Ausblick auf 2020: Kommunalwahl Der Kampf um die Rathäuser

Gelderland · In mindestens drei Kommunen im Gelderland wird es nach der Wahl am 13. September neue Bürgermeister geben. Und nachdem Stichwahlen weiterhin möglich sind, könnte die Entscheidung in einer Gemeinde erst im Nachsitzen fallen. Die Räte dürften nach der Kommunalwahl bunter werden.

 Am 13. September dürfen die Bürger über die Zusammensetzung der Kommunalparlamente entscheiden.

Am 13. September dürfen die Bürger über die Zusammensetzung der Kommunalparlamente entscheiden.

Foto: dpa/Silas Stein

Politisch wird 2020 für die Menschen zwischen Weeze und Wachtendonk ein spannendes Jahr. Denn sie sind aufgerufen, am 13. September neue Gemeindeparlamente und die Bürgermeister zu wählen. Nachdem die Rathaus-Chefs von Straelen, Wachtendonk und Weeze auf eine erneute Kandidatur verzichtet haben, werden die Menschen dort eine andere Verwaltungsspitze bekommen. Und nachdem der Verfassungsgerichtshof in Münster das Gesetz der Landesregierung zur Abschaffung der Stichwahl kassiert hat, könnte die Entscheidung über einen neuen Bürgermeister erst im Nachsitzen fallen. Ein Ausblick zu den Verhältnissen in den sieben Kommunen des Gelderlands.

GELDERN In der Landlebenstadt hat der Kommunalwahlkampf schon im Jahr 2019 begonnen. Bürgermeister Sven Kaiser (CDU) und SPD-Bürgermeisterkandidatin Ulrike Michel lieferten sich im Dezember ein Fernduell. In einem RP-Interview hatte die Herausforderin am Bürgermeister heftige Kritik geübt. Sie machte schlechte Stimmung im Rathaus aus und unterstellte, Bürgervorschläge würden nicht ernst genommen. Kaiser wehrte sich, ebenfalls in der RP, einige Tage später, bezeichnete die Vorwürfe zum Teil als „Unverschämtheit“. Das lässt auf hitzige Rededuelle bei den zu erwartenden Podiumsveranstaltungen schließen. Ansonsten hielten sich die Parteien bisher bedeckt. Sie dürften in den nächsten Wochen damit beschäftigt sein, Kandidaten für die einzelnen Bezirke zu gewinnen. Die Mehrheitsverhältnisse im Gelderner Stadtrat dürften sich nicht grundlegend verändern.

KEVELAER Dominik Pichler, und sonst? Das ist die Frage aller Fragen in der Marienstadt. Der Amtsinhaber hat bereits angekündigt, wieder antreten zu wollen. Er will aus dem Amt heraus kandidieren und bewusst ohne Auftrag einer bestimmten Partei in den Wahlkampf gehen. Bereits vor fünf Jahren war der SPD-Politiker ohne Logo seiner Partei angetreten und hatte so das Kunststück geschafft, den CDU-Amtsinhaber aus dem Büro zu drängen. Und vom Parteibuch ist vom Bürgermeister wenig zu spüren, er stimmt mit und gegen die SPD, pflegt seinen ganz eigenen Stil. Der kommt offenbar an, denn bislang sieht es nicht so aus, als wenn es einen Gegenkandidaten geben wird. Die CDU will sich Anfang des Jahres positionieren. Fraktions-Chef Paul Schaffers hat bereits mehrfach betont, dass er sich durchaus vorstellen kann, auch Pichler zu unterstützen. Ähnliche Kommentare sind bislang auch von den anderen Fraktionen zu hören. Und langsam wird die Zeit knapp, um noch einen aussichtsreichen Gegenkandidaten aufzubauen.

STRAELEN Die spannende Frage in der Blumenstadt lautet: Wird die absolute Mehrheit der CDU im Stadtrat gebrochen? 2020 wollen die vier Oppositionsparteien dieses Ziel endlich erreichen. Und gleichzeitig auch dafür sorgen, dass der Chef der Stadtverwaltung nicht mehr von der CDU kommt. Nachdem Bürgermeister Hans-Josef Linßen (CDU) auf eine erneute Kandidatur verzichtet hat, müssen auch die Christdemokraten einen Bewerber finden. Fünf Interessenten haben sich in dem offenen Verfahren gemeldet. Im März will die CDU ihren Kandidaten oder ihre Kandidatin aufstellen. Noch 2019 wollten SPD, FDP, Freie Wähler und GO/Grüne ihren ebenfalls in offenem Verfahren gesuchten gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten bekanntgeben. Noch aber ist das nicht geschehen. Ein Indiz, dass die Suche nach einem aussichtsreichen Bewerber sich schwierig gestaltet. Viele Unbekannte gibt es also noch in der Blumenstadt.

