Onlinehändler Styleboom Seventyseven Roboter packen Modepakete aus Geldern

Veert · Der Onlinehändler Styleboom und seine Marke Seventyseven wachsen weiter. Jetzt wird auch nach Spanien, Italien und Frankreich verkauft. Blick auf den Weg vom Start in einer Kevelaerer Garage bis zum modernen Logistikcenter in Veert.

 Carsten und Karl Stück sowie Tomasz Stefanowski zeigen Sven Kaiser und Lucas van Stephoudt die Roboter bei der Arbeit.

Carsten und Karl Stück sowie Tomasz Stefanowski zeigen Sven Kaiser und Lucas van Stephoudt die Roboter bei der Arbeit.

Foto: hvs

Das Herzstück in der großen Halle von Styleboom in Veert ist ein großer Kubus. Um zu sehen, was darin passiert, muss man über eine Treppe auf gut sechs Meter Höhe steigen. 54 rote Roboter sausen auf der großen Fläche hin und her, scheinbar chaotisch und doch bestens organisiert wie Bienen in einem Bienenvolk.  Es ist viel los. Es werden Kisten gestapelt, jeweils 16 Stück übereinander. Die Roboter räumen sie entweder beiseite oder sie bringen das dort gelagerte Kleidungsstück zum Port, wo dann auch Menschen ins Spiel kommen. An bis zu sieben Stationen kontrollieren und verpacken Mitarbeiter von Styleboom oder auch Seventyseven die Ware, die dann schnellstens per Post die Besteller erreicht.

Bis zum hochmodernen Versandlager war es ein spannender Weg für das Unternehmen, das seine Anfänge im Jahr 2009 in einer Kevelaerer Garage an der Kroatenstraße hatte. Carsten und Melanie Stück hatten die Idee, die sozialen Medien zu nutzen und möglichen Kunden nicht einzelne Kleidungsstücke, sondern komplette, gut harmonierende Outfits anzubieten. Vater Karl Stück, selber in der Lederbranche weltweit unterwegs, ließ die jungen Leute, damals noch nicht ganz 18 Jahre alt, gewähren. Noch nicht ahnend, dass dafür sein Wohnraum in den nächsten Jahren immer kleiner werden sollte. Denn die Idee traf offensichtlich den Nerv der Kunden, die Nachfrage war immens. Mit Tomasz Stefanowksi stieg noch ein Freund mit ein und Styleboom kannte nur noch eine Richtung: Wachstum. Auch wenn der Pool schon leer gepumpt war, reichte der Platz an der Kroatenstraße längst nicht mehr. Eine Halle im Gewerbegebiet am Hoogeweg wurde angemietet, erst nur ein Teil, dann alles, was ging. Und später wurde noch ein Zwischenboden eingezogen, um mehr Platz zu haben. Aber das konnte nicht die Dauerlösung sein. Da es in Kevelaer keine geeignete Halle gab, wurde in der Region gesucht. Kamp-Lintfort oder Rheinberg hätten Standorte werden können, doch die Belegschaft hätte den weiteren Weg wohl nicht mitgemacht. Wie oft im Leben musste der Zufall eine Rolle spielen. Eine Mitarbeiterin knüpfte den Kontakt zu Clemens Scholten, der mit Felix Opheis in Veert im Gebiet Am Kapellhof die maßgeschneiderte Lösung anbieten konnte. Keine alte Halle, sondern ein Neubau genau nach den Vorstellungen von Styleboom. „Das war der perfekte Zeitpunkt“, blickt Tomasz Stefanowksi beim Besuch von Gelderns Bürgermeister Sven Kaiser und Wirtschaftsförderer Lucas van Stephoudt zurück.

 Blick auf die Halle von Styleboom/Seventyseven im Gewerbegebiet Am Kapellhof.	 RP-Archivfoto: Evers

Blick auf die Halle von Styleboom/Seventyseven im Gewerbegebiet Am Kapellhof. RP-Archivfoto: Evers

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Und nicht nur die Roboter bei Styleboom sind fleißig, das ganze Team ist im Schichtbetrieb an sechs Tagen in der Woche gefragt, denn das Unternehmen wächst weiter. Vier- bis fünftausend Pakete verlassen am Tag das Gelderner Gelände. Tempo ist im Onlinehandel wichtig, der Kunde möchte die Ware am liebsten am nächsten Tag auspacken, erste Anbieter liefern schon am gleichen Tag. Das 120 Leute starke Team in Geldern braucht dringend Unterstützung. „Zehn Mitarbeiter, die wir anlernen würden, könnte ich sofort Vollzeit einstellen“, sagt Tomasz Stefanowksi. Man muss sie nur erst einmal finden.

Bisher beliefert Styleboom von Geldern aus nur Kunden in Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Österreich. Doch es werden bald deutlich mehr. Noch im Juni soll der Verkauf in Spanien beginnen, Italien und Frankreich sollen schnell folgen. Und egal, ob Rock und Bluse dann nach Sevilla oder Palermo gehen – das Paket wird in Geldern gepackt, die Bestellung hier bearbeitet. Dass es bald 12.000 Pakete täglich ein können, hält man bei Styleboom nicht für unrealistisch.

Dafür braucht man eine starke Technik, nicht nur die fleißigen Roboter, sondern auch für perfekte Internetseiten. Und leistungsstarke Leitungen, denn die Server stehen bei Düsseldorf. Ein Thema, bei dem es für Styleboom in Geldern noch hapert, denn Glasfaser liegt bisher in Veert nicht. Sven Kaiser und Lucas van Stephoudt sagten zu, bei der Lösungssuche zu helfen – über Funkverbindungen für den Notfall bis zum Glasfaseranschluss. „Die Grundschule in Veert bekommt ja auch Glasfaser, vielleicht ist da was möglich“, so Kaiser. Auch ein möglicher Ausbau am Standort in Veert wurde schon angesprochen.

Währenddessen blickt man bei Styleboom nicht nur aufs Wachstum, sondern auch die Nachhaltigkeit. So werden Wege gesucht, die Paketgrößen besser der Ware anzupassen und weniger Kunststoff-Beutel einzusetzen. Im Gegensatz zu anderen Onlinehändlern will man auf keinen Fall Ware einfach vernichten. Was zurückkommt, wird geprüft, aufbereitet und geht wieder in den Verkauf. Artikel, die nicht mehr verkaufbar sind oder leichte Mängel haben, werden als B-Ware über Ebay und andere Kanäle vermarktet. Und ist etwas im schnelllebigen Modegeschäft gar nicht mehr zu verwerten, geht es zur Caritas.

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