Issum Wenn im Ganztag frisch gekocht wird

Issum · Die St.-Nikolaus-Schule Issum hat es vorgemacht. Statt Catering-Essen wird jeden Tag vor Ort Essen frisch zubereitet. Die Walbecker St.-Luzia-Schule hat das Konzept übernommen.

 Klara aus der Klasse 1 b schmeckt's. Die frisch gekochte Gemüselasagne hat ihren Namen verdient. Was alles drin steckt, ist rechts im Bild zu sehen.

Klara aus der Klasse 1 b schmeckt's. Die frisch gekochte Gemüselasagne hat ihren Namen verdient. Was alles drin steckt, ist rechts im Bild zu sehen.

Foto: Gerhard Seybert

Presseberichte über Eltern, die unzufrieden mit dem Schulessen sind, ließen Petra Aalken vom Offenen Ganztag an der St.-Nikolaus-Schule Issum aufhorchen. Die Kritikpunkte seien eigentlich immer die gleichen: Das Essen ist zu kalorienreich für die Kinder, zu lange in den Wärmebehältern, so dass wichtige Vitamine verloren gehen. Die Lösung: "Wir kochen frisch", sagt Petra Aalken. Bis 2013 wurde die Schule von einem Caterer beliefert. Mit der Ausbildung der Ganztagsmitarbeiter zu Gesundheitsreferenten nach Sebastian Kneipp erfolgte ein Umdenken - weg vom gelieferten Essen, hin zu frisch und selbst gekocht. "Damals war das mutig" nennt Petra Aalken den Schritt. Die Sorge: die Finanzierbarkeit. Den entscheidenden Anstoß gab Regina Kampmann vom Familienzentrum und fing an zu rechnen. Knapp vier Jahre später kann mit Fug und Recht gesagt werden: Es funktioniert.

So sieht der Alltag aus: Die Kochfrauen, liebevoll Küchenfeen genannt, Renate Weidner, Elisabeth Sternke und Angelika Draganski wechseln sich ab. Die Gemüselasagne hat Renate Weidner in den Ofen geschoben. Darin sind unter anderem frische Tomaten, Porree und Fenchel verarbeitet. "Verwendet werden beste Öle aus dem Bioladen. Das sind uns unsere Kinder wert", sagt Regina Kampmann. Im Sommer kommen die Kräuter für das Essen aus dem Schulgarten. Der Nachtisch, kleine Vanilleshakes, ist mit Bananenscheiben und Clementinenstücken verziert. Nichts kommt aus der Dose. Die Kinder, die freuen sich auf ihr Essen. Besonders die Suppen, auch Brokkolisuppe, sind beliebt. Sauerkraut, Rotkohl, Wirsing - alles gibt's. "Futtern wie bei Muttern", bringt es Petra Aalken auf den Punkt. "Sicher spielt auch die Gruppendynamik eine Rolle. Wenn die Kinder am Tisch sehen, es schmeckt den anderen, probieren sie das Essen auch", sagt Petra Aalken. Aber es geht um mehr als Nahrungsaufnahme. Ernährungslehre gibt es gleich noch obendrauf. "Wenn es Rhabarberkompott gibt, werden die riesigen Blätter gezeigt und den Kindern auch erklärt, wie und wo das wächst", sagt Petra Aalken. Von anfangs 14 Essen ist die Zahl auf 60 bis 70 am Tag gestiegen. Gegessen wird in zwei Schichten in kleinen Tischgruppen, Bahnhofsatmosphäre gibt es nicht. "Zugewandtheit", nennt es Regina Kampmann. "Jedes Kind ist wichtig beim Essen." Im Monat werden etwa 1200 Essen gekocht. Regina Kampmann geht davon aus, dass die Zahlen noch weiter steigen. Angefangen wurde in der Schulküche, der Antrag an die Gemeinde Issum ist aber gestellt für einen Herd, Backofen und eine Kipppfanne in Erwachsenenhöhe.

Wenn es einmal ganz besonders gut schmeckt, dann werden die Küchenfeen mit einem Lied von den Kindern belohnt. "Das hat auch ganz viel mit Wertschätzung zu tun", sagt Petra Aalken.

Die St.-Luzia-Grundschule Walbeck hat sich das Issumer Modell angeschaut und auf den Weg gemacht. "Der Plan steht", sagt Schulleiter Christian Pentzek. "Die Mittel sind bewilligt." Nach den Sommerferien soll auch an der Walbecker Schule frisch gekocht werden. Unterstützung gebe es von den Landwirten. Auch Unternehmen in Issum unterstützen den Offenen Ganztag der St.-Nikolaus-Schule. "Die Eltern haben die Macht etwas zu sagen. Es ist zu ändern", lautet die Devise von Regina Kampmann.

(RP)
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