, die erhalten bleiben sollten, um an die einstige Nutzung zu erinnern). Im März dieses Jahres wurde im Rat der Stadt Goch ein erster Bebauungsplan vorgestellt.

"Je nach Baustil und Baudichte können etwa 50 Wohneinheiten entstehen, davon rund 30 in Form von Einfamilienhäusern", sagte Stadtbaurat Klaus Krantz in der damaligen Sitzung mit Bezug auf die 8,3 Hektar im nordöstlichen Teil des Geländes. Und weiter: "Wenn es zum Gesamtbild passt, darf hier jeder zukünftig gern sein Traumhaus bauen."

Denn besonders wichtig war den visionären Ideengebern von Beginn an, dass sich die Bewohner in dem neu entstehenden Stadtteil im Gocher Nord-Osten wohlfühlen. Die günstigen Standortvoraussetzungen in unmittelbarer Nähe zu Bus- und Bahnhof, dem Stadtzentrum sowie dem Naherholungsgebiet Gocher Berg veranlassten die Planer dazu, laut Bebauungsplan "eine qualitativ hochwertige, stark durchgrünte Wohnnutzung anzustreben". Im nördlichen und westlichen Teil sind ein- bis zweigeschossige Einfamilienhäuser, im Süden bis zu dreigeschossige Gebäude zum Beispiel für seniorengerechtes Wohnen oder Mehrgenerationenhäuser vorgesehen.

Zentrales Gestaltungselement auf den 27 Hektar soll ein mit Regenwasser gespeister großer See werden (maximale Tiefe 1,50 Meter). Der alte Baumbestand soll weitgehend berücksichtigt und übernommen werden, darüber hinaus sind im Übergangsbereich zwischen Siedlungsflächen und Landschaft öffentliche Grünflächen und Streuobstwiesen angedacht. Viel Natur also auf der einstigen militärischen Sperrzone.

Wesentlich für die Planungen waren sogenannte öffentliche Werkstattverfahren, die in Kooperation mit dem Deutschen Werkbund durchgeführt wurden und bei denen sich die Bürger einbringen und ihre Vorstellungen und Wünsche äußern konnten. "Das ganze Unternehmen stellt eine einmalige Möglichkeit dar, Bürgerbeteiligung pur zu exerzieren", hatte der geistige Vater des Projekts, Gochs Bürgermeister Karl-Heinz Otto, bei der Vorstellung vor fünf Jahren gesagt.

Bei zahlreichen Workshops kamen unter anderem "Regeln für die weitere Planung" heraus, Regeln für ein soziales Miteinander, die für die professionellen Städteplaner später einen Leitfaden darstellten. Anschließend musste nur noch die gesetzliche Hürde genommen werden, überhaupt wieder Baurecht auf der einstigen Militärfläche zu schaffen. Auch das gelang in enger Abstimmung mit der Bezirksregierung Düsseldorf. Schon bald könnte der erste Bebauungsplan rechtskräftig werden und das Gebiet von der Pfalzdorfer Straße aus erschlossen werden. Das wäre die Geburtsstunde des neuen Gocher Stadtteils.

(RP)
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