WEEZE Eine Institution tritt ab: Ulrich Francken hat erklärt, dass er im September nicht mehr antreten wird. Und glaubt man den Kommentaren aus der Politik kam die Entscheidung für alle völlig überraschend. Es ist kein Geheimnis, dass Francken durch seine ruhige, sachliche Art hohes Ansehen in der Gemeinde genießt. Die Wiederwahl wäre vermutlich nur eine Formsache gewesen. Jetzt werden die Karten neu gemischt. Guido Gleißner wird vom CDU-Vorstand favorisiert und will sich von den Mitgliedern nominieren lassen. Spannend wird sein, ob die anderen Fraktionen mit einem eigenen Kandidaten ins Rennen gehen. Bei der Haushaltsverabschiedung gab es bereits die Konstellation „CDU gegen den Rest des Rates“, Vorzeichen für den Wahlkampf?

KERKEN Es sieht derzeit so aus, also sollte wie schon 2015 neben Dirk Möcking (parteilos) kein weiterer Name auf dem Zettel für die Bürgermeisterwahl stehen. Im Rat könnten sich die Mehrheitsverhältnisse aber verschieben. Die Grünen treten an, bei der Europawahl holten sich über 23 Prozent der Stimmen in Kerken. Kommt noch die AfD hinzu, bleibt abzuwarten, ob es noch für eine absolute Mehrheit der CDU reicht. Ziel der Christdemokraten muss es sein, wieder alle Wahlbezirke zu gewinnen.

ISSUM Ein ähnliches Bild bietet sich in Issum, was die Bürgermeisterfrage betrifft. Amtsinhaber Clemens Brüx tritt wieder an und kann auf die Unterstützung von CDU und SPD bauen. Die FDP, die Brüx bei der ersten Kandidatur als erste Issumer Partei unterstützt hatte, ist nicht mit im Boot. Aber nicht, weil sie auf einen Gegenkandidaten setzt. Thomas Wittenburg, Pressesprecher des Ortsverbandes, und Fraktionsvorsitzende Brigitte Viefers betonten gegenüber unserer Redaktion, dass dies keine Unzufriedenheit mit der Arbeit des Verwaltungschefs bedeute. „Der ausschlaggebende Punkt für diese Entscheidung war, dass wir grundsätzlich keinen Sinn darin sehen, einen Kandidaten zu unterstützen, der keinen Gegenkandidaten hat“, erläutert Wittenburg. Issums Rat könnte bunter werden. Im September haben die Grünen einen Ortsverband gegründet. Es bleibt abzuwarten, ob sie in den Stimmbezirken Kandidaten rekrutieren können.

Was in den Kommunen bei der Kommunalwahl im September zu erwarten ist.
Foto: grafik
 Die Rathäuser von (v.l.) Geldern, Kevelaer, Straelen, Weeze, Kerken, Issum und Wachtendonk.

Die Rathäuser von (v.l.) Geldern, Kevelaer, Straelen, Weeze, Kerken, Issum und Wachtendonk.

Foto: van Offern, Markus (mvo)
 Rathaus Wachtendonk

Rathaus Wachtendonk

Foto: Kreis-Wfg/WfG
 Das Issumer Rathaus

Das Issumer Rathaus

Foto: Bianca Mokwa
 Tannenbaum Rathuas Nieukerk kerken möw

Tannenbaum Rathuas Nieukerk kerken möw

Foto: Dirk Möwius
 Rathaus Weeze Umbau, Außenaufnahme  © gerhard seybert Für die Publizierung dieses Fotos im Internet, oder anderen Medien (Druck oder elektronisch) bedarf es einer Lizenzierung.  c/o:  Gerhard Seybert St.-Nikolaus-Straße 6 47608 Geldern 02831/8585 0171/3432788 Germany Phone: +49 171/3432788 +49 2831/8585 www.derpressefotograf.de

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Foto: Seybert, Gerhard (seyb)
 Rathaus Straelen  © gerhard seybert Für die Publizierung dieses Fotos im Internet, oder anderen Medien (Druck oder elektronisch) bedarf es einer Lizenzierung.  c/o:  Gerhard Seybert St.-Nikolaus-Straße 6 47608 Geldern 02831/8585 0171/3432788 Germany Phone: +49 171/3432788 +49 2831/8585 www.derpressefotograf.de

Rathaus Straelen © gerhard seybert Für die Publizierung dieses Fotos im Internet, oder anderen Medien (Druck oder elektronisch) bedarf es einer Lizenzierung. c/o: Gerhard Seybert St.-Nikolaus-Straße 6 47608 Geldern 02831/8585 0171/3432788 Germany Phone: +49 171/3432788 +49 2831/8585 www.derpressefotograf.de

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)
 Platz vor dem Rathaus

Platz vor dem Rathaus

Foto: Evers, Gottfried (eve)

WACHTENDONK Bunt ist der Wachtendonker Gemeinderat mit fünf politischen Gruppierungen seit geraumer Zeit schon. Und bunt ist auch das Tableau der Bürgermeisterkandidaten. Die Wachtendonker haben die Wahl zwischen dem parteilosen Alexander Pasch, der für die CDU antritt, Frank Isler (SPD), Ludwig Ramacher (Bündnis 90/Grüne), Paul Hoene (WBV) und dem parteilosen Einzelkandidaten Berthold Perret. Das riecht ganz nach einer Stichwahl.

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