Konzert in Geldern Unterhaltsame „Glühwürmchen“

Geldern · Das Ensemble aus Köln traf beim Neujahrskonzert des Kunstvereins Gelderland den Geschmack des Publikums. In der Aula der Gelderner Liebfrauenschule lebten zwei Stunden lang die goldenen 20er Jahre wieder auf.

 Das Ensemble „Glühwürmchen“ aus Köln.

Das Ensemble „Glühwürmchen“ aus Köln.

Foto: Veranstalter

Beim Neujahrskonzert des Kunstvereins Gelderland ging die Vorsitzende Inge Ruhs in der sehr gut gefüllten Aula der Liebfrauenschule auf den Wechsel der Räumlichkeiten ein: „Diese frisch renovierte Aula hat genau die richtige Größe für ein mittleres Publikum.“

Im legendären Kölner Jazzclub „Papa Joes Klimperkasten“ formierten sich 1990 die „Glühwürmchen“, die die Zuschauer mit schwungvollen Melodien und Couplets in einem über zweistündigen Konzert à la Gatsby grandios unterhielten. Das Programm der Musiker um Elke Buschmann mit Swing, Schlager und Kabarett im Stil der 1920er Jahre entführte das Publikum in eine goldene Vergangenheit, als allerdings ein Pfund Brot eine Milliarde Reichsmark kostete, wie eine Stimme aus dem Off verkündete. Es war die Zeit, die als „Tanz auf dem Vulkan“ in die Geschichte einging, die aber auch als der „Tanz auf der untergehenden Titanic“ anmutete.

Als Tanz war der „Original Charleston“ gemeint, bei dem sich Anne-Sophie Mundt mit zauberhaftem französischen Akzent und ihrer original Grammophongeige von 1923 präsentierte. Iris Lamouyette und Elke Buschmann beherrschten neben ihrem zauberhaften Gesang Akkordeon und Klarinette. Ihren Namen verdankt die sechsköpfige Gruppe dem Glühwürmchen-Idyll von Paul Lincke, bei dem es „flimmerte und schimmerte“ und auch englisch verswingt vorgetragen wurde. „Just a Gigolo“ gab es sogar mit einer Kölschen Strophe. Der wortspielerische Gesang „Ich steh‘ mit Knut gut“ leitete über zum bekannten Kölner Vortragskünstler Hanns Buschmann. Mit einer Kurzbiografie des 1870 geborenen Otto Reutter betonte er, dass er den Berliner nicht nachmachen möchte, aber dazu verhilft, die Zeit nachzuempfinden.

Mit „Berlin ist ja so groß“, „In 50 Jahren ist alles vorbei“, „Nehm’sen Alten“, „Alles weg’n de Leut‘ und „Wie reizend sind die Frauen“ hatte er die bekanntesten und amüsantesten Couplets ausgewählt, die er in Frack und Zylinder charmant und galant vortrug. Bei der musikalischen Frage „Kannst du pfeifen, Johanna?“ wurde das Publikum einbezogen. Den melancholischen Sehnsuchtsschmachtfetzen „Wenn die Sonne hinter den Dächern versinkt“ hat einst Peter Kreuder komponiert. Bei „Er heißt Waldemar“ hatte der Pianist Hans Fücker als Charmeur seinen Auftritt. Am Kontrabass heizte Max Schaaf mächtig ein. Die frivole, freche, mondäne und burschikose Stil-Mischung im Look der Zwanziger belohnten die Zuschauer mit lang anhaltendem Applaus. Beim „Rausschmeißer“ „Mein Bruder macht im Tonfilm die Geräusche“ durften sie als Katzen (Frauen) und Hunde (Männer) noch einmal kräftig mitmischen.

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