Geldern Wo Ochs' und Esel eine gute Herberge finden

Geldern · Der Gnadenhof "Et Ställeken" nimmt Tiere mit bewegter Vergangenheit auf. Dort leben auch Esel-Dame Charlene und Ochse Bernd.

 Auf dem privaten Gnadenhof "Et Ställeken" in Achterhoek finden zurzeit 120 Tiere Unterschlupf. Auch die betagte Eselin Charlene (li.) und Ochse Bernd fühlen sich in ihrer vermutlich letzten Heimat wohl.

Auf dem privaten Gnadenhof "Et Ställeken" in Achterhoek finden zurzeit 120 Tiere Unterschlupf. Auch die betagte Eselin Charlene (li.) und Ochse Bernd fühlen sich in ihrer vermutlich letzten Heimat wohl.

Foto: Gerhard Seybert

Hätte "Charlene" mitgekriegt, dass sie in Polen zu Salami verarbeitet werden sollte, hätte sie um Hilfe geschrien. Mit "I-Aah", wie es Esel tun, wenn sie sich schlecht oder einsam fühlen. So hätte sie sich auch oft vernehmen lassen in all den Jahren, in denen sie in Italien bei der Müllabfuhr Karren zog. Doch die Eselin bleibt stumm. "Man hat ihr die Stimmbänder durchgeschnitten", erklärt Michaela Sanders-Winnekens. Bei ihr und ihrem Mann Josef Winnekens geht es der Grauen besser. Auf ihrem privaten Gnadenhof "Et Ställeken" zwischen Kapellen und Achterhoek finden zurzeit 120 Tiere Unterschlupf.

Geldern: Wo Ochs' und Esel eine gute Herberge finden
Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Neun Esel sind darunter mit der 22-jährigen "Charlene" als Seniorin. Bei einer Lebenserwartung von bis zu 40 Jahren hat sie vermutlich noch einige Zeit vor sich. In Deutschland wurde sie vor dem Schlachter gerettet und lebte zunächst gut bei zwei Damen aus Rheinberg, bis eine von ihnen einen Unfall erlitt, die Betreuung des Tieres nicht mehr möglich war und ihm erneut der Abdecker drohte. "Das war ein echter Notfall", begründet die "Ställeken"-Betreiberin ihr Eingreifen. Leute, die in Not seien, erkenne man. "Die drehen sich auf links, erzählen ihr ganzes Leben", ergänzt ihr Mann.

Doch oft erlebte das Paar, dass Esel wie auch andere Tiere kurzfristige Modeerscheinung sind. Erst finden die Halter sie lustig, dann lästig. "Gerade vor dem Winter erreichen uns viele Anfragen, Tiere aufzunehmen", berichtet Michaela Sanders-Winnekens. Vielfach würden "persönliche Gründe" vorgeschoben, finanzielle Krisen.

Für Kinder wurde einst die Eselin "Beauty" gekauft, die dann bald die Lust verloren, sich um das Tier zu kümmern. In Belgien und in den Niederlanden wechselte "Beauty" auf Viehmärkten den Besitzer, bis sie in der Nähe von Geldern auf einer Weide herumstand. Der Tierarzt stellte ihr keine gute Diagnose, wochenlang kämpfte er um ihr Leben.

Seit 1998 steht die heute 17-jährige Eselin im "Ställeken", das sich erst in Kerken befand und jetzt seit mehr als sieben Jahren seine Adresse am Everdonk hat. Unter Lungenproblemen leidet "Beauty", wohl als Folge einer verschleppten Bronchitis. "Mogli" erblickte in einem Tierpark das Licht der Welt, war dort als Hengst allerdings ungewollt. Alleine in einer Gartenlaube vegetierte er dahin, bis er im "Ställeken" 1996 eine gute Herberge fand.

Uralt ist "Bernd", ein Zebu-Ochse. Ihn beschlagnahmte das Veterinäramt einst bei einem Zirkus. Von der natürlichen Kraft dieser Tiere ist bei "Bernd" nicht mehr viel übrig. Arthrose plagt ihn, jeder Schritt fällt ihm schwer.

Hilfe kann das "Ställeken" gebrauchen. Futterspenden, meist durch Freunde, unterstützen das Betreiberpaar.

Weitere Informationen über den Gnadenhof sind auch im Internet erhältlich.

www.et-ställeken.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort