Geldern Unermüdlich mit Musik für die Kinder

Geldern · Die Musiker des Gelderland-Trios sind Überzeugungstäter. Ob im Advent oder bei Vereinsfeiern, sie spielen immer für den guten Zweck: Die heilpädagogische Kita St. Michael. Gerade wechselt die Besetzung - die Überzeugung bleibt gleich.

 Hier sind alle vier Trio-Freunde vereint: Irmi Jansen, das scheidende Gründungsmitglied Jürgen Eggers, der "Neue" im Bunde Josef Kloos und Hans Jürgen Walter (v.l.). Die Tücher, die die Mitglieder tragen, haben übrigens eine Bedeutung: Blau, Gelb, Rot sind die Farben von Geldern.

Hier sind alle vier Trio-Freunde vereint: Irmi Jansen, das scheidende Gründungsmitglied Jürgen Eggers, der "Neue" im Bunde Josef Kloos und Hans Jürgen Walter (v.l.). Die Tücher, die die Mitglieder tragen, haben übrigens eine Bedeutung: Blau, Gelb, Rot sind die Farben von Geldern.

Foto: Evers

Auf einem kleinen Büchlein mit Texten und Fotos aus der langen Zeit klebt eines der ältesten Fotos, die es vom Gelderland-Trio gibt. Die Farben sind verblasst, weil sie immer dem Tageslicht ausgesetzt sind, und das ganze Bild tendiert ins Rotstichige, aber die Musiker sind doch noch zu erkennen -die selben Leute, nur, dass es über zehn Jahre her ist. "Da hab ich noch schwarzes Haar, und wir sind alle etwas jünger", sagt Irmi Jansen und betrachtet sinnierend die alte Aufnahme.

Das "Gelderland-Trio" ist eine Gelderner Institution: Immer in der Vorweihnachtszeit spielt die kleine Gruppe mit Ziehharmonikas und Gitarre an den Markttagen im Kaufland-Gebäude und sammelt Geld. Und alles, was zusammenkommt, geht an die Heilpädagogische Kita St. Michael, in der Kinder mit Handicap betreut werden.

So wird es weitergehen - auch, wenn das Gelderland-Trio gerade in einer Übergangsphase steckt. Die Gründungsmitlieder sind Irmi Jansen (66), Jürgen Eggers (79) und Hans Jürgen Walter (79). Jetzt steigt Gitarrist Eggers aber aus. Für ihn kommt Josef Kloos (88) in die Truppe, nicht mit Gitarre, sondern mit dem Cajon, einem Rhythmus-Instrument.

Alle Gelderland-Musiker haben eine klare Motivation. "Mir ging es so gut im Leben - ich möchte ein bisschen was zurückgeben", sagt Hans Jürgen Walter. Und Irmi Jansen ergänzt: "Das ist, was wir geben können. Wir können halt musizieren."

Auf die Kita St. Michael kamen sie über Jürgen Eggers. Der hatte mal einen Stammtisch mit einem Spartopf für den heilpädagogischen Kindergarten in Aengenesch. Die Kneipe, den Stammtisch und den Spartopf gibt es nicht mehr. Aber der Kindergarten, das ist die heutige Kita St. Michael, die ihren Standort inzwischen in Geldern an der Stauffenbergstraße hat.

Für das Trio war und ist es wichtig, sich vor der Haustür zu engagieren, in der eigenen Stadt. "Das Geld bleibt hier in Geldern", sagt Hans Jürgen Walter. "Wir bringen es selbst hin, und wir wissen, was damit passiert." Denn das gehört auch immer dazu: Dass der Kindergarten ganz konkret und genau sagt, was er mit den Spenden anfängt.

Das Modell war von Anfang an erfolgreich. "2005 sind wir auf der Straße zusammen angefangen", blickt Irmi Jansen zurück. "Und wir waren überrascht, wie bereit die Leute waren, was zu spenden." Sie erinnert sich, wie sie mal in eine Apotheke kamen, "und ein Kunde gab uns gleich 20 Euro. Weil er die Sache für gut befunden hat".

In den ersten Jahren spielten sie in der Vorweihnachtszeit noch auf dem Wochenmarkt. "Das wurde uns dann aber zu unsicher wegen der Witterung", erzählt Jürgen Eggers. Regen bekommt den Instrumenten nicht gut. Und den Musikern, wenn man ehrlich ist, auch nicht.

Die drei begannen also, durch die Geschäfte in der Innenstadt zu tingeln. Heute spielen sie in der Vorweihnachtszeit hauptsächlich bei Kaufland, aber inzwischen gibt es viel mehr Auftritte. "Die Sache hat sich so entwickelt, dass wir das ganze Jahr über tätig sind", erzählt Hans Jürgen Walter.

Das Gelderland-Trio spielt auf Einladung von Institutionen, Verbänden und Vereinen bei Festen und Treffen. Ihr Programm: "Volkslieder, Wanderlieder, Fahrtenlieder, Seemannslieder", zählt Jürgen Eggers auf. Wobei: Sie haben inzwischen kabarettistische Lieder ins Programm aufgenommen. Dabei legen auch Jansen und Walter gelegentlich die Harmonikas beiseite und greifen zur Gitarre. Es gibt Auftritte in Seniorenheimen, bei Weihnachtspartys, Jubiläen, aber auch bei Privatleuten bei Geburtstagen oder Goldhochzeiten. Und Josef Kloos kündigt an, dass er in größeren Hallen künftig Schlagzeug spielen kann. Für die "gebuchten" Auftritte berechnet das Trio feste Stundensätze. Aber immer gilt: Jeder verdiente Cent geht an die Kita St. Michael.

Über die Jahre haben die Musiker eine stattliche Summe erspielt, "fast 10.000 Euro werden es schon sein", schätzt Hans Jürgen Walter. Wenn sie ihre Spenden abliefern, haben sie immer klar vor Augen, wofür sie das alles machen: Die Kinder, die sie so unbeschwert begrüßen. "Mit so einer Begeisterung am Leben - das ist wahrlich Lohn genug für unsere Mühe", sagt Walter. Dass sie nicht nur für den Kindergarten ein gutes Werk tun, sondern auch für ihr Publikum, das ist den Musikern erst nach und nach klar geworden: Sie bedeuten dem Gelderner Publikum inzwischen etwas.

Gerade Senioren sind begeistert, so Jansen: "Weil wir die alten Lieder spielen, die die Leute kennen." "Es ist schön, wenn man sieht, wie die Leute die Texte mitsingen und feiern", ergänzt Walter. Das neueste Projekt sind Auftritte beim Verein Wirsing: einmal im Monat ehrenamtlich zum Volksliedersingen.

Ohne Jürgen Eggers - dessen letzter Trio-Einsatz war Ende 2017. "Es waren schöne Jahre", sagt er. Doch für ihn ist das alles gerade nicht mehr zu stemmen. Sein Nachfolger Kloos aber steht mit Elan parat. Immerhin ist er auch Gelderner, hebt er hervor: "Das Gelderland-Trio bleibt von Geldernern besetzt." Und auch von der Einstellung her passt er rein, denn er findet: "Wenn man Zeit genug hat im Leben, sollte man was Gutes machen."

(RP)
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