Unternehmerabend in Rheurdt Nicht nur Einfamilienhäuser bauen

Beim Unternehmerabend der Kreis-Wfg in Rheurdt ging es um die Probleme einer kleineren Kommune, angesichts der sehr hohen Nachfrage neue Baugebiete auszuweisen. Behutsames Wachstum wurde für das Ökodorf angemahnt.

 „Bei der Zahl 721 Wohnungen wird mir ganz schwindelig. Wo sollen die hin?“, so Bürgermeister Klaus Kleinenkuhnen beim Unternehmerabend

„Bei der Zahl 721 Wohnungen wird mir ganz schwindelig. Wo sollen die hin?“, so Bürgermeister Klaus Kleinenkuhnen beim Unternehmerabend

Foto: Norbert Prümen (nop)

Proppenvoll wurde es nochmals beim letzten Unternehmerabend im Rheurdter Rathaus. Die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve hatte dazu eingeladen, um in hochkarätiger Runde aus den Bereichen Wohnungsbau und Banken über potenziellen Wohnungsbau im Ökodorf zu diskutieren. 15 Unternehmerabende in verschiedenen Klever Kommunen waren vorausgegangen.

Laut jüngster Wohnungsmarktstudie bietet mit Blick auf Bevölkerungsentwicklung und die Lage Rheurdts als Düsseldorfer Speckgürtel Potenzial für den Wohnungsbau. Der Bau von 721 Wohnungen wäre laut Studie bis 2030 möglich. Pro Jahr 52 Einheiten, um den wachsenden Bedarf im Kreis Kleve gerecht zu werden. Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers unterlegte das mit Zahlen: 288 Einheiten als Ein- und Zweifamilienhäuser, 172 Etagenwohnungen, 144 frei finanzierte und 114 öffentlich finanzierte Einheiten gehören ins Wunschkonzert des Kreises. „Wir würden gerne, stecken aber in Rahmenbedingungen fest“, so Bürgermeister Klaus Kleinenkuhnen, der zunächst statistisches Ist-Material lieferte. Die Gemeinde Rheurdt hat 6532 Einwohner, 4024 Menschen gehören zur Gruppe der 18 bis 68-Jährigen, von den 2030 die meisten das Alter 60+ erreicht haben. Rund 2000 Arbeitnehmer pendeln täglich aus. „Bei der Zahl 721 Wohnungen wird mir ganz schön schwindelig. Wo sollen die hin?“, so Kleinenkuhnen über die Schwierigkeit, zusätzlich Baugebiete zu erschließen, zumal bei einer mögliche Realisierung planungsrechtliche Bremsen greifen.

Dass derzeit in der Gemeinde Rheurdt „viel in Bewegung“ ist, und für einen „Silberstreifen am Horizont“ sorge, skizzierte Ralf Spengel von der Verwaltung. In der anschließenden von Andrea Franken moderierten Runde drehte sich das Gespräch mit Stephan Kunz (NRW.Bank), Rainer Pütz (Sparkasse Krefeld) und Frank Smitmans (Volksbank an der Niers) um die Nutzung von Förderprogrammen, die oftmals bei Häuslebauer wenig bekannt seien. Wichtig sei daher der frühzeitige Austausch, die Inanspruchnahme von Beratungsangeboten.

 Eine fachkundige Expertenrunde hatte die Kreiswirtschaftsförderung für den Unternehmerabend auf die Bühne geholt.

Eine fachkundige Expertenrunde hatte die Kreiswirtschaftsförderung für den Unternehmerabend auf die Bühne geholt.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Praktisch gestaltete sich die nachfolgende Runde mit Paul Düllings (GWS Wohnungsgenossenschaft Geldern), Frank Wessels (Investor), Nils Lehmann (Architekt) und Michael Stracke (Investor) bei der Frage, wie Wohnen sich in der Zukunft vor Ort gestalten kann. Kleinenkuhnen machte deutlich, dass die Gemeinde durchaus ihre Chancen durch Immobilienkauf genutzt habe. Zu erinnern ist an die Kreditinstitute nach Standortaufgabe. Sie werden heute als Heimatstube oder als Geschäft genutzt. „Damit haben wir die Attraktivität vor Ort gesteigert“, so Kleinenkuhnen. Ähnlich erfolgreich seien das Hallenbad-Modell, das von den Schwimmfreunden betrieben wird, oder aber die Umnutzung der Rheurdter Grundschule in Kindergarten, Begegnungsstätte und Awo-Verwaltungstrakt. Investor Frank Wessels setzt ähnlich erfolgreich seine Bauprojekte um, wie an der Alten Molkerei mit kleinen Läden zu erleben ist. Aktuell steht der Umbau der ehemaligen Schaephuysener Grundschule auf seinem Plan mit der Schaffung von kleinen Wohnungen und Gewerbe. Für den Rheurdter Architekten Nils Lehmann habe sich Rheurdt positiv entwickelt. Er gab jedoch zu bedenken, dass nicht so sehr freistehende Einfamilienhäuser das Ziel sein sollten. „Wir müssen kleineren Wohnraum für ältere Menschen schaffen, Studenten und Alleinlebende. Diese Wohnformen sind sehr rar auf dem Markt gesät.“ Zum Bestand sagte Düllings: „Nicht jedes Haus ist erhaltungswürdig oder lohnt eine Sanierung. Abriss und Neubau sorgen für eine Aufwertung.“ Fazit nach zweieinhalb Stunden von Kleinenkuhnen: „Wir packen das selber an.“ Dazu ergänzte Kuypers: „Man muss das Ökodorf behutsam wachsen lassen, ohne dass es seinen Charakter verliert.“

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