Geldern Verkostung mit geschichtlichem Hintergrund

Geldern · Im Haus Deckers wird Huchel-Spargel serviert. Zwei Bauern haben sich entschieden, ihn anzubauen.

 Köchin Miriam Janßen und Bedienung Merle Spieske in der Küche von Haus Deckers.

Köchin Miriam Janßen und Bedienung Merle Spieske in der Küche von Haus Deckers.

Foto: Kriegel

War es wirklich das Geschmackserlebnis aus der Kindheit? Der Ur-Geschmack des Walbecker Spargels? Hans-Peter Gooren, einer von acht Mitgliedern des Huchel-Vereins, betonte während einer Verkostung im Haus Deckers, dass sie die ertragreicheren, Lim-Pflanzensorten nicht mit Huchel-Spargel in Konkurrenz bringen möchten. Der Verein steht seit im August 2016 mit Vorsitzendem Matthias Bremkens im Vereinsregister (die RP berichtete). "Wir haben für uns festgestellt: Beim Huchel ist der Geschmack anders, ein intensiver Geschmack, wie wir ihn aus unserer Kindheit kennen", erklärte Gooren, warum der Spargel-Gourmet-Kreis sich für eine Renaissance der alten Sorte engagiert.

Überzeugt war auch Spargelbauer Thomas Dercks, als er im März 2015 auf einer Fläche von zwei Morgen diese Setzlinge anlegte. Mit von der Partie ist Norbert Deckers, in dessen Restaurant Köchin Miriam Janßen jetzt diese Ernte - solange er noch gestochen werden kann - an speziellen Tagen auf der Speisenkarte führt.

"Zwei große Spargelbauern haben sich entschieden, für den "Huchel" eine kleine Fläche einzuräumen. Die Pflanze ist längst nicht so ertragreich wie die Lim-Sorten. Im Gasthof Mühlenhof gab es eine Blindverkostung. Sehr spannend war für uns das Ergebnis, dass sich ein großer Teil für Huchel ausgesprochen hatten", berichtet der Walbecker von einem vorsichtigen Annähern an das Geschmacks-Thema seitens der Walbecker Spargel-Vermarktung.

Als Überraschung stellte Gooren die Besucherin Gudrun Pfeil vor. Die Enkelin des "Spargelprofessors" erzählte lebhaft aus der Vita ihres Opas, der nach dem Krieg mit 64 Jahren in Walbeck eine neue Existenz aufbaute. Huchel stellte sein Schaffen ganz in die Entwicklung seiner Sorte. "Der Samen wurde an der Knüppelbrücke gewaschen. Für das Bestäuben hatten wir unsere "Liebeslaube mit Nesselchen". Getrocknet und gereinigt wurde der Samen an der Kokermühle. In zehn Jahren baute er seine Lizenz auf. Stolz war mein Opa, dass er den NRW-Forschungsauftrag erhielt. Beim Ernten wies er uns an, die Stangen an die Stichstelle zu legen. Er registrierte alles und nur die besten Pflanzen kreuzte er neu", erzählte die Düsseldorferin.

Sie sei damals nach ihrer Hochzeit eine der wenigen Frauen gewesen, die einen Führerschein besaß. Deshalb habe sie die Spargelzeit lange in Walbeck verbracht, um mit anderen Walbeckerinnen das "Weiße Gold" zu stechen und anzuliefern.

Heute, so bekennt sie, beschränke sich die Verbindung allein darin, den Huchel-Spargel auf dem Teller zu genießen. Zumindest die Meinung der rund 40 Testesser war zwar subjektiv, aber einstimmig: "Sehr lecker. Köstlich. Ein Genuss."

(mk)
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