Raum für Kultur Wie kommt Leben ins alte Refektorium?

Geldern · Die Gelderner sollen das historische Gemäuer endlich wieder besuchen können. Die Politik sucht nach Konzepten dafür.

 Das alte Refektorium ist architektonisch sehr reizvoll. Es wird saniert und soll dann voraussichtlich eine Veranstaltungsstätte werden.

Das alte Refektorium ist architektonisch sehr reizvoll. Es wird saniert und soll dann voraussichtlich eine Veranstaltungsstätte werden.

Foto: Thomas Binn (binn)/Binn, Thomas (binn)

Schön ist es ja, das alte Refektorium. Und die Politik hat beschlossen, dass die historische Stätte zu einem Ort werden soll, von dem die Gelderner auch etwas haben. Durch Veranstaltungen, Ausstellungen, Vereinsaktivitäten: Der Saal soll „belebt“ werden. Nur: Damit daraus etwas wird, muss die Stadt Geld in die Hand nehmen.

170.000 Euro würde es nach Einschätzung der Stadt Geldern kosten, den Saal zu einer Veranstaltungsstätte auszubauen. Die teuersten Posten wären dabei Technik und Inventar. „Da muss eine Lüftung rein, da muss eine gescheite Heizung rein“, sagte Bürgermeister Sven Kaiser, als das Thema im Kulturausschuss des Stadtrates behandelt wurde.

Das alte Refektorium ist der Speisesaal und einzig erhaltene Teil des Klosters Nazareth, das Anfang des 15. Jahrhunderts in Geldern gegründet wurde. Das Gemäuer hat die Jahrhunderte überdauert und gehörte zuletzt zum Kellergeschoss des Berufskollegs am Ostwall. Nun wird am Standort der Einkaufskomplex „Kapuzinertor“ gebaut. Im Zuge dessen wird das Refektorium mitsamt dem übrigen Teil der einstigen Berufsschule, der nicht abgerissen wird, in den Einkaufskomplex „eingemeindet“.

Dazu ist vertraglich festgelegt worden, dass Stadt Geldern für das Refektorium immer das Nutzungsrecht hat. Das ist und bleibt so, und zwar unabhängig von jetzigen und künftigen Eigentümern und Mietern der Immobilie.

Die  Kapuzinertor-Investoren müssen den 188 Quadratmeter großen Saal und die dazu gehörigen Nebenräume zu diesem Zweck in einen „prinzipiell nutzbaren Zustand“ versetzen. Alles, was darüber hinaus geht, muss die Stadt Geldern selbst aufbringen. Das gilt natürlich ebenso für die laufenden Nebenkosten und erst recht für Aufwendungen, die direkt mit der Organisation von Veranstaltungen einher gehen.

Zu rechnen wäre nach vorläufiger Kalkulation alles in allem – mit Hausmeister, Reinigung, Planung und Durchführung von öffentlichen Ereignissen – mit mindestens rund 30.000 bis etwa 35.000 Euro jährlich, vorausgesetzt, man käme auf zwölf Veranstaltungen pro Jahr.

Die CDU regte im Kulturausschuss an, über einen Ausstellungsraum mit Klein-Gastronomie nachzudenken. Damit würde das Refektorium „dauerhaft vernünftig belebt, und es hätte jeden Tag jemand ein Auge darauf“. Attraktiv genug seien die Räume ja auf alle Fälle.

Ob das möglich wäre, wäre aber noch zu prüfen. Eine wirtschaftliche Nutzung im Allgemeinen und Gastronomie im Speziellen wurden für das Refektorium nämlich ebenfalls vertraglich ausgeschlossen.

Die Grünen regten an, man könne den Raum für standesamtliche Hochzeiten brauchen. Und aus den Reihen der SPD kam der Vorschlag, den Bau in ganz Geldern gründlich bekannt zu machen, zum Beispiel, indem Schulveranstaltungen dort hinein verlegt würden. Für eine geeignete Bühne, Lichttechnik und Beschallung müsste dann aber ebenfalls gesorgt sein.

Ein weiterer Vorschlag: Man könnte das Refektorium bei Bedarf Ehrenamtlern überlassen. Das wäre dann für die Stadt Geldern nicht so teuer.

Weitere Ideen werden nun gesucht. Ursprünglich hatte es den Plan gegeben, dass der Historische Verein für Geldern und Umgegend sich der Räumlichkeiten annimmt und sie für seine Veranstaltungen nutzt. Damit wäre die Stadt Geldern glücklich gewesen, doch der Verein hat von dem Vorhaben aus mehreren Gründen wieder Abstand genommen. Er ist zunächst mal in ein Ladenlokal an der Hartstraße gezogen und wird auf lange Sicht sein Domizil auf Haus Ingenray in Pont finden.

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