Unsere Woche Der Kurs der Kirche

Meinung | Gelderland · Einer der Gründe, weshalb immer mehr Menschen der Institution Kirche den Rücken kehren, sind die eklanten Missstände im Umgang mit sexuellem Missbrauch.

 Die beiden Kirchtürme von St. Marien und St. Antonius Kevelaer.

Die beiden Kirchtürme von St. Marien und St. Antonius Kevelaer.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die Kirche, die katholische zumal, kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus. Selten sind sie positiv. Und in vielen Fällen trägt die Institution ein gerüttelt Maß an Mitschuld daran.

Das gilt nicht für die Bilanz der diesjährigen Kevelaerer Wallfahrtszeit. Hier wurden die Organisatoren von der Corona-Pandemie ebenso geknebelt wie Veranstalter zum Beispiel im Kulturbereich. Kontakte sind weiterhin nur eingeschränkt möglich, wenn auch nicht so strikt unterbunden wie während der Lockdowns. Das Gemeinschaftsgefühl beim Gang zur „Trösterin der Betrübten“ fehlte nicht selten, manche Gruppen blieben ganz weg. Am Montag wird die Pilgerpforte geschlossen. Bleibt zu hoffen, dass im nächsten Jahr die von Wallfahrtsrektor Gregor Kauling vermissten „Gänsehautmomente“ wieder möglich werden.

Im Zusammenhang mit einem früheren Wallfahrtsrektor werden die Kevelaerer Kommunalpolitiker bald zu entscheiden haben. In der Debatte um Missbrauchsvorwürfe gegen Heinrich Maria Janssen während seiner Amtszeit als Bischof von Hildesheim geht es um die Frage, ob in der Wallfahrtsstadt eine nach ihm benannte Straße umbenannt werden soll. Janssen selber hat ein Gutachten keinen sexuellen Missbrauch zuordnen können, wohl aber eklatante Missstände im Umgang mit Missbrauch konstatiert. Täter bekamen Zuwendung und Schutz, Opfer erhielten keine Hilfe. Dieses Verhalten, auch in anderen solcher Fälle, ist ein wichtiger Grund, warum immer mehr Menschen der Institution Kirche den Rücken kehren.

Immer weniger Kirchgänger gibt es und immer weniger Seelsorger. Das zwingt die Kirche zu neuen Lösungen, will sie handlungsfähig bleiben. Bei der Suche nach einer neuen Struktur ist die Rede von pastoralen Räumen. Mehrere Gemeinden sollen in größeren Einheiten zusammengefasst werden, ohne dass es zu Pfarrei-Fusionen kommt.

Die Gefahr, dass die Kirche sich noch mehr von den Menschen entfernt, ist groß. Eine Wendung zum Besseren wird es nur geben, wenn die fundamentalen Probleme und überholten Regelungen beseitigt werden.


Michael Klatt

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