Uedem Auf den Spargel, fertig, los

Uedem · Der Spargel hat die Bauern überrascht: Lange hat er sich im Boden versteckt, jetzt wächst er jeden Tag drei Zentimeter. Damit, dass es an Ostern Spargel geben würde – hatte kaum einer der Spargelbauern noch gerechnet.

Der Spargel hat die Bauern überrascht: Lange hat er sich im Boden versteckt, jetzt wächst er jeden Tag drei Zentimeter. Damit, dass es an Ostern Spargel geben würde — hatte kaum einer der Spargelbauern noch gerechnet.

Mit flottem Schritt marschiert Jann-Henn Poen durch die Ackerfurchen. Rechts und links ziehen sich lange Dämme über die Felder. In seiner Hand hält der Bauer ein Spargelmesser, System Schwalbenschwanz. Plötzlich bleibt er stehen. "Da ist was", sagt er und lächelt wissend. Tatsächlich: Unter der schwarzen Folie wölbt sich etwas. Mit einem Schwupps zieht er den Schutz- und Wärmemantel fort. Und da leuchtet er auch schon hervor, einer der ersten Spargel der Saison. Ein Prachtexemplar. 28 Millimeter dick und strahlend weiß.

Schnell buddelt der 62-Jährige ein Loch um die Stange herum. Dann greift er zum Messer, setzt es tief unten an und hebelt sie aus der Erde. Der Spargel landet in einer Sammelkiste. Im Wasserbad darf er sich entspannen und abkühlen. "Damit er nicht ausblutet", erklärt Poen. Ein solcher Spargel ist nämlich wertvoll. "Etwa 80 Cent kostet so ein Spargel, wenn ich ihn verkaufe."

Hochbetrieb auf den Feldern

Die Saison hat begonnen, auf den Feldern herrscht Hochbetrieb. "Es war nicht klar, ob wir dieses Jahr an Ostern überhaupt Spargel haben würden", berichtet Poen. Doch die sonnigen Tage in der letzten Woche hätten entschieden und dem Gemüse eingeheizt. Der mag es warm und ist seitdem jeden Tag rund drei Zentimeter gewachsen. "Der Spargel hat uns überrascht", sagt Poen. Nun drängt er aus der Erde und muss schnell geerntet werden. "Der Spargel wusste, bisher war Winter und jetzt fange ich an zu wachsen", sagt Poen, der seit 20 Jahren Spargelbauer ist. Der extrem kalte und harte Winter habe dem Edelgemüse nicht geschadet.

Auf zehn Hektar Anbaufläche rund um den Hof der Familie Poen in Uedem muss jetzt geackert werden. Zwei Monate lang dauert das Spargelgeschäft — an Eisheiligen ist Schluss. "Wir gehen morgens ab sechs Uhr aufs Feld", erzählt Ehefrau Friederike Poen, die in dieser Hochzeit in ihrem Job in der Apotheke pausiert.

Doch alleine würden die Poens die Arbeit auf dem Feld nicht bewältigen können. 25 Saisonarbeiter aus Polen beschäftigt die Familie zur Spargelsaison. "Man braucht viel Ausdauer als Spargelstecher", weiß der Chef, der die Arbeit schon als Kind von seinem Vater kennen gelernt hat. Überall auf dem Hof hängen polnische Warnschilder, die den Arbeitern sagen, was sie tun müssen, wenn sie sich mit dem Spargelmesser verletzt haben. "Polnisch sprechen wir selbst nicht", sagt der Uedemer Bauer. Trotzdem funktioniere die Kommunikation. Hier ist alles Handarbeit. "Nur so kann man den Spargel präzise ernten." Sonst würde viel kaputt gehen, ist sich der Bauer sicher.

Doch nach dem Spargelstechen ist noch lange nicht Schluss: Die Stangen müssen weiterverarbeitet werden. Zunächst wird das Gemüse fotografiert, um den Durchmesser zu bestimmen. Dann kommt es in die Sortiermaschine, die schafft 500 bis 700 Kilo in der Stunde. Hier wird Bruch von intaktem Spargel, werden rote Köpfe von blauen, und dicke von dünnen Stangen getrennt. Immer häufiger muss der Spargel mittlerweile geschält werden. "Rund 50 Prozent unserer Kunden kaufen ihn nur so", berichten die Poens. Weil sie sich die Aufgabe selbst nicht zutrauen oder weil sie dabei zu viel Verschnitt haben. "Es ist eben eine ganz exakte Arbeit." Bald bekommt der Bauer Unterstützung von seinem Neffen. Der hat seine Diplomarbeit über Spargel verfasst und könnte Poens Nachfolger werden.

Damit der Spargel nicht verwechselt wird, bekommen die Kisten bunte Bändchen. "Das hab ich mir beim Skifahren abgeschaut", verrät Poen. Und dann geht es ab in den Verkauf, im Hofladen, an den Buden in Kleve und Xanten bis nach Holland und ins Münsterland. Und dann endlich darf er auf den Teller.

(RP)
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