Gelderland Volle Ambulanz an den Wochenenden

Gelderland · Immer mehr Patienten melden sich samstags und sonntags im Krankenhaus mit akuten Beschwerden. Seit einem Jahr ist zudem der ärztliche Notdienst neu organisiert. Obmann Dr. Reinhard Raddant zieht eine erste Bilanz.

 Auch Dr. Reinhard Raddant leistet in seiner Praxis regelmäßig Wochenend-Dienste. Er ist Obmann der niedergelassenen Ärzte in Geldern.

Auch Dr. Reinhard Raddant leistet in seiner Praxis regelmäßig Wochenend-Dienste. Er ist Obmann der niedergelassenen Ärzte in Geldern.

Foto: Seybert

Rund ein Jahr ist es her. Damals warnte Dr. Reinhard Raddant, Obmann der niedergelassenen Ärzte in Geldern, vor den Folgen der Neuorganisation des ärztlichen Notdienstes. Seit dem 1. Januar des vergangenen Jahres ist nun am Wochenende nur noch ein Arzt für alle Patienten in Geldern, Issum und Kerken zuständig. Mit entsprechend langer Anfahrt und damit verbundenen Wartezeiten.

Inzwischen klingt Raddant zuversichtlicher. "Es hat sich für uns Ärzte nicht wahnsinnig viel verändert", zieht er eine erste Bilanz. Denn während sich zuvor 40 Ärzte die Notdienste teilen mussten, sind es inzwischen fast 60. Dadurch verringert sich die Zahl der Wochenenddienste für den einzelnen Arzt. Allerdings: "Wer Dienst hat, der startet schon müde in die folgende Woche", gibt Raddant zu bedenken.

Wenngleich der Dienst, auch das hat der Obmann im Gespräch mit seinen Kollegen herausgefunden, insgesamt etwas ruhiger geworden sei. Viele Patienten, vermutet er, überlegen sich nun gründlicher, ob sie sich wirklich so krank fühlen, dass sie entweder eine lange Wartezeit auf den diensthabenden Arzt in Kauf nehmen oder aber eine lange Fahrt zur jeweiligen Praxis.

Vor einem Jahr hatte Raddant befürchtet, dass mehr Patienten nun direkt den Notruf wählen, um den Krankenwagen zu rufen. Ruth Keuken, Pressesprecherin des Kreises Kleve, legte gestern die Einsatzzahlen der vergangenen Jahre vor. Der Rettungstransportwagen (RTW) musste 2011 insgesamt 15354 Mal ausrücken, in 2012 waren es 16261 Einsätze, im vergangenen Jahr — nach der Neuorganisation des ärztlichen Notdienstes — fuhr der RTW 17179 Mal. Dabei musste 7267 Mal zusätzlich der Notarzt mitfahren, gegenüber 7111 Einsätzen in 2012 und 6651 Alarmierungen im Jahr 2011. Insgesamt hat es also eine Steigerung gegeben.

Einen Anstieg der Patientenzahlen, die am Wochenende ambulant im Gelderner Krankenhaus behandelt werden, bestätigt Dr. Frank Kuczera. Der Ärztliche Direktor des Clemens-Hospitals führt dies aber nicht auf den geänderten Notdienst zurück.

"Die Patientenzahlen an Wochenenden sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen", sagt der Mediziner. Kuczera führt dies auf die höhere Risikobereitschaft beispielsweise beim Sport zurück — beispielsweise mit BMX-Rädern oder auf Inlinern. "Das können wir am Wochenende gut bemerken", sagt der Chefarzt der Geriatrie weiter.

Ebenfalls ein Grund für den Anstieg der Patientenzahlen am Wochenende seien der Großteil der Versorgung für Kinder im Krankenhaus sowie die Bereitschaft, sich bei Beschwerden schneller untersuchen zu lassen als früher. Kuczera: "Das ist von uns gewollt gewesen, wenn beispielsweise plötzlich ein Druckgefühl im Brustkorb auftritt."

(RP)
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