Goch 125 Jahre Hilfe für Kinder

Goch · Programm – selbstgemacht. Kinder und Jugendliche des Anna-Stifts wuchsen bei der Vorbereitung aufs Jubiläum über sich hinaus. Bernd Pastoors, Chef des Jugendhilfehauses, und sein Team sind stolz. Am Samstag wird gefeiert.

 A wie Anna-Stift. Oder auch wie "Anfang", "Aufbau", "Aufstieg"? Viele Interpretationen sind möglich. Das Team des Stiftes und die Helfer von Integra sind stolz auf die Skulptur, die Jugendliche zum Jubiläum gebaut haben.

A wie Anna-Stift. Oder auch wie "Anfang", "Aufbau", "Aufstieg"? Viele Interpretationen sind möglich. Das Team des Stiftes und die Helfer von Integra sind stolz auf die Skulptur, die Jugendliche zum Jubiläum gebaut haben.

Foto: Gottfried Evers

Von der Verwahranstalt zur Videokamera (und ihrem Projekt-Einsatz fürs große Fest) war es ein weiter Weg. 125 Jahre Jugendhilfe. Etwas, das über den alten Begriff "Kinderheim" weit hinausgeht. Wie vielfältig die Arbeit des Anna-Stifts in Goch, im ganzen Kreis, und darüber hinaus ist: Am Samstag kann man's erfahren. Eher beiläufig vielleicht. "Denn zu unserem 125-jährigen Bestehen wird das Feiern im Vordergrund stehen", sagt Norbert Pastoors, Herr im Haus, weil unter anderem Geschäftsführer der Stiftung. Mitarbeiter des Hauses berichteten gestern, wie leicht es war, die Jugendlichen dafür zu motivieren. Und welch erstaunliche Ergebnisse dabei herauskamen. Im Zelt hinterm Haus im großen Garten kann man sich am Samstag davon überzeugen. Von den Leistungen der Theater-AG zum Beispiel. Die Kleineren, die sich mitunter nicht so trauten, überwanden sich – mit einem kleinen Trick. Die Pädagogen filmten die Aufführung. Erst mal Linse statt Live-Publikum. Und alle trauten sich dann doch.

Auch mit Kamera, aber ganz anders: ein Video-Projekt für Jugendliche. Wer bin ich, was ist mir wichtig? Mit den Interviews, offen und authentisch, könnte man einen abendfüllenden Film gestalten. Was gibt's noch? Phantasie-Figuren aus Ton, ein großes Fußballturnier, Live-Musik, und Musical – alles selbst gemacht.

So wird der Festtag zu einem Spiegelbild des Lebens unterm Dach des Anna-Stifts. Schon am Eingang sichtbar und ab Samstag enthüllt: eine große Skulptur, ein aus vielen kleinen Teilen zusammengeschweißtes, riesiges A (wie Anna) mit stilisierten Menschen, die daran hochkrabbeln, sich um das A gesellen. Mit Hilfe von Integra aus Geldern und der Gocher Firma Auclair gelang das scheinbar Unmögliche. Jugendliche machten fast alles selbst. Perfekt.

Zeigen, was noch in einem steckt: Die Vorbereitungen für das Jubiläum haben, da ist sich das Team des Stifts einig, eine Saat gelegt. Man werde weitermachen mit solchen Projekten. Den Jugendlichen im besten Sinne den Spiegel vorhalten, ihnen zeigen bzw. sich selbst zeigen lassen, was in ihnen steckt.

Damals, vor 125 Jahren, gab es so was nicht. Anna Schüller vermachte ihr Elternhaus an der Steinstraße der Kirche. Auflage: "In den übertragenen Gebäuden soll eine Kleinkinderbewahranstalt errichtet werden. Jedoch sollen auch Waisenmädchen oder verwahrloste Mädchen zur Erziehung aufgenommen werden dürfen, da die Räumlichkeiten ausreichen." Schwestern vom Orden der göttlichen Vorsehung leiteten as Anna-Stift lange. Kümmerten sich um Waisen, um Essen für Arme, um häusliche Krankenpflege und auch um die schwer belasteten Arbeiterinnen in Gocher Fabriken. Heute wohnen im Stift an der Klever Straße die wenigsten Schützlinge. Es gibt in und um Goch etliche Wohngruppen, dezentral, familiennah. und vor allem sehr viel ambulante Arbeit, in den Familien statt im Heim. Beständig, so Pastoors, sei nur der Wandel. Die Einladungskarte zum Fest macht es deutlich. Eine "125" als bunte Großbaustelle.

(RP)
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