Weltreise durch Wohnzimmer Von Geldern aus nach Sardinien

GELDERN · Bei der Veranstaltung „Weltreise durch Wohnzimmer“ war die Familie van den Berg Gastgeber.

 Isabella van den Berg mit Leckereien aus ihrer sardischen Heimat

Isabella van den Berg mit Leckereien aus ihrer sardischen Heimat

Foto: Evers, Gottfried (eve)

„Komm’ ein bisschen mit nach Italien“, der Hit von Catarina Valente kommt spontan in den Sinn, als Isabella van den Berg mit Mann Norbert und Schwester Graziella von ihrem Heimatland Italien schwärmt. Unter dem Motto „Weltreise durch Wohnzimmer“ sind sie die munteren Reiseleiter in Geldern, die ihre Gäste mit auf große Fahrt nehmen und dazu italienische Leckereien in ihrem Wohnzimmer anbieten. Reisen macht hungrig.

Die Volkshochschule (VHS) Gelderland ist Anbieter dieser Reise ohne Koffer. Viele Länder wurden schon in heimischen Wohnzimmern vorgestellt, zum Beispiel Ghana und Nord-Indien. „Wir haben schon spannende Wohnzimmerreisen erlebt“, sagt dazu Andrea Clanzett von der VHS.

1969 kamen die „Reiseleiterinnen“ Isabella und Graziella nach Deutschland. „In Sardinen gab es keine Arbeit. Von Geldern im Schlaraffenland mit viel Arbeit erzählte ein Cousin meinem Vater“, erinnert sich Isabella, die damals gerade ihr Abitur hatte und bereits Kunst studierte. „Ich brach alles ab, denn ich wollte bei meiner Familie sein.“

Die Familie kam im nebligen November in Deutschland mit dem Zug an. „Wir haben geweint. Wir kannten keinen Nebel und kein Glatteis. Bei uns ist der Winter mild“, erzählt Isabella. Ihre Eltern meisterten die Herausforderung, richteten sich ihr neues Leben mit Arbeit und einem deutschen Freundeskreis ein. Landsleute gab es kaum. „Wir hatten eine italienische Eisdiele in Geldern. Italienische Lebensmittel gab es überhaupt nicht“, so Graziella. Sie war damals sechs Jahre alt und durfte erst dann in die Grundschule, als sie ausreichend Deutsch sprach.

In den Ferien ging es mit vier Kindern im hochbeladenen Auto zurück in die Heimat. Der Wunsch der Eltern, Jahre später wieder nach Sardinien zurückzukehren, scheiterte. Heimat, Familie und Freunde hatten sich verändert. „Wir kehrten nach Deutschland zurück und fingen nochmals neu an. Ich kam problemlos in meine alte Klasse zurück“, so Graziella. Gäste erfahren aus erster Hand vom Leben auf Sardinien, den landestypischen Produkten. „Wir haben keine Industrie, sondern leben von der Landwirtschaft und vom Tourismus“, sagt Isabella über die Mittelmeerinsel von der Größe Belgiens.

„Diese Wohnzimmerreisen schlagen Brücken. Sie sind ein Beitrag zur Verständigung und dienen dem kulturellen Austausch“, sagt Andrea Clanzett. Länder wie Norwegen und Syrien standen bereits auf dem Reiseplan, der über den bundesweiten Verein „Weltreise durch Wohnzimmer“ angeboten wird. Ein spezieller Reisepass dokumentiert mit Stempel die Reiseziele der Teilnehmenden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort