Issum Weißes Häuschen auf dem Weg nach oben

Issum · Vor fünf Jahren wurde das Gebäude in der Neustraße zu neuem Leben erweckt. Seitdem sorgen Kreative um die Issumerin Mechthild Cuypers für ein umfangreiches Programm. Hoch im Kurs ist altes Handwerk.

Issum: Weißes Häuschen auf dem Weg nach oben
Foto: Seybert Gerhard

Es rumpelt unter der Erde. Plötzlich steckt eine Frau ihren Kopf aus dem Schacht, der in die Erde gelassen ist, und steigt die Treppen hinauf. Der Bunker ist zwar nur ein Nebengebäude des Weißen Häuschens in Issum, aber er steckt voller Geschichten, wie das Hauptgebäude. "Es ist so schön, so heimelig, man fühlt sich gleich zu Hause", gibt Mechthild Cuypers die Reaktionen der Besucher des Weißen Häuschens wieder. "Die finden es gut, dass nicht alles so gestylt ist." Auf der Anrichte stehen Gläser mit selbst gemachter Marmelade. An einer schmalen Leiste an der Wand sind bunte Porzellanfingerhüte aufgereiht.

Seinen Namen hat das Weiße Häuschen von seinem Aussehen: weiß und klein. Genausogut kann es aber auch "Knusperhäuschen" oder "Märchenhaus" genannt werden, nicht zuletzt, weil die Frau, die den Stein ins Rollen gebracht hat, eine Märchenerzählerin ist.

Vor vielen, vielen Jahren, so könnte die Geschichte beginnen. Damals wohnte Mechthild Cuypers mit ihrer Familie tatsächlich in dem kleinen, windschief wirkenden Haus auf der Neustraße. "Unsere Kinder haben dort die ersten Jahre verbracht", sagt die Issumerin. Und diese Jahre stecken voller Erinnerungen. An die schattenspendende Buche, die Schaukel im Haselnussbaum und die Brombeerhecke, an der man sich im Spätsommer nach Herzenslust bedienen konnte. Irgendwann wurde das Haus für die Familie zu klein. Später stand es fünf Jahre leer, bevor die Familie dem Leerstand ein Ende bereitete. Für die Freunde von Mechthild Cuypers war das übrigens keine Überraschung. "Immer wenn Freunde zu Besuch waren, bin ich mit denen dort vorbei und habe erzählt, das wir dort einmal gewohnt haben, in unserem alten Knusperhäuschen", sagt die Hausbesitzerin lächelnd. Aufgefallen ist ihr das lange Verliebtsein erst hinterher, nach den schlaflosen Nächten. "Das kannste nicht einfach kaufen, da musste auch was tun", rotierte es in ihrem Kopf. Kaputte Fensterscheiben wurden ersetzt, Mäusekot entfernt. Boden und Dach sind mittlerweile neu. Es gibt den Wunsch, dass man auch die Fachwerkverstrebungen am Haus wieder sieht, freilegt.

Welchen Zweck das Häuschen haben sollte, war ihr schnell klar. "Das ist ein Haus für die Öffentlichkeit, für die Issumer", sagt sie. Weil es schön und alt und in seiner Art wertvoll ist. Ein kleines Museum mit handwerklichen Angeboten, davon habe sie geträumt. Es gibt Zeiten, da stehen vier oder fünf Spinnräder in dem kleinen Räumchen, mit Frauen, die sich an das alte Handwerk wagen. Oder es gibt Korbflechten im Garten. Oder die kleinen, feinen Sachen wie Blaudruck oder Weißsticken. "Wir hatten schon die dollsten Sachen hier", sagt die Issumerin. Musikabende, Lesungen, Vorträge und "Kaffee Kuchen Klatsch". "Wir haben einen festen Stamm an Helfern, sonst würde ich das auch gar nicht hinkriegen", sagt Mechthild Cuypers.

Fünf Jahre gibt es das Weiße Häuschen nun als Veranstaltungsort. Ein Wermutstropfen ist der Zustand der 235 Jahre alten Buche, immerhin Namensgeber der Veranstaltung "Buch(en)café". "Der Baum ist krank, hat einen Pilz", sagt Mechthild Cuypers traurig. "Das ist wie ein alter Mensch, der braucht jetzt Unterstützung." Um die wurde sich schon gekümmert. Jetzt heißt es abwarten.

Für das Weiße Häuschen gehen die Ideen nicht aus. So soll das Backhaus zu neuem Leben erweckt werden, um dort wieder Brot zu backen. Außerdem will die Idee mit dem kleinen Museum, in dem altes Handwerk ausgestellt wird und das alte Issum gezeigt wird, nicht aus Mechthild Cuypers' Kopf. "Wenn sich aus interessierten Issumern ein Arbeitskreis dazu bilden würde, das fände ich ganz schön", spricht sie aus, was sie bewegt. Aber erst einmal wird am 11. September das Fünfjährige gefeiert.

(RP)
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