Neue App soll genutzt werden Stadt trennt sich von Telegram

Goch · Die Stadt-eigene App „Goch erleben“ wird mit Hilfe eines Dienstleisters Nachfolger von „Telegram“; von diesem Dienst, den sie längere Zeit nutzte, möchte sich die Verwaltung distanzieren.

 Bürgermeister Ulrich Knickrehm (Mitte) mit Torsten Matenaers und Kathrin Lamers von der Pressestelle.

Bürgermeister Ulrich Knickrehm (Mitte) mit Torsten Matenaers und Kathrin Lamers von der Pressestelle.

Foto: Anja Settnik/ANja Settnik

GOCH Wer von der Stadt Goch eine Kurznachricht auf sein Smartphone bekommt, soll dabei nicht gleich an Rechtsextreme oder Corona-Leugner denken. Weil der Messenger-Dienst Telegram in dieser Hinsicht in den vergangenen Monaten zu bedenklicher Bekanntheit gelangt ist, hat sich die Stadt entschlossen, sich von dem Anbieter zu trennen. Allerdings nicht von dem Service selbst, denn die Bürger schnell und unkompliziert über tagesaktuelle wichtige Dinge zu informieren, werde immer wichtiger. Was weder das umfangreiche Internetportal „goch.de“ und auch nicht andere Print- oder online-Medien ersetzen soll, betonte Bürgermeister Ulrich Knickrehm. Aber er sei schon ein wenig stolz, wenn er aus anderen Kommunen höre, dass gerade im Zusammenhang mit Corona gerne die digitale Aufarbeitung der Stadt Goch betrachtet werde.

Im Sommer 2018 hatte die Gocher Verwaltung begonnen, Whatsapp-Nachrichten massenhaft zu versenden; als Whatsapp diese Broadcast-Funktion einstellte, schloss man sich Telegram an. „Damit waren wir zunächst auch ganz zufrieden, aber die Gleichgültigkeit dieses Unternehmens gegenüber all dem, was inzwischen über Telegram geschieht, können wir nicht akzeptieren, mit solchen Inhalten wollen wir nicht in Zusammenhang gebracht werden“, so der Bürgermeister. Die Lösung fand Torsten Matenaers, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Zu berücksichtigen sei dabei nicht zuletzt der Datenschutz gewesen; „es war klar, dass wir keine Gruppen anlegen würden, sondern 1:1-Kommunikation nutzen.“

Die native App „Goch erleben“, aus jedem Handy-Store herunter zu laden, kann genauso wie Telegram Push-Nachrichten versenden, der Nutzer hat zudem mehrere Möglichkeiten, mit der Stadt in Kontakt zu treten. Über sechs übersichtlich angeordnete Kacheln erfährt der Bürger alles Wissenswerte über Corona, kann Termine mit dem Bürgerbüro vereinbaren, seinen Hund anmelden, Tickets der Kulturbühne kaufen, seinen Zählerstand melden und Vieles mehr. Die Digitalangebote der Stadt werden ständig ausgebaut; vier spezialisierte Mitarbeiter kümmern sich darum. Eine E-Mail schreiben oder gar mit dem Bürgermeister (oder seinen Mitarbeitern) chatten, ist auch machbar. Ein Erklärvideo, das per QR-Code aufs Handy zu laden ist, soll demjenigen helfen, der nicht so Technik affin ist. Papierne Aufsteller dazu stehen auf den Verkaufstheken vieler Geschäfte und öffentlicher Einrichtungen in Goch. Bis Februar wird die neue App parallel zu „Telegram“ genutzt, dann wird das alte System eingestellt. 2900 Abonnenten bei Telegram will man nicht verärgern, indem von heute auf morgen abgeschaltet wird. „Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass ,Goch erleben‘ diese Zahlen ganz schnell einholt“, so Matenaers. Die Stadtkasse belaste die Neuerung kaum: „Ein niedriger dreistelliger Betrag wird fällig.“

Übrigens mussten Torsten Matenaers und dann auch noch der Bürgermeister als Vorgesetzter mit Google und Apple „persönlich“ telefonieren, um die App in den Stores veröffentlichen zu können. Auch das hat geklappt.

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