Literaturpreis aus Straelen Auszeichnung für zwei Übersetzerinnen

Straelen · Die Literaturübersetzerin Helga van Beuningen wird mit dem Straelener Übersetzerpreis 2021 der Kunststiftung NRW ausgezeichnet. Anna-Nina Kroll erhält den Förderpreis. Die Dotierung beträgt 25.000 beziehungsweise 5000 Euro. Was ihre Übersetzungen laut Jury so besonders macht.

 Grund zur Freude: Anna-Nina Kroll erhält den Förderpreis des Übersetzerpreises für ihre Übersetzung des Romans „Milchmann“.

Grund zur Freude: Anna-Nina Kroll erhält den Förderpreis des Übersetzerpreises für ihre Übersetzung des Romans „Milchmann“.

Foto: Markus Laghanke

Der renommierte Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW gehört zu den höchstdotierten Literaturpreisen im deutschsprachigen Raum. Er wird seit 2001 in Straelen vergeben. Auf eine feierliche Zeremonie wird man, wie im vorigen Jahr, aus Pandemie-Gründen wahrscheinlich verzichten müssen. Doch die Jury hat auch 2021 ihre Entscheidung gefällt. Am Dienstag wurde sie veröffentlicht. Die Auszeichnung geht diesmal an Helga van Beuningen und Anna-Nina Kroll.

Der mit 25.000 Euro dotierte Hauptpreis wird der Literaturübersetzerin Helga van Beuningen zugesprochen. Sie erhält die Auszeichnung für ihre Übersetzung aus dem Niederländischen von Marieke Lucas Rijnevelds Roman „Was man sät“ (erschienen 2019 im Suhrkamp-Verlag). Damit wird zugleich van Beuningens übersetzerisches Lebenswerk gewürdigt, zu dem unter anderem Übersetzungen von Autoren wie Cees Nooteboom und Margriet de Moor gehören. Den mit 5000 Euro dotierten Förderpreis zum Straelener Übersetzerpreis 2021 der Kunststiftung NRW erhält Anna-Nina Kroll für den aus dem Englischen übersetzten Roman „Milchmann“ von Anna Burns (erschienen 2020 im Tropen-Verlag, Klett-Cotta).

In „Was man sät“ betritt der Leser eine enge bäuerliche Welt, die durch den Tod des ältesten Sohns aus dem Gleichgewicht geraten ist. Nach dem Urteil der fünfköpfigen Jury verleiht Helga van Beuningen der zehnjährigen Protagonistin Jas die Sprache eines Kindes, das seine Umwelt gnadenlos genau wahrnimmt. Die Verwirrung der Kinder, die von den Erwachsenen in ihrer seelischen Not alleingelassen werden, schlägt um in Grausamkeit: Mit einer geradezu furchtlosen Genauigkeit übersetze Helga van Beuningen die verstörenden Szenen und die oft drastische Metaphorik. Mit bewundernswertem Einfühlungsvermögen habe die Preisträgerin den Roman von Marieke Lucas Rijneveld, geboren 1991, glaubwürdig ins Deutsche gebracht.

 Helga van Beuningen bekommt den Straelener Übersetzerpreis 2021.

Helga van Beuningen bekommt den Straelener Übersetzerpreis 2021.

Foto: EÜK

Der Roman „Milchmann“ von Anna Burns spielt in einer parabelhaft fiktiven, höchst realistischen Welt des nordirischen Bürgerkriegsalltags. Anna-Nina Kroll trifft laut Jury in ihrer Übersetzung ausgezeichnet den Ton einer jungen Ich-Erzählerin, die mit viel Witz und sprachlicher Experimentierfreude gegen Terror und Verrohung anredet, gegen die Tabus und die Sprachlosigkeit ihrer Gesellschaft. Die Übersetzerin gestalte diesen eigenwilligen Redefluss auf den 450 Seiten des Romans laut Jury einfallsreich und stilsicher.

Der Kunst des Übersetzens widmet die Kunststiftung NRW seit Jahren besondere Aufmerksamkeit. Die Überzeugung, dass nur gelungene Übersetzungen literarischer Texte die Begegnung mit Weltliteratur, die Einfühlung in das Fremde und einen internationalen Kulturtransfer ermöglichen, hat die Stiftung im Jahr 2001 bewogen, in Kooperation mit dem Europäischen Übersetzer-Kollegium (EÜK) in Straelen, den mit 25.000 Euro dotierten Straelener Übersetzerpreis ins Leben zu rufen. Seit 2012 vergibt die Stiftung zusätzlich einen Förderpreis in Höhe von 5000 Euro. Außerdem fördert sie Aufenthaltsstipendien im EÜK und finanziert die Straelener Atriumsgespräche.

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