Geldern Was wird jetzt aus dem alten Finanzamt?

Geldern · Klar ist bislang bloß, welche Pläne nicht verwirklicht werden: Es gibt kein Hotel, es gibt kein Hausärztezentrum. Die Stadt mahnt zur Geduld.

 Das Gebäude des ehemaligen Finanzamtes in Geldern.

Das Gebäude des ehemaligen Finanzamtes in Geldern.

Foto: Seybert

Eine herbe Enttäuschung ist der Verkauf des alten Finanzamts für alle, die selbst auf den Zuschlag gehofft hatten. So für die Familie Janssen vom See-Park-Hotel, die gerne ein Hotel dort eröffnet hätte. Bei dieser Planung hätte auch ein Hausärzte-Zentrum mit mehreren kooperierenden Haus- und Kinderärzten auf dem Grundstück etabliert werden sollen.

Mark Janssen, Chef des See-Park-Hotels, erwägt nun, die Fühler in andere Richtungen auszustrecken. "Wir sind nach wie vor an einem Hotelprojekt interessiert", sagt er. "Der Standort war eine Option, aber das heißt nicht, dass es nicht noch andere gibt." Genauere Gedanken wolle er sich darüber aber erst machen, wenn das Verfahren um das alte Finanzamt wirklich vorbei ist: "Das Bieterverfahren ist erst abgeschlossen, wenn der Kaufvertrag unterzeichnet ist", so Janssen.

 Die Politik kann ungewollte Projekte noch stoppen, sagt Bürgermeister Sven Kaiser.

Die Politik kann ungewollte Projekte noch stoppen, sagt Bürgermeister Sven Kaiser.

Foto: Klatt

Hinter der Idee für ein Hausärzte-Zentrum steht der Gelderner Allgemeinmediziner Arne Kleinstäuber. Es sei "enttäuschend, dass das Land Nordrhein-Westfalen Sachen nur nach Bestpreis vertickert - ganz egal, welches Projekt dahinter steht", sagt er. "Ich glaube keinem Politiker, der sagt, wir müssen was für die Hausärzte tun. Jetzt wäre die Gelegenheit gewesen, und die hat man verstreichen lassen." Kleinstäuber wollte eine Praxis eröffnen, in der Haus- und Kinderärzte kooperieren und angestellte Ärzte arbeiten können, auch in Teilzeit. Das sollte attraktive Posten für Mediziner auf dem Land schaffen. Ob sich seine Idee anderswo verwirklichen lassen könnte, ist unklar. Er wolle keine Türen zuschlagen, sagt Kleinstäuber, aber es sei kein ähnlich geeigneter Standort in Sicht: "Ich habe zur Zeit keinen Plan B."

Spekulationen darüber, wer die Immobilie gekauft haben könnte, gehen in alle Richtungen. Der umtriebige Investor Josef Schoofs war es schon mal nicht, lässt er auf Anfrage wissen. Man habe sich nicht beworben, teilt die Schoofs-Gruppe mit: "Uns ist auch nicht bekannt, wer einen etwaigen Zuschlag erhalten hat und welche Pläne in diesem Zusammenhang verfolgt werden."

 Enttäuscht vom Land NRW ist der Gelderner Arzt Arne Kleinstäuber.

Enttäuscht vom Land NRW ist der Gelderner Arzt Arne Kleinstäuber.

Foto: Seybert Gerhard

Seit langem schwirrt das unbestätigte Gerücht durch Geldern, jemand wolle das Gebäude zum Wohnheim für Saisonarbeiter machen. So könnte sich auch ein relativ stattlicher Kaufpreis rentieren: Da das Haus schon für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt wurde, wären die Umbau-Kosten womöglich überschaubar.

Bürgermeister Sven Kaiser plädiert für Gelassenheit. "Wenn da irgendwas kommt, was uns nicht gefällt, werden wir mit der Politik alles tun, um das zu verhindern. Da hat man ja mit dem Bau- und Planungsrecht einige Möglichkeiten", sagt er.

 Mark Janssen sucht weiter einen Standort für ein neues Hotel.

Mark Janssen sucht weiter einen Standort für ein neues Hotel.

Foto: Klatt, Seybert (2)

Nichtsdestotrotz ist er nicht glücklich, dass es nun einen großen Unbekannten gibt, der sich das Filetstück der Innenstadt gesichert hat. Vor der Versteigerung hätte die Stadt noch die Chance gehabt, die Immobilie zu günstigen Konditionen selbst zu kaufen. Sie wäre dann aber für bis zu 25 Jahre auf "öffentliche Zwecke" festgelegt gewesen.

"Wir haben das ja damals intensiv beraten, und die Politik hat sich dagegen entschieden", sagt Kaiser jetzt. Bis heute wisse er nicht, welche "öffentlichen Zwecke" man hätte verfolgen wollen. Außerdem habe es ja mit Janssen und Kleinstäuber Interessenten gegeben, deren Projekt man gut fand. Letzteres habe man dem Land übrigens auch sehr deutlich gemacht.

Eine letzte Möglichkeit gibt es übrigens grundsätzlich auch noch: Die Stadt könnte in letzter Minute ein Vorkaufsrecht geltend machen, so Kaiser. Das heißt: Sie könnte die Immobilie zu exakt den Konditionen erwerben, die der erfolgreiche Käufer ausgehandelt hat. Sie "kapert" sozusagen den Kaufvertrag.

(RP)
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