Fitness-Studios wieder offen Mit Vorsicht zurück an die Geräte

Gelderland · Seit einer Woche dürfen Fitness-Studios und ähnliche Einrichtungen ihre Kunden unter Auflagen wieder empfangen. Der große Ansturm ist noch ausgeblieben. Viele Menschen scheinen aufgrund der neuen Regelungen verunsichert.

 Fitness in Corona-Zeiten: Trainerin Aline Leyking gibt einem Kunden im Fitnessbereich des See Park Hotels Tipps – sie trägt dabei eine Maske.

Fitness in Corona-Zeiten: Trainerin Aline Leyking gibt einem Kunden im Fitnessbereich des See Park Hotels Tipps – sie trägt dabei eine Maske.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

 „Stopp Simon. Der Ausgang da ist gesperrt, gehst du bitte hier raus“, ruft Serviceleiterin Anja Verhoolen quer durch den Eingangsbereich des Fitness-Studios. „Ach sicher“, erwidert Simon Schmitz und bleibt umgehend stehen. „Alles noch ein wenig ungewohnt“, sagt er, als er grinsend durch die richtige Tür mit dem großen, handgeschriebenen Schild „AUSGANG“ geht.

Der 29-Jährige ist Stammkunde in der „Top Fitness & Wellness Lounge“ in Geldern. Eigentlich hätte er sich nach seinem Training an der Getränkebar bedient und noch einen Moment auf der Couch im Loungebereich gesessen: aktuell undenkbar. Und vor allem verboten. Der Zugang zum Studio wurde nach hinten verlegt, die Eingangstür dient ausschließlich als Ausgang. Zahlreiche Schilder, Markierungen auf dem Boden und Pfeile an den Wänden weisen auf diese strikte Regelung hin. Eine der vielen Voraussetzungen, damit die Fitness-Studios in NRW nach acht Wochen Lockdown wieder öffnen durften. „Die Leute sollen sich so wenig wie möglich begegnen“, erklärt Anja Verhoolen. Dieses Vorhaben wird auf der gesamten Fläche des Studios umgesetzt. Drei Meter Abstand zwischen den Geräten, das schreibt die Landesregierung den Fitness-Studios vor. „Wir mussten einige Geräte absperren, ein paar konnten wir auch anders hinstellen, damit der Mindestabstand eingehalten werden kann.“

Im Fitnessbereich des See Park Hotels konnte das Absperrband in der Schublade bleiben. „Zum Glück“, sagt Geschäftsführer Marc Janssen. „Wir haben einige Geräte in den sonst freien Kursraum gestellt. Die Kurse finden stattdessen im Tagungsraum statt. Da ist genügend Platz und so können wir zwischen den Geräten den Mindestabstand einfach garantieren.“ 29 Personen könnten so gleichzeitig dort trainieren. Gezählt wird über einen digitalen Check-In an der Rezeption, mit dem auch Trainingszeitpunkt und Kontaktdaten festgehalten werden. Im Falle eines am Virus erkrankten Kunden, kann so die Infektionskette nachverfolgt werden: Ebenfalls eine Anweisung des Landes.

Volle Auslastung habe das kleine Studio in der ersten Woche nach Wiedereröffnung aber eh noch nicht erreicht, wie Trainerin Aline Leyking erzählt. „Es sind weniger Leute als sonst hier. Ich denke das muss erstmal langsam anlaufen. Vielen merkt man auch noch die Unsicherheit an.“ Unsicherheit, ob das Studio schon wieder normal geöffnet ist. Aber auch Unsicherheit darüber, welche Regeln vor Ort denn nun gelten. „Dafür sind wir dann als Trainer da und klären unsere Kunden auf“, sagt Leyking und zählt die Regeln auf: keine Maskenpflicht an den Geräten, gesperrte Umkleidekabinen, eigene Getränke, selbst mitgebrachte Matten für die Kurse.

Auch im Studio von Anja Verhoolen, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Thomas Opitz leitet, ist der große Andrang nach acht Wochen Schließung ausgeblieben. „Die Leute sind noch zurückhaltend. Das merkt man.“ Gut vorbereitet sei man auf einen größeren Andrang aber allemal, meint Verhoolen. „Ich habe berufliche Erfahrungen im medizinischen Bereich. Wir sind mit genügend Desinfektionsmittel, einer gut funktionierenden Durchlüftung und abgesperrten Bereichen im Kursraum gut vorbereitet.“ Mit einem kontaktlosen Fieberthermometer wird bei jedem Kunden am Eingang die Temperatur gemessen. Sicherheit stünde in diesen Tagen nun mal an erster Stelle.

Die Sicherheit der Kunden steht auch für Petra Feldmann von der Yoga-Oase Geldern im Mittelpunkt- Deshalb hat sie die Größe ihrer Kurse verkleinert, bietet dafür aber mehr Termine pro Woche an. „Wir setzen auf Gruppen mit maximal zehn Personen, damit der Abstand leichter eingehalten werden kann“, erklärt sie. „Da wir aber natürlich niemanden ausschließen wollen haben wir unser Angebot von 14. auf 22. Kurse aufgestockt.“ Das Feedback der Kunden sei nach der Wiedereröffnung durchweg positiv gewesen. Jeder hätte Verständnis, dass man aufgrund der aktuellen Lage seine eigene Matte mitbringen muss und die Räumlichkeiten mit Maske betreten soll. „Auf der Matte kann sie dann aber abgelegt werden“, erklärt die selbstständige Yoga-Lehrerin.

Das Fitness-Studio im Wohlfühl-Haus in Issum lässt seine Kunden ebenfalls ohne Maske trainieren. „Wir Trainer tragen natürlich eine, unsere Kunden aber nicht“, sagt Coach Steffen Teloo. „Das ist beim Training einfach unangenehm.“ Unter Berücksichtigung der Abstandsregeln habe das Studio die Personenzahl auf 30 Kunden begrenzt. „Davon waren wir in der ersten Woche zwar noch weit entfernt“, berichtet Teloo. „Ich habe aber das Gefühl, dass es bald mehr wird. Es muss sich herumsprechen, dass es auch mit den Maßnahmen läuft.“

Das glaubt auch der 29-jährige Simon Schmitz. „Alles eine Frage der Gewohnheit“, meint er: Auch die Suche nach dem richtigen Ausgang.

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