Geldern Traumziel Hollywood

Geldern · Andreas Deja war zehn Jahre alt, als er er sich entschloss, nach Hollywood zu gehen. Mit Hilfe seines Englischlehrers bewarb er sich in den Trickfilmstudios von Walt Disney. Heute ist der Dinslakener dort Chefzeichner.

niederrhein n Als Walt Disney+ starb, brach für Andreas Deja eine Welt zusammen. Der damals Neunjährige fürchtete, nun würde es keine Trickfilme mehr geben. Ein Jahr später wusste er, wie unbegründet diese Furcht war. "Das Dschungelbuch" trocknete alle Tränen. Andreas Deja sah den Film in einem Düsseldorfer Kino und war restlos begeistert. Die lebensecht gezeichneten Figuren faszinierten ihn. Sein Entschluss stand fest: Er wollte Trickfilmzeichner werden.

Tiere im Zoo

Kurz darauf schrieb er einen Brief an die Disney-Studios. Die Antwort aus Kalifornien ließ nicht lange auf sich warten. Er solle zeichnen, zeichnen, zeichnen, am besten Tiere im Zoo. Deja befolgte den Ratschlag und legte damit den Grundstein für eine Bilderbuch-Karriere. Allerdings hielt sich nicht allzu streng an die Ratschläge. Er zeichnete auch Menschen. Als 14-Jähriger belegte er Kurse im Aktzeichnen. Als er mit dem ersten Bild nach Hause kam, hieß es: "Aber erzähl das bloß nicht den Nachbarn."

13 Jahre später, nach einem Grafikstudium an der Folkwang-Schule Essen, schickte Deja erneut eine Bewerbungsmappe mit Zeichnungen nach Amerika. Wenige Tage später steckte ein brauner Umschlag in seinem Briefkasten. Darin waren ein Vorvertrag und ein Flugticket. Disney wollte Deja.

"Ich war vollkommen platt", erinnert sich der heute 52-Jährige. Auch die Eltern konnten kaum glauben, dass ihr Sohn das große Los gezogen hatte. Im August 1980 flog Andreas Deja nach Los Angeles, um bei Disney anzufangen. Beim Probezeichnen animierte er eine Hexe, die Schwierigkeiten beim Starten ihres Besens hat und wurde sofort eingestellt.

Im Disney-Paradies fühlte sich der Dinslakener schnell heimisch. "Taran und der Zauberkessel" (1985), "Basil, der große Mäusedetektiv" und "Falsches Spiel mit Rober Rabbit" (1988) waren die ersten Filme, für die Deja zeichnete. In "Arielle, die Meerjungfrau" erweckte Deja König Triton zum Leben. Für "Die Schöne und das Biest" (1991) schuf er — mittlerweile zum Chefzeichner aufgestiegen — den Schurken Gaston. Magier Dschafar aus "Aladdin" (1992) verpasste Deja die hässlichste Nase im Disney-Imperium. 1997 ließ er "Hercules" mit den Göttern hadern.

Die besten Vorbilder liefert die Wirklichkeit. Das war schon bei "Bambi" (1942) so. Damals holte Walt Disney echte Rehe ins Studio. Andreas Deja ließ sich zur Vorbereitung des Films "König der Löwen" (1994) ebenfalls von der Wirklichkeit inspirieren. Er brachte lebende Raubkatzen ins Studio. Den geschmeidigen Gang und das machthungrige Brüllen übertrug er auf Scar, der zu einer der gelungensten Schöpfungen des Zeichentrick-Universums geriet.

Heute ist Andreas Deja nicht nur Chefzeichner bei Disney. Seit 1987 ist er Mitglied der "Academy of Motion Pictures Arts" und sitzt damit in der Jury für die Verleihung der Oscars. Neben seiner Zeichentätigkeit gibt er Kurse an Universitäten. Fragen nach seiner Karriere beantwortet der 52-Jährige gern mit einem einzigen Satz: "Nur wenn man seinen großen Traum verfolgt, kann er wahr werden."

(RP)
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