Gelderland Zum Radfahren besser über die Grenze

Gelderland · Gepflegtere Radwege und einfachere Beschilderung: Im nahen Nachbarland radeln Ausflügler nach Zahlen und brauchen keinen Schilder-Wirrwarr. Der Kreis Kleve hingegen kann noch immer kein Knotenpunkt-System vorweisen.

 Der Schlagbaum an der Grenze in Siebengewald trennt das niederländische Beschilderungssystem von Radwegen vom deutschen.

Der Schlagbaum an der Grenze in Siebengewald trennt das niederländische Beschilderungssystem von Radwegen vom deutschen.

Foto: Settnik

Klar, wer am unteren Niederrhein groß geworden ist, wird auch ohne Tourenvorschläge und narrensichere Beschilderung einen schönen Weg für die gesellige, gemütliche oder sportliche Fahrradtour finden. Wer aber nur ab und zu mal auf die Fiets steigt, zugezogen ist oder nur als Ausflügler in den Kreis Kleve kommt, der wird mit einiger Wahrscheinlichkeit von einem Umstand enttäuscht sein: Noch immer gibt es hierzulande kein Knotenpunktsystem. Dieses Radeln nach Zahlen, das in den Niederlanden seit vielen Jahren existiert und auch im Nachbarkreis Viersen umständliches Schilder-Vergleichen überflüssig macht, sollte auch zwischen Emmerich und Wachtendonk inzwischen umgesetzt sein. Einen politischen Beschluss dazu samt Förderzusage durch das Land gibt es längst. Doch während die Schilder der beliebten grenzüberschreitenden "Herrensitzroute" schon abgebaut sind, wird die Nachfolge-Struktur erst 2019 zur Verfügung stehen. "Wir freuen uns, wenn es endlich so weit ist. Das vereinfacht das Radeln gerade für Ortsfremde und ist damit wichtig für den Fremdenverkehr in der Region", sagt Martina Baumgärnter, Tourismus Niederrhein.

Durch das Knotenpunktsystem soll das landesweite Radwegenetz verdichtet werden. Etwa eine halbe Million Euro ist dafür vorgesehen, mit 300 000 Euro Zuschuss vom Land wird gerechnet. Mit Hilfe einer Karte können die Fietser sich dann eine geeignete Tour entweder schon auf dem heimischen Sofa aussuchen oder sich vor einem Übersichtsplan stehend spontan eine Strecke zurechtlegen. Punkte auf einem Zettel notieren, los strampeln und ab und zu an Weggabelungen einen Kontrollblick werfen - so einfach ist das.

Aber erst ab dem kommenden Jahr. Bis dahin kann man Gochern, Weezern und Kevelaerern nur empfehlen, den Kern ihrer sommerlichen Touren auf das Gebiet hinter dem Schlagbaum (den es als "Denkmal" zwischen Goch und Siebengewald noch gibt) zu verlegen. Klever, die Interesse am "Radeln nach Zahlen" haben, laden vielleicht für die ersten Kilometer ihre Räder aufs Auto. Aus dem Südkreis ist der Viersener Raum schnell erreicht, wo sich das Knotenpunktsystem ebenfalls austesten lässt.

Eine nette Runde vom Mittelkreis aus in die Niederlande und zurück könnte so aussehen: Von der Gocher Stadtmitte über die Gaesdoncker Straße oder parallel dazu auf der früheren Herrensitzroute bis nach Siebengewald. Wer den Radweg der Hauptstraße nutzt, darf sich darüber freuen, dass Risse im Asphalt und holperige Flickschusterei von der Grenze ab vergessen sein werden. Auch der perfekteste Radweg durch den Ort ist aber natürlich nicht ganz so schön wie Nebenwege ohne Autoverkehr. Deshalb empfiehlt es sich, das erste Schild "Fietsroutenetwerk" zu studieren und sich zu einer Tour durch die Maasdünen verleiten zu lassen. Wer mit dem Nachwuchs unterwegs ist - kleinere Kinder sitzen auf der weiten Tour vielleicht besser im Anhänger oder Kindersitz - könnte den Abenteuer-Spielplatz "Eendenmeer" mit dem angrenzenden Heide-Wandergebiet ansteuern. Nach der Spiel-Zeit führen die Knotenpunkte bis zur Grenze, über Baal und Hees geht es nach Weeze, und dort übernimmt dann der Niers-Radwanderweg. Der folgt dem sich schlängelnden Niederrhein-Flüsschen und wird auch ohne "Punkte" fortbestehen.

(RP)
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