Unternehmen aus Straelen stellt sich teilweise um Visiere gegen das Virus

Straelen · Zum Schutz vor der Corona-Pandemie hat der Verpackungshersteller Schäfers aus Straelen seine Produktion teilweise anders ausgerichtet. Dort werden jetzt auch leichte Schutzhüllen gestanzt.

 Wolfgang Schäfers trägt ein Visier, ebenso wie die Schaufensterpuppe.

Wolfgang Schäfers trägt ein Visier, ebenso wie die Schaufensterpuppe.

Foto: Evers, Gottfried (eve)/Evers

Die beiden Menschen stehen näher beieinander, als es zu Corona-Zeiten erlaubt ist. Längst keine anderthalb Meter ist der Mann von der Frau entfernt. Muss er auch nicht. Denn bei der Dame handelt es sich um eine Schaufensterpuppe. Und die trägt, ebenso wie ihr Gegenüber, ein transparentes Visier vorm Gesicht.

Das stammt aus der Firma des Mannes. Wolfgang Schäfers heißt er und ist Inhaber der Schäfers Sicht & Blisterpack GmbH & Co KG. Das ist ein Familienunternehmen mit Sitz in Straelen, das zu „normalen“ Zeiten Klarsichtverpackungen für die europäische Markenartikelindustrie herstellt. Doch die Zeiten sind nicht normal, und so hat Schäfers die Produktion teilweise umgestellt.

Statt Hüllen für Süßwaren, Kosmetik und Spirituosen werden im Zwei-Schicht-Betrieb des Unternehmens auch Visiere zum Schutz der Menschen vor dem Coronavirus hergestellt.

„Aufgrund der aktuellen Situation möchten auch wir einen Beitrag zum Schutz der Bevölkerung leisten“, heißt es seitens der Firma. Gerade jetzt, wo der Mundschutz Pflicht geworden ist, seien diese Visiere besonders gut für das längere Tragen geeignet. „Sie sind auf jede Kopfgröße einstellbar, bis hinunter zu Grundschulkindern“, erklärt Schäfers.

Auf die Idee, einen Teil der Produktionskapazität der Herstellung von Visieren zu widmen, kam der Firmenchef im Februar. Da sah er das Foto eines Zahnarztes, der einen Patienten behandelte und dabei eine Folienmaske trug, wie sie bei der Feuerwehr oder bei Sprengstoffentschärfern üblich sind. „Das müsste in einfacherer Form zu machen sein“, dachte sich Schäfers.

Das Material, PET-Kunststoff aus bis zu 80 Prozent recyceltem Material, sowie die Stanzmaschine waren vorhanden. Und Hygiene war für den Verpackungshersteller seit eh und je ein Thema. Nur dass es jetzt eben nicht nur um die Hüllen für Zahnbürsten, Schreibutensilien und edle Tropfen ging, sondern auch um eine leichte und durchsichtige Barriere vor den Gesichtern, die dem Virus den Weg versperrt.

Rund 200.000 Visiere hat Schäfers bisher hergestellt. „Die sind mit einem weichen Tuch und etwas Glasreiniger leicht zu säubern“, sagt er. Viele Exemplare hat er an einen Medizinvertrieb geliefert, viele auch an Distributeure, die den Schutz dann weiter vertreiben, zum Beispiel an Altenheime und Supermärkte.

Weitere Anfragen liegen bereits vor, zum Beispiel von einem Altenheim-Konsortium. „Es geht um Posten von 10.000 bis 20.000 Stück“, so Schäfers. An Krankenhäuser und Ärzte, die sich bei ihm melden, würde er kleinere Mengen auch verschenken.

Die Visiere sieht Schäfers als Geschäftszweig auf Zeit. „Spätestens bis Juli ist das Ding durch“, wagt er eine Prognose.

Die Verpackungen alleine bringen genug Arbeit. „Es gab keine Einbrüche“, beschreibt Schäfers die Lage. Im Gegenteil: In den ersten vier Monaten 2020 verzeichnete er ein Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Allein an Verpackungen für eine Schweizer Zahnbürstenfirma fallen pro Jahr 18 Millionen Stück an.

 Auf dieser Maschine werden die Visiere gestanzt. Rund 200.000 Stück wurden bisher hergestellt.

Auf dieser Maschine werden die Visiere gestanzt. Rund 200.000 Stück wurden bisher hergestellt.

Foto: Evers, Gottfried (eve)/Evers

Und trotzdem wirkt sich die Corona-Pandemie auch in diesem Betrieb aus. Seit Februar sind Verwaltung und Produktion strikt getrennt. Und die Feier zum 60-jährigen Firmenbestehen muss leider ausfallen.

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