Wachtendonk Wachtendonker melkt um die Wette

Wachtendonk · Michael Klümpen ist startklar für den Bundeswettbewerb im Melken. Der 19-Jährige belegte auf Landesebene den zweiten Platz. Das Rüstzeug erhielt er im heimischen Betrieb. Der junge Mann möchte Landwirt werden.

 Michael Klümpen (19) lernte die Melktechniken im heimischen Betrieb. 150 Kühe besitzen seine Eltern. Hier melkt der NRW-Vize-Meister gerade eine von ihnen. Klassische Handarbeit gibt es dabei kaum noch – in nahezu allen Betrieben unterstützen Melkmaschinen die Landwirte.

Michael Klümpen (19) lernte die Melktechniken im heimischen Betrieb. 150 Kühe besitzen seine Eltern. Hier melkt der NRW-Vize-Meister gerade eine von ihnen. Klassische Handarbeit gibt es dabei kaum noch – in nahezu allen Betrieben unterstützen Melkmaschinen die Landwirte.

Foto: gerhard seybert

Statt eines Pokals gab es für Michael Klümpen 1000 Kilogramm Kalk. Den erhielt er für den zweiten Platz beim Wettmelken der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Die eine Tonne Kalk kann der 19-jährige Wachtendonker im heimischen Milchviehbetrieb quitt werden. "Kalk wird aus hygienischen Gründen unter das Stroh gemischt", erklärt der angehende Landwirt, der sich über eine Kuh als Gewinn mehr gefreut hätte. Die hätte sich dann zu den 150 Kühen auf dem heimischen Hof in Wachtendonk gesellen können.

Andererseits sah es zunächst gar nicht so aus, dass der Wachtendonker beim Wettbewerb überhaupt mitmachen könnte. "Normalerweise nehmen daran nur Fachschüler teil", sagt Klümpen. Er ist hingegen ein ganz normaler Auszubildender. Aber weil sein Vater Hermann davon überzeugt ist, dass sein Sohn ein ziemlich guter Melker ist, fragte er sich durch, mit Erfolg.

Zunächst landete Michael Klümpen auf der Reserveliste, bis das Quäntchen Glück und seine Beharrlichkeit ihn doch unter die 16 Teilnehmer brachte. Die stammten aus ganz Nordrhein-Westfalen, darunter auch vier Frauen. Aufgabe des Wettbewerbs war einerseits das Wettmelken, also möglichst viel Milch in kurzer Zeit zu erhalten. Dabei kamen nicht Melkschemel und Eimer zum Einsatz, sondern moderne Technik.

Aber es ging nicht nur um den richtigen Umgang mit den Maschinen — bewertet wurde auch das allgemeine Verhalten beim Melken. "Damit die Kuh sich nicht erschrickt, wird ihr erst über das Bein gestrichen, um ihr zu zeigen: Ich bin da", erklärt der Vize-Wettmelker. Ihm ist es wichtig, eine Lanze für die Landwirtschaft zu brechen. Kühe sind für ihn Lebewesen und nicht reine Milchgeber. Auch wenn er zugibt, die 150 Kühe auf dem elterlichen Betrieb nicht alle mit Namen zu kennen.

Die Kuh sei ohnehin ein besonderes Lebewesen. "Eine Herausforderung", nennt der angehende Landwirt den Umgang mit dem Paarhufer. "Wenn wir der Kuh viel Komfort und Liebe geben, dann gibt sie auch viel zurück", nennt er das Prinzip des Gebens und Nehmens. "Die Kuh gibt dann auch Milch und wird nicht krank." 10 000 Liter Milch liefert eine Kuh im Jahr.

Abgefragt wurde beim Wettbewerb auch allgemeines Wissen über die Landwirtschaft. Als weiteres mussten die Wettbewerbsteilnehmer einen "Schalm-Test" durchführen. "Der zeigt die Zellen in der Milch an. Daraus lässt sich ablesen, ob die Kuh eine Euterentzündung hat", erklärt der angehende Landwirt. Allerdings hat es ein paar Jahre gedauert, bis sein Berufswunsch sich festigte. "Als Kind mit Kettcar wollte ich immer Lohnunternehmer werden", erinnert er sich. Die Arbeit auf dem heimischen Hof lief immer nebenher, war Routine.

Ein Praktikum im Groß- und Einzelhandel öffnete ihm die Augen: Nicht das Büro, sondern der Hof und die Arbeit mit den Tieren war sein Terrain. "Wenn alle Kühe zufrieden am Trog stehen, hat es sich gelohnt, früh aufzustehen", sagt Klümpen. Die Ausbildung zum Landwirt hat er so gut wie beendet. Als nächstes geht es für den Vize-Meister im Wettmelken aber hoch in den Norden zum Bundeswettbewerb ins Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Chancen rechnet er sich nicht aus, aber vielleicht hilft wieder das berühmte Quäntchen Glück.

(bimo)
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