Goch 7. Februar in Goch: Gedenken an den Krieg

Goch · Fast 70 Jahre ist es her, dass die Stadt im Krieg dem Erdboden gleichgemacht wurde. Eine Gedenktafel erinnert an den 7. Februar 1945 – zum Jahrestag wurde sie vom Heimatverein erneuert.

 Steinmetz Georg Gimbel (r.) und Willi Vaegs vom Heimatverein sorgten dafür, dass zum heutigen Gedenktag die Tafel wieder restauriert wurde.

Steinmetz Georg Gimbel (r.) und Willi Vaegs vom Heimatverein sorgten dafür, dass zum heutigen Gedenktag die Tafel wieder restauriert wurde.

Foto: evers

Fast 70 Jahre ist es her, dass die Stadt im Krieg dem Erdboden gleichgemacht wurde. Eine Gedenktafel erinnert an den 7. Februar 1945 — zum Jahrestag wurde sie vom Heimatverein erneuert.

Dieses Kreuz, weiß Willi Vaegs, hat für die Gocher, die den 7. Februar 1945 überlebten, eine wirklich ganz besondere Bedeutung. Ja, es sei wichtig, heute, auch heute noch, dieses schrecklichen Tages zu gedenken, an dem die Stadt Goch innerhalb weniger Stunden zu 85 Prozent zerstört wurde. Willi Vaegs, Ur-Gocher, Ex-Bürgermeister, Heimatvereins-Vorsitzender und überhaupt eine Institution in der Stadt, ist einer derjenigen, die seitdem so gut wie immer dabei waren beim Gedenken am alten Kreuz neben der Maria-Magdalena-Kirche. "Bäjers Krüss" nennen es die Gocher auf Platt. Das Kreuz des oder der Betenden also.

"Aber das ist schadhaft geworden. Und die Tafel war gar nicht mehr lesbar. Da musste etwas passieren", sagt Vaegs, der nicht lange zögerte: Er nahm Kontakt mit Steinmetz Georg Gimbel auf. So schnell, dass die Tafel noch vor dem heutigen Gedenktag erneuert werden konnte. Das sei, so Vaegs, gleich aus mehreren Gründen wichtig: "Zum einen muss man sie lesen können, zum anderen sah das nun wirklich nicht mehr aus. Dieses Erinnern ist aber wichtig. Und darum darf es auch nicht ,einschlafen', einfach deshalb, weil es nun bald 70 Jahre her ist, dass die Stadt Goch dem Erdboden gleichgemacht wurde."

Glockengeläut zur Erinnerung an die Zeit der Bombardierung vormittags um 10 Uhr — nein, das gehe in diesem Jahr nicht, sagt Vaegs. "Es ist ja Altweibertag." Hier Glockengeläut zum Gedenken und da lautstarkes Feiern im Festzelt — das gehe nicht zusammen. Aber Zusammenkommen zum Erinnern und zum Gebet am Kreuz gleich an der Maria-Magdalena-Kirche: Das geht sehr wohl.

Willi Vaegs selbst hat noch lebhafte Erinnerungen an jenen schicksalsschweren Tag im Winter 1945. Die Alliierten legten so gut wie ganz Goch mit ihren Bombenteppichen in Schutt und Asche. Vaegs erlebte, wie Nachbarn umkamen, wie seine Mutter die Kinder in den Leiterwagen packte und nach Keppeln flüchtete. Auch das unglaubliche Staunen darüber, dass das elterliche Haus, die Schmiede mitten in der Stadt, sich als reparierbar erwies. "Gut, der Kamin war umgefallen, aber wir konnten es schnell wieder bewohnbar machen. Wir hatten Glück, in vielerlei Hinsicht."

Zerstört war in Goch auch die Pfarrkirche Maria-Magdalena. Deshalb, so Vaegs, wurde an dem Kreuz gebetet. 1950 schrieb die Rheinische Post: "Eine große Schar von Gläubigen" sei fünf Jahre nach Ende des Krieges "am Fuß des unversehrt gebliebenen Kreuzes" zusammengekommen, habe eine Gedenktafel angebracht. "Einer erhob die Stimme, der Vorbeter aus jenen Tagen". Den Tagen also, als Goch zerstört und dieses Kreuz ein so wichtiges Zeichen der Hoffnung war.

Und, so Willi Vaegs weiter: Das Gelände um die Maria-Magdalena-Kirche sei ja schließlich auch nicht irgendein Platz. Bis 1822 sei dort der städtische Friedhof gewesen. Nachdem in jenem Jahr der katholische Friedhof an der Ecke Greversweg/Gaesdoncker Straße eingesegnet worden sei, habe die Stadt der Kirche das Gelände um Maria-Magdalena überschrieben. Vom alten Friedhof sei nur das Grabdenkmal von Rütger van den Bosch erhalten geblieben, das als Unterbau für das Kreuz auf dem heutigen Kirchplatz diene, so Gochs Stadtarchivar Hansi Koepp.

Ein Platz zum Gedenken, für alle Christen, für alle Gocher: "Aber das geht doch nur, wenn man auch noch lesen kann, was da steht", sagt Willi Vaegs. Und ließ die neue Gedenkplatte bei der Firma Gimbel fertigen. "Wenn alles trocken ist, werden noch die Verfugungen außen herum neu gemacht, dann passt das alles", so der Altbürgermeister. Eine Sache für den Heimatverein? Willi Vaegs: "Ein ganz klares Ja. Hier geht es um einen Ort des Gedenkens, der für die ganze Stadt wichtig ist. Und wichtig bleibt. Und das ist ein Stück Heimatgeschichte."

(RP/rl)
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