GochKein Doktor auf dem platten Land
Wir Niederrheiner kennen sie bislang bloß aus der Zeitung und aus dem Fernsehen, die Berichte über nahezu arztfreie Regionen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Aber die Entwicklung wird, so sie denn so weiter geht, auch über den Niederrhein kommen: (Haus-)Ärzte gehen in Rente, suchen eine Nachfolge für ihre Praxis — und keiner kommt. Weil es sich eben einfach nicht mehr lohnt, sechzig Stunden die Woche zu arbeiten und dann gerade mal über die Runden zu kommen. Das zu vermitteln, fällt den Ärzten schwer. Wer in der öffentlichen meinung Jahrzehnte lang als großer Abkassierer da stand, wer viele Jahre vielleicht auch wirklich gut verdient haben mag, der kann jetzt schwer vermitteln, dass sich das gründlich geändert hat. Aber wenn Patienten Beobachter werden, sehen sie Anzeichen. Praxen machen zu, im Krankenhaus der Kreisstadt arbeitet so gut wie kein deutscher Assistenzarzt mehr, weil die fertig ausgebildeten deutschen Jungmediziner lieber in die Schweiz, nach Österreich, Norwegen oder auf die Britischen Inseln abwandern. England — ein gutes Stichwort. Dort starbvor wenigen Jahren das bis dahin sieche Gesundheitssystem an der Schwindsucht. Dass alle Gocher Ärzte nächste Woche auf die Straße gehen, spricht für sich. Und es macht allen deutlich: Die Lage ist wirklich ernst. Und das nicht bloß in Goch.