Geldern Umdenken muss bezahlbar bleiben

Geldern · Veranstaltung "Bauen und Wohnen für die Zukunft" der Kreis-WfG lockte 150 Gäste ins neue Bürgerhaus nach Weeze.

Dr. Axel Fuhrmann, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf, nahm im neuen Bürgerhaus Weeze beim Thema "Bauen" kein Blatt vor den Mund - und dies vor allem aus Sorge um das finanziell Machbare für die Menschen vor Ort. "Wir sollten uns bei aller Gründlichkeit manches Mal ein wenig zurücknehmen. Nicht alles Machbare ist auch sinnhaft", sagte der Ehrengast mit Blick auf die rechtlichen und behördlichen Ansprüche: "Sonst lässt sich manches Ziel irgendwann nur durch kreative Software erreichen, wie wir es derzeit wohl in der Automobilbranche erkennen müssen", so Fuhrmann besorgt.

"Bauen und Wohnen für die Zukunft" hatte die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve den Abend überschrieben, der gleich mehrmals die vielen Qualitäten des Bürgerhauses unter Beweis stellte. So hörte Bürgermeister Ulrich Francken zum Start in die Vortrags- und Diskussionsrunden sicherlich gerne, dass Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers das Bürgerhaus auch als echte Chance empfindet, "die Zentralität der Gemeinde Weeze in der Runde der 16 Städte und Gemeinden nachhaltig zu steigern". Mit 510 Baugenehmigungen im letzten Jahr seien im Kreis etwa 1.500 Wohnungen entstanden. Die Baukosten von 190 Millionen Euro hätten nach Aussage der Kreis-WfG 9.000 Menschen im Bau-Haupt- und Ausbau-Gewerbe Arbeit und Brot gegeben. Und nicht nur das. So liege die Eigenheim-Quote im Kreis Kleve deutlich höher als im Landesschnitt. Haben in Nordrhein-Westfalen 40 Prozent der Menschen Wohn-Eigentum, so sind dies im Kreis Kleve mehr als 54 Prozent.

Damit dies auch mittel- und langfristig so bleibt - das machte der Abend deutlich - wird es ein Umdenken bei Fragen zur Energieversorgung geben müssen. Sehr praxisnah präsentierte Thomas Euwens von den Klever REPPCO-Architekten eine energieeffiziente Sanierung zum KFW-Effizienzhaus in vier Einzelschritten. 18 Mitarbeiter zählt sein Architekturbüro, das in NRW gleich sechs Klimaschutz-Siedlungen mit auf den Weg gebracht hat und nicht ohne Grund gerne seine Mitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen in Erwähnung bringt.

"Pendeln sich unsere Energiekosten bei 150 Euro im Monat ein, oder zahlen wir 150 Euro im Jahr? Das ist die Frage, die wir mit dem Bauherren diskutieren", so Euwens. Bestärkt wurde er durch eine Präsentation von Marc Schneimann und Katrin Moll, die beide ihren Traum vom Passivhaus verwirklichten und das Vorurteil widerlegten, ein Passivhaus komme stets mit Putz-Fassade daher. "Es ist kein Problem, ein Passivhaus mit Klinker-Fassade zu realisieren", so die Meinung der Fachleute, die sich von Antenne Niederrhein-Moderator Christoph Kepser gut begleitet fühlten und sich im Bühnenbild einer Baustelle zu Wort meldeten. Interessant auch, dass Peter Lückerath von der EnergieAgentur NRW mit Standorten in Wuppertal, Gelsenkirchen, Düsseldorf und Bad Sassendorf darauf hinweisen konnte, dass man in Aachen seitens der Stadtwerke keine Gasleitungen mehr in Neubaugebiete lege. Die Beheizung erfolge über interne und solare Gewinne, Restwärme werde in der Regel über erneuerbare Energien geschaffen.

Zwischen allen diesen Beiträgen zeigte sich die Stadt Geldern mit ihrer jungen "Klimaschutzsiedlung Nierspark" ebenso weltoffen wie modern und zukunftsfähig. Bereits im Kaufvertrag zum Grunderwerb (ab 155 Euro/Quadratmeter) habe Geldern nach Auskunft von Bürgermeister Sven Kaiser die vom Häuslebauer zu erfüllenden energetischen Faktoren festgehalten.Die Klimaschutzsiedlung Nierspark zeichne sich heute durch 50 Wohneinheiten als Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Mehrfamilienhäuser aus. Kein Zweifel in der stattlichen, deutlich vom Handwerk geprägten Besucherrunde: Geldern hatte hier eine besondere Idee.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort