Goch Als der Himmel in Hommersum brannte

Goch · Vor 70 Jahren stürzte in der Ortschaft von Goch ein US-Bomber ab, getroffen von einer Flak auf dem Gelände der Viller Mühle. In der vergangenen Woche gedachten Deutsche, Niederländer und Amerikaner der Opfer des Krieges.

 Unter Anteilnahme von Deutschen, Niederländern und US-Amerikanern ist die neue Gedenktafel in Hommersum enthüllt worden. Sie erinnert an den Absturz des Bombers "Heaven can wait", der am 18. September 1944 von einer deutschen Flak abgeschossen wurde.

Unter Anteilnahme von Deutschen, Niederländern und US-Amerikanern ist die neue Gedenktafel in Hommersum enthüllt worden. Sie erinnert an den Absturz des Bombers "Heaven can wait", der am 18. September 1944 von einer deutschen Flak abgeschossen wurde.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Am 18. September 1944 brannte über Goch-Hommersum der Himmel. Die Operation Market Garden war einen Tag zuvor angelaufen, knapp 40 000 alliierte Soldaten wurden aus der Luft über den Niederlanden abgeworfen, um die Verteidigungslinie der Wehrmacht zu umgehen. Der US-Bomber vom Typ "Liberator" (dt. "Befreier) B-24H 42-94780 S4 war unter dem klangvollen Namen "Heaven can Wait" (dt. "Der Himmel kann warten") auf einem Versorgungsflug in Richtung Groesbeek, als sein Weg kurz vor der Grenze abrupt endete. "Die Maschine wurde von einer deutschen Flak getroffen", sagt Karl Bauer, Vorsitzender des Heimat- und Verschönerungsvereins Hommersum.

Das Flugzeug mit zehn Mann Besatzung an Bord ging herunter, jagte im Tiefflug über das Gelände und schlug in der Böschung des Hommersumer Venns auf. "Dort ist sie in drei Teile zerbrochen", sagt Franz Gommans aus Hommersum, der den Absturz noch selbst mit erlebt hat. Copilot Evan E. Allan, Navigator John B. Weidemann, Ingenieur Edwin P. Andersen und Funker Owen J. Neuling waren tot. Fünf Kameraden gerieten in Kriegsgefangenschaft. Der Pilot der "Liberator", First Lieutenant Claude T. Lovelace aus Union City in Tennessee, gilt bis heute als verschollen.

 Die Plakette ist dem Modell von 2004 nachempfunden. Sie steht an der Stelle, an der das Flugzeug abstürzte.

Die Plakette ist dem Modell von 2004 nachempfunden. Sie steht an der Stelle, an der das Flugzeug abstürzte.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)

An der Absturzstelle erinnert seit zehn Jahren eine Tafel an den Abschuss. Sie zeigt den Bomber, die amerikanische Fahne, eine kurze Beschreibung des Geschehens und die Namen der Besatzungsmitglieder.

Am vergangenen Donnerstag, genau 70 Jahre nach dem Unglück, wurde eine neue Gedenktafel an der Stelle enthüllt. "Die ,Airborne Vrienden Groesbeek' waren mit dem Wunsch an eine Gedenkveranstaltung an uns herangetreten", sagt Karl Bauer vom Heimatverein. Da die alte Tafel renovierungsbedürftig war, erklärte man sich von Seiten des Heimatvereins bereit, eine neue anfertigen zu lassen. Unter Anteilnahme von amerikanischen Soldaten, Niederländern und Deutschen enthüllte Bauer während der feierlichen Zeremonie die Tafel, die mit einer US-Fahne verhüllt war. "Diakon Lothar Elbers hat die Zeremonie mit einer Predigt und einem Gebet sehr würdig begleitet", sagt Bauer. So standen die einstmals verfeindeten Nationen Hand in Hand an der Stelle, an der 1944 die Erde bebte. "Die letzten Flugzeugteile lagen noch Jahre an der Absturzstelle", erinnert sich Franz Gommans. Er hatte kurz nach Ende des Krieges noch eines der Kugellager der Maschine verwenden können. "So war das eben", sagt er.

Mit der Einweihung der Tafel ist erneut ein Zeichen gegen das Vergessen in Hommersum gesetzt worden. Im Anschluss an die Zeremonie ging es für ein Beisammensein in die Viller Mühle - nicht zufällig wie Karl Bauer verrät. "Wie unsere Freunde aus Groesbeek erzählt haben stand die Flak, die die Maschine abgeschossen hat, dort auf dem Gelände der Villa Mühle", sagt er. So schloss sich auch dort der Kreis.

(lukra)
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