Geldern Volker Streck sagt "Adieu"

Geldern · Nach 42 Jahren im Schuldienst geht der Gelderner Lehrer in Pension. Zuletzt war er pädagogischer Konrektor an der Realschule an der Fleuth. Sein Handwerk lernte er an der Anne-Frank-Schule.

 Volker Streck räumt sein Büro. Der langjährige Konrektor der Realschule an der Fleuth wird heute verabschiedet.

Volker Streck räumt sein Büro. Der langjährige Konrektor der Realschule an der Fleuth wird heute verabschiedet.

Foto: Seybert

Es klopft an der Tür. Zwei Mädchen fragen, ob sie einen Tennisball haben können. Volker Streck sucht und verneint. "Ich hätte euch gerne unterstützt. Aber es ist schon ziemlich ausgeräumt", sagt er und zuckt entschuldigend mit den Achseln. Der pädagogische Konrektor der Realschule an der Fleuth geht nach 42 Jahren in Ruhestand, die meisten Sachen sind gepackt.

Heute Abend heißt es Abschied nehmen. Mit dabei sind die Schüler seiner allerersten Klasse. Auf die traf er 1976 mit 23 Jahren an der Anne-Frank-Hauptschule, seine erste Stelle. "Meine Lehrwerkstatt, da habe ich mein Handwerk gelernt", sagt Streck. "Sechs Jahre mal 40 Wochen mal 20 Schulstunden", rechnet er vor, wie viel Zeit er mit dieser ersten Klasse und vielen folgenden als Klassenlehrer verbracht hat.

Schnell merkte er, Unterricht ist nicht alles. "1981 bekamen wir für den Schulgarten an der Anne-Frank-Schule einen Umweltpreis. Das war so eine Erfahrung, Schülern außerhalb des Unterrichts begegnet zu sein." Und diese Erfahrung, die wirkte sich positiv aus, auch in den Schulstunden. "Diese Begegnung von Kindern auf einer anderen Ebene war immer hilfreich, weil Lehrer-Sein mehr ist als Unterricht", sagt Streck. "Es heißt auch Kinder begleiten und begleitet zu werden." Er wäre nicht der, der er heute ist, ohne diese Spuren, die Dinge, die ihn positiv beeindruckt haben bei seinen Schülern. "Ich akzeptiere dich, so wie du bist, aber ich akzeptiere nicht immer, was du tust", lautete sein Motto: ein grundsätzliches Zutrauen in die Schüler.

Gelernt hat er Grund- und Hauptschullehrer. Später stockte er auf, hat nebenberuflich Lehramt für Sekundarschule in Bonn studiert. "Die Zeichen des Endes der Hauptschule waren schon Ende der 90er Jahre sichtbar. Es war eine Abstimmung mit den Füßen. Es gab einen unglaublichen Einbruch der Schülerzahlen", sagt er. Zu Beginn seines Berufslebens gingen noch 60 Prozent der Schüler von der Grund- zur Hauptschule.

1999 traf er Hans-Peter Bappert, den neuen Schulleiter der Realschule an der Fleuth, auf dem Gelderner Markt. "Wenn du dein Leben verändern möchtest, geh zum Frisör", sagt Streck dazu lachend. Denn eigentlich hatte er an dem Tag genau das vor. Nach dem Gespräch mit Bappert ging er zur Realschule an der Fleuth, baute sie mit auf.

Immer dabei, schon zu seiner Zeit an der Hauptschule, war die Musik. An seiner neuen Schule gründete er "Pink Fleuth". Auch wenn er Platten von Pink Floyd zu Hause habe, ging es mehr um die verbale Spielerei bei dem Schulbandnamen. Im vergangenen Jahr gab die Band ihr Abschlusskonzert. Aber "Schulalarm" unter der Leitung von Rüdiger Germer setze die gute Tradition, Musik zu Entlassfeiern als schuleigene Band zu spielen, fort.

Was bleibt ist auch der deutsch-polnische Austausch, den er zusammen mit Kollegen koordiniert hat, und die Allee, die an der Fleuth entstanden ist, weil in jedem Jahr ein Baum gepflanzt wird. "Ein Stück symbolisiert es das Wachsen unserer Kinder", sagt er stolz.

42 Dienstjahre liegen hinter ihm. "Ich hatte immer verlässliche Kollegen, fürsorgliche Schulleiter und liebenswerte Kinder", fasst er seine Erinnerungen dankbar zusammen. Mit 65 Jahren ist es an Volker Streck, etwas Neues zu beginnen. "Die nächste Phase, die muss ich, glaube ich, lernen", sagt er über den Ruhestand. In Schulbüchern wird er dazu schwer etwas finden. "Ich soll mich erst einmal entschleunigen", sagt er. Das habe er sich selbst auferlegt. Mit seiner Frau wolle er die weißen Flecken auf der Landkarte erwandern oder erradeln, der Staudengarten daheim wartet auf ihn, und er will "mal endlich vernünftig Französisch lernen". Der Schalkefan wünscht sich, viel Musik mit Gleichgesinnten zu machen, die Gitarre ist griffbereit. Eine mit Unterschriften der Mitglieder von Pink Fleuth hängt noch im Büro und wird bald eingepackt.

(RP)
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