Kultur Wankumer Dorftheater darf nicht sterben
Wankum · Es mangelt an Schauspielern. Ohne die können die Aktiven kein Stück auf die Bühne bringen. Geworben wird, dass nach vier Wochen intensiven Proben wieder Zeit für andere Dinge ist. Außerdem ist den Akteuren der Applaus der Zuschauer sicher.
Die Stimmung ist verhalten optimistisch. „Wir sterben nicht aus“, sagt Rudolf Momm. Er ist der Vorsitzende des Wankumer Dorftheaters. „Derzeit sind wir aber nicht in der Lage, ein Stück aufzuführen“, nennt er die Not. Der Grund: Schauspielermangel.
Mangels Masse hatte man sich 2014 entschlossen, nur noch alle zwei Jahre etwas im Saal Draack-Beckers auf die Bühne zu bringen. „Oh Gott, Herr Pfarrer“ hieß das Stück 2015. Das letzte Stück war „Tante Lillys Testament“ im Frühjahr 2017. 2019 wäre es also wieder soweit gewesen. „Aber mangels Masse wird das nicht wieder funktionieren“, sagt Momm.
Dabei kommen die Stücke gut an. „Es sind durchweg Lustspiele“, beschreibt es Momm. Durchsetzt mit Lokalkolorit, sorgen die Komödien immer für Lacher und Schenkelklopfer bei den Zuschauern. „Es muss nur verrückt genug sein und lustig“, weiß Petra Kisters, was den Nerv des heimischen Publikums trifft. Habe man sich früher die Besetzung aussuchen können, gehe es jetzt viel mehr darum, Stücke zu finden, auf die die schmale Besetzung passe. Gesucht wird zum Beispiel händeringend der Typ „jugendlicher Liebhaber“. „Den suchen wir schon seit Jahren“, sagt Petra Kisters seufzend. Es ist nicht so, dass es in Wankum keine jungen Schauspieltalente gäbe. „Aber wenn die studieren gehen, sind die weg“, sagt Momm. Ausbildung, Freund oder Freundin halten die jüngeren Leute auch davon ab, mal auf die Bühne des Dorftheaters zu steigen.
„Es sind nur vier Wochen“, wirbt Petra Kisters, die Kassiererin des Dorftheaters. Angesetzt sind zwölf Proben nach Karneval, die letzte ist schon die Generalprobe. Zu der werden bei Kaffee und Kuchen Senioren eingeladen. „Da haben wir richtig Zulauf“, sagt Gerd Willems. Was fehlt, ist der Zulauf an Schauspielkollegen. Die müssten noch nicht mal unbedingt aus Wankum kommen. Denn auch Rudolf Momm gönnt sich das eine oder andere Gastspiel beim Straelener Weihnachtsmärchen.
Wer wird also gesucht? „Sagen wir mal so, Talent muss sich entwickeln“, sagt Momm vorsichtig. „Wir erwarten keine fertigen Schauspieler.“ Außerdem gilt auch da: Übung macht den Meister. Je öfter man auf der Bühne steht, desto sicherer wird man. „Man muss bereit sein, Text auswendig zu lernen“, fügt Petra Kisters an. Gerd Willems nickt. „Das ist das Zeitintensivste.“ Momm spricht lächelnd von Gedächtnistraining und verrät, wie er das mit dem Textlernen meistert. „Hören, lesen, schreiben“, lautet seine Methode. „Abends, bevor ich die Äuglein schließe, lese ich mir den Text nochmal vor.“ Und natürlich merkt er sich Stichwörter, damit er weiß, wann er dran ist.
„Bei den Proben hat man am meisten Spaß“, verrät Petra Kisters. Einmal im Jahr gibt es ein Treffen, bei dem bewusst die Geselligkeit gepflegt wird. Gerne würden die drei jetzt schon ein Textbuch in den Händen halten für das nächste Stück. Dann würde es die ersten Leseproben geben, die Regie würde mit der Arbeit beginnen, und dann ist da noch das Bauteam, das immer ein passendes Bühnenbild zaubert. „Wenn man erkennt, dass es läuft, werden die Eintrittskarten verkauft. Es gibt reservierte Plätze“, erklärt Momm, wie es in den Jahren zuvor immer war.
2019 sieht es nach einer unfreiwilligen Pause aus, wenn sich nicht doch noch Menschen finden, die einfach Spaß daran haben, in eine andere Rolle zu schlüpfen und anderen, den Zuschauern, eine Freude zu machen.