Kabarett Wilfried Schmickler zu Gast im Schützenzelt auf der Boeckelt

Boekelt · Der bekannte Politkabarettist präsentierte auf Einladung des Kunstvereins Gelderland sein Programm „Es hört nicht auf“. Das Publikum war begeistert.

 Wilfried Schmickler trat auf der Boekelt auf (Archivfoto).

Wilfried Schmickler trat auf der Boekelt auf (Archivfoto).

Foto: Mocnik/Mark Mocnik

Brauchen wir einen Parlaments-Poeten? Vermutlich keinen vom Schlage eines früheren Landwirtschaftsministers, von dem Wilfried Schmickler den im Bundestag geäußerten Zweizeiler zitierte, wonach „Oldenburger Butter dem Vater auf die Mutter“ helfe. Dann schon eher einen von der Qualität Schmicklers. Der Politkabarettist aus Leverkusen erwies sich bei seinem Auftritt im Schützenzelt auf der Boeckelt einmal mehr als scharfzüngiger Mahner und virtuoser Rhetoriker. Er präsentierte auf Einladung des Kunstvereins Gelderland sein Programm „Es hört nicht auf“. Viele der Zuschauer waren schon seit zwei Jahren im Besitz der Eintrittskarten, doch die Corona-Pandemie führte zur Verzögerung.

Der Umgang mit dem Virus ist nur einer der Gründe, die Schmickler kritisch und skeptisch auf die Weltlage blicken lassen. Immer wieder schoss er am Donnerstagabend wortgewaltige Schimpfkanonaden ab. Er ätzte gegen die AfD als Sammelbecken der braunen Gefahr, die immer eifrig Ängste und Zwietracht säe und so die Gesellschaft zu destabilisieren versuche. Er attackierte die Corona-Leugner und Putin-Versteher, die zwar gegen die USA und die Nato demonstrierten, über den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine jedoch kein Wort verlören. Er nahm die Fußballfunktionäre, an ihrer Spitze den Fifa-Präsidenten, ins Visier, die ihm die Freude am Fußball durch Gewissenlosigkeit und Korruptheit vergällen. Und auch die Ausbeutung der Erde, die Vernichtung unzähliger Tierarten Tag für Tag und die Klimakatastrophe kommentierte Schmickler mit der ihm eigenen Galligkeit. Die Gier, den Neid und den Hass nannte er als Quellen allen Übels.

Auf der Bühne wechselte er die Plätze zwischen Stehpult, Tisch und Gesangsmikrofon. Denn in den zwischendrin eingestreuten Liedern erwies sich der Kabarettist als passabler Sänger. Die Texte der Songs, die zum Halbplayback geliefert wurden, standen denen der reinen Wortvorträge in nichts nach.

Damit der Abend nicht gar zu melancholisch und pessimistisch wurde, gönnte Schmickler dem Publikum und sich immer wieder Lach-Pausen. Etwa, indem er den Eingangs-Lapsus mit der, wohl absichtlich, falschen Aussprache der „Böckelt“ humorvoll ausbügelte. Oder indem er fremde Witze und seinen einzigen eigenen zum Besten gab. Oder indem er prägnante Sätze von Kabarettkollegen wiedergab und in Erinnerung rief, weil sie einfach nicht verloren gehen dürften.

Die sorgenvolle Lagebeschreibung umgab Schmickler mit einer hoffnungsfrohen Klammer. Er glaube daran, dass Vernunft, Empathie und Verständnis sich letztlich durchsetzen, sagte er am Anfang des Abends. Und die Zuhörer forderte er am Schluss zu gegenseitigem Respekt und Toleranz auf.

Das Publikum feierte den Künstler am Ende mit rhythmischem Klatschen und Bravo-Rufen. Schmickler seinerseits richtete seinen Dank an die Zuhörer, besonders aber an die Ehrenamtler vom Kunstverein Gelderland und an die Gastgeber der St.-Maria-Magdalena-Bruderschaft Boeckelt.

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