Geldern/ Pont Die Tolkien-Hauptstadt im Dorf Pont

Geldern · Am Wochenende war im Ort Pont bei Geldern der "Tolkien-Tag" der deutschen Tolkien-Gesellschaft. Zwei Tage lang regierten Zwerge, Elfen, Halblinge und Orks das Dorf. Tausende Besucher kamen und waren begeistert.

"Tolkien Tag" 2015 in Pont
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"Tolkien Tag" in Pont

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Foto: Gerhardt Seybert

Zuerst sah es gar nicht gut aus für das Fantasyfest. Regenschauer und dunkle Wolken verfinsterten den Himmel am Samstag bis zur Mittagszeit. Doch ganz wie bei den Geschichten aus Mittelerde wurde dann am Ende doch alles gut, als zum Nachmittag die Sonne heraus kam und die zahlreichen Besucher trockenen Fußes die Stände und Attraktionen des inzwischen dritten Tolkien-Tages im kleinen Ort Pont bei Geldern bewundern konnten.

Wie immer waren viele verkleidete Fans zu dem zweitägigen Spektakel gekommen. Etliche davon waren auch ziemlich hart im Nehmen, wie etwa Maya Stock und Nick Randack aus Bonn. Die beiden 22-Jährigen waren nämlich stilecht als Hobbits verkleidet, und das hieß in diesem Fall: barfuß! "Das muss eben, damit es authentischer wirkt", erklärte Maya, die beim Tolkien-Tag "die Lebenseinstellung der Leute" am schönsten fand. Denn all die Rollenspieler, Mittelalter-Fans, Videospiel-Könner und Modellbauer waren vor allen Dingen eines: super gut gelaunt und einfach nur nette Menschen.

"Das liegt daran, dass es nicht nur eine tolle Community, sondern auch ein Gemeinschafts-Ding ist", erklärte Marvin Gladitsch (24), der mit der Ork-Gruppe "Zabis Udu" dabei war und als gruselig aussehendes Monster auf den Namen Tarhurzakh hört. Er selbst hat als Siebenjähriger die Bücher gelesen und kam 2009 ans Live-Rollenspiel, bevor er 2012 als Ork angefangen hat. "Es geht darum, spielerisch einfach mal Urlaub von sich selbst zu machen, und gleichzeitig ist es wichtig, dass man bei allen gestellten Kämpfen ohne Eskalation auskommt. Da muss man sich schon auf den anderen einstellen. Bei Einzelgängern geht das nicht." Sein Ork-Kumpel Sven "Blozbarz" Eeckhout (44) stimmte ihm zu: "Da kann man noch so coole Klamotten haben, wenn man nicht nett ist, hat man hier nichts verloren."

Direkt unter Beweis gestellt haben das die gar fürchterlich authentisch aussehenden Orks bei der kleinen Annemarie Thissen (6) aus Pont. Die hatte "erst Angst vor denen, aber jetzt nicht mehr, denn einer hat seine Maske abgezogen". So hat er der als pinkfarbene Fee verkleideten jungen Besucherin gezeigt, dass da nur ein Mensch hinter steckt. Ein freundlicher noch dazu. Annemarie selbst fand den Tolkien-Tag deshalb "super, weil alle sich verkleiden und so nett sind".

Und es gab ja so viel zu sehen und zu tun: Beim Falkner Ron Look aus Arcen konnten Eulen und Greifvögel bewundert werden. Auch die kleine Florence Höfler (8) kümmerte sich dort um die Tiere und erklärte einigen Erwachsenen, wie man richtig mit den Vögeln umgeht. Für passende Musik war auch gesorgt, denn die Bands "Fafnir", "Faelend" und "Verus Viator" spielten den Tag über immer wieder und zogen teilweise sogar musizierend durch den Ort. Insgesamt acht verschieden verkleidete Gruppen waren da, den Traum eines jeden Tolkien-Fans noch atmosphärischer zu gestalten. Zusätzlich wurden an beiden Tagen fachliche Vorträge und Veranstaltungen angeboten.

Wer selbst schon mit Kindern unterwegs war, der konnte diese guten Gewissens bei den "Waldrittern" im Ponter Kindergarten abgeben. Der erlebnispädagogische Verein kümmerte sich um den Fan-Nachwuchs. Wer wollte, der konnte sich an Ständen auch mit Fantasy-Literatur oder Genre-Filmen eindecken.

Am besten fasste Jannik Kiesgen (18) die Faszination des Tolkien-Tages zusammen. Er war zusammen mit seiner Gruppe, den "Dunedain Germany", zum zweiten Mal dabei und lobte, "dass es hier immer fantastisch ist. Es ist groß genug, dass es ein super Angebot gibt, aber klein genug, um familiär und gemütlich zu wirken. Die Fanszene der Tolkien-Liebhaber ist sehr facettenreich. Larper, Wissenschaftler oder einfach nur Buch-Liebhaber: Hier kommt jeder auf seine Kosten."

(rp)
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