Serie über Vermögensaufbau Eine Alternative zum Sparbuch

Niederrhein · Vermögensaufbau über Investmentfonds kann schon mit Beträgen ab 25 Euro aufwärts im Monat beginnen.

 Fondssparen gibt es in zweifacher Form: Als Einmaleinlage (symbolisiert in der Figur rechts) oder etwa durch monatlichen Zukauf von Anteilen (Figur links). Die monatlichen Beträge können bei 25 Euro beginnen.

Fondssparen gibt es in zweifacher Form: Als Einmaleinlage (symbolisiert in der Figur rechts) oder etwa durch monatlichen Zukauf von Anteilen (Figur links). Die monatlichen Beträge können bei 25 Euro beginnen.

Foto: dpa

Im Jahr 1774 hatte der niederländische Kaufmann Abraham van Ketwich eine epochale Idee: Er fand einen Weg, wie ein Investor sein Geld in vielen Projekten zugleich anlegen konnte. Vorteil: Das Risiko, Verluste zu machen, falls ein Projekt scheitert, wurde minimiert. Van Ketwich definierte dazu Geschäftsbereiche, Rechte der Investoren und Regeln der Investition. Die Anleger wussten also, was mit ihrem Geld geschah, und konnten über den Kauf von Anteilen bestimmen, wieviel Geld sie anlegen wollten. Das Ganze war eine geniale Idee der Arbeitsteilung: Investoren mussten die Branchen, an denen sie Anteile kauften, nicht aus dem FF beherrschen; sie mussten nichts von Schiffen verstehen, um in Handelsschifffahrt zu investieren; sie mussten nichts von Kohle wissen, um Geld in Bergbau zu stecken. Es reichte zu wissen, dass diese Branchen, aufs Ganze gesehen, lukrativ waren. Kurzum: Abraham van Ketwich hat den Investmentfonds erfunden.

Transparenz und Berechenbarkeit bilden dabei einen entscheidenden Pfeiler der Konstruktion. Van Ketwich hat die Bedingungen, unter denen ein Fonds arbeitet, in einem sogenannten „Prospekt“ schriftlich niedergelegt. „Das Prinzip ist bis heute dasselbe, denn bis heute definiert ein Verkaufsprospekt die Regeln, nach denen ein Fonds wirtschaftet“, sagt Britta Surkamp, Spezialistin für Vermögensberatung bei der Sparkasse Krefeld, „so wird das Geld über bestimmte Branchen nachvollziehbar angelegt und gegebenenfalls weltweit gestreut. So wird das Risiko minimiert.“ Gezockt wird nicht; der Anleger weiß, wo und wie sein Geld arbeitet. In Deutschland wacht heute ein Bündel von Gesetzen über die Rechte von Anlegern und die Pflichten der Fonds.

Doch die Idee des Investmentfonds wäre allein mit Risiko-Minimierung niemals über Jahrhunderte so durchschlagend erfolgreich gewesen. Das, was an diesem Anlagetyp fesselt, ist die Chance zum stetigen Ertrag. Das macht ihn auch für die Sparer der Gegenwart interessant, die entnervt sind vom langen Zinstief und davon, dass ihr Geld auf dem Sparbuch langsam an Wert verliert.

Äußerlich funktioniert ein Fonds für den Sparer ähnlich wie ein Sparbuch: Man kann mit kleinen monatlichen Beträgen ab 25 Euro anfangen, Fondsanteile zu kaufen. „Dass man viel Geld haben muss und Fonds teuer sind, ist ein Mythos“, betont Surkamp, „jeder Auszubildende kann beginnen, in Fonds einzuzahlen.“ Man kann die monatlichen Zahlungen erhöhen, wenn sich der Verdienst erhöht. Und Sparer können, wenn sie Bargeld brauchen, bei vielen Fonds auch wieder Anteile verkaufen, um an Bargeld zu kommen.

Wichtig auch: Man kann sich den Fonds-Typ aussuchen, der zu einem passt. Es gibt Fonds mit geringen Wertschwankungen und verlässlich anwachsendem Ertrag auf gemäßigtem Niveau; es gibt Fonds mit höheren Ertragschancen und stärkeren Wertschwankungen. Die Welt der Fonds ist vielfältig: Es gibt Immobilien-, Rohstoff-, Aktien-, Renten oder Geldmarkt-Fonds, um nur einige zu nennen. Bei Fonds gilt dabei dasselbe wie bei reinen Aktienkäufen: Wer mittel- und langfristig anlegt, gewinnt mit hoher Wahrscheinlichkeit. „Der Gesetzgeber definiert fünf Kategorien“, erläutert Surkamp, „von Fonds, die defensiv ausgerichtet sind, bis hin zu Fonds, die stärkere Schwankungen, aber auch höhere Renditen aufweisen. So kann der Anleger auf einen Blick die Schwankungsintensität vergleichen und einschätzen.“

Entscheidend für den Anleger ist am Ende dies: Die Erträge von Fonds sind in der Regel stetig und verlässlich. Es gibt Beispielrechnungen für die Anspar-Phasen von Fonds-Sparern in der Altersvorsorge, berichtet Surkamp. Ein Vergleich stellte zwei Sparmodelle gegenüber, die auf langjährigen Durchschnittswerten beruhen und eine Rendite-Erwartung von fünf Prozent annehmen: Sparer A zahlt demnach vom 25. bis zum 40 Lebensjahr 100 Euro monatlich in einen Fonds ein; die so eingezahlