Serie „So wohnt das Gelderland“ Die grüne Oase von Veert

Veert · Umgeben von hohen Bäumen steht die alte Kaplanei aus dem Jahr 1760/61. Mit ihrem Mann hat Gabi Pfeufer aus dem alten Gebäude ein Schmuckstück geschaffen. Für Besucher gibt es regelmäßig Veranstaltungen.

 In der Orangerie, dem ehemaligen Schwimmbad, gedeihen die Zitrusfrüchte von Gabi Pfeufer.

In der Orangerie, dem ehemaligen Schwimmbad, gedeihen die Zitrusfrüchte von Gabi Pfeufer.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Wer das schmiedeeiserne Tor auf dem Weg zur Alten Kaplanei in Veert aufschiebt, der tritt kurz darauf vom grellen Tageslicht in den angenehmen kühlen Schatten großer Bäume. „Verwunschen“ geht es einem durch den Kopf, bevor Hausherrin Gabi Pfeufer an die Tür kommt. Die Holztür ist noch original, das Haus stammt aus dem Jahr 1760 oder 1761.

Damals wurde es gebaut, der Name verrät es schon, um den Kaplänen der Kirchengemeinde ein Zuhause zu geben. Später diente es als Lehrerwohnung und noch später verkaufte es die Kirchengemeinde.

1985 haben die Eheleute Arno und Gabi Pfeufer das Haus für sich entdeckt und gekauft. „Wir hatten beide die Liebe zu alten Dingen“, sagt Gabi Pfeufer. Deswegen wurde auch einiges verändert, oder besser gesagt, in den alten Zustand zurückversetzt. PVC-Boden und Tapeten mussten weichen. Stattdessen sind jetzt Fliesen und Holzböden zu sehen, die Wände sind weiß verputzt. Im Garten waren beim Einzug Koniferen das vorherrschende Gewächs. „Das ist jetzt ganz anders“, sagt Gabi Pfeufer und tritt auf die Terrasse. „Es ist wie auf einer Lichtung“, stellt sie fest und blickt sich um. Rundherum sind hohe Bäume. Die Mitte ist ein liebevoll gestalteter Garten. Es duftet nach Rosen und überall ist es grün. Sie bezeichnet es gerne als „eine Wildnis mit einer führenden Hand“. Zum Dank kommen jede Menge Vögel in den Garten, die für Unterhaltung sorgen.

Sattes Grün, soweit das Auge reicht. Das Efeu durfte sich seinen Weg bahnen und in den Töpfen rund um die Terrasse steht so manches Kraut in Blüte. Über einem Holztisch mitten im Grünen hängt ein Kerzenleuchter. Das Gestänge ist mit Rosen bewachsen, die Beeteinfassungen mit Buchsbaum. Überall gibt es Sitzgelegenheiten, die dazu einladen, den Garten aus den unterschiedlichsten Winkeln zu betrachten. Der Wind lässt die Blätter in den hohen Bäumen dazu ein rauschendes Konzert geben.

Ihr Lieblingsplatz ist eine versteckte Nische im ehemaligen Schwimmbad. Die Vorbesitzer haben dafür einen großen Raum an das Gebäude angebaut. „Alles Wellplastik“, erinnert sich Gabi Pfeufer an die Konstruktion. Gemeinsam mit ihrem Mann ging sie auf die Suche nach alten Industriefenstern. Heute ist aus dem alten Schwimmbad eine Art Orangerie geworden, in der Zitronen- und Grapefruit-Bäume üppig wachsen. Nicht weit davon entfernt stehen weitere mediterrane Pflanzen, Olivenbäume und Lavendel. Alles ist schön hergerichtet, denn die Alte Kaplanei ist auch Ausstellungsraum für lauter schöne Dinge und Eventstätte, zum Beispiel für eine English Teatime.

Wenn Gäste kommen, steht Gabi Pfeufer gerne in der Küche und bereitet kleine, feine Köstlichkeiten zu. Von der kleinen, offenen Küche hat sie einen Blick in das Esszimmer. Aus ehemals drei Räumen wurde einer. Die dicken Eichenbalken in der Decke sind vom alten Pastorat in Veert, erzählt sie. Das gibt es heute noch. Wenn sie aus der Haustüre schaut, dann sieht sie geradewegs auf die Nachfolger, die neue Kaplanei und das neue Pastorat.

 Dank der Bäume ist es im Flur und der Bibliothek auch im Sommer angenehm kühl.

Dank der Bäume ist es im Flur und der Bibliothek auch im Sommer angenehm kühl.

Foto: Evers, Gottfried (eve)
 Überall gibt es besondere Orte zu entdecken. Wer schöne Dinge liebt, der weiß die Alte Kaplanei zu schätzen.

Überall gibt es besondere Orte zu entdecken. Wer schöne Dinge liebt, der weiß die Alte Kaplanei zu schätzen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Gebaut wurde die Alte Kaplanei im Stil eines niederrheinischen Bauernhauses. Im Gegensatz zu einem Bauernhaus hat das Gebäude allerdings recht hohe Decken. Gabi Pfeufer geht vor in die Bibliothek. Die Bücherwand reicht bis zur Decke, es ist Platz für jede Menge Literatur. An den Wänden hängen Familienporträts. „Mein Schwiegervater war Mediziner“, erklärt sie. Er habe auch einen Künstler behandelt. Seine Bezahlung waren die Bilder, die Anfang der 50er Jahre gemalt wurden. In der Bibliothek ist es ebenfalls angenehm kühl und das Licht gedämpft. „Das liegt an den vielen Bäumen. Im Sommer ist es schattig, im Winter wieder hell, weil die Bäume dann ihre Blätter verloren haben. Früher haben die Leute sehr praktisch gedacht.“ Damit verbunden hat Gabi Pfeufer ihren Sinn für Schönes. So gibt es in jeder Ecke des Gartens, aber auch im Haus, immer wieder etwas zu entdecken. Neben dem massiven Franklin-Ofen im Esszimmer hängt ein Holzkästchen, das früher für Salz verwendet wurde, an der Wand. Eine Bodenfliese in der Küche ist umgedreht und zeigt die Jahreszahl 1784 und geben seinen Erschaffer preis: P. H. Hobben. Man weiß nicht genau, ob man je alles entdecken wird, denn der Garten ist in ständigem Wandel. Er ist vielleicht doch ein bisschen verwunschen, ein grünes Kleinod.

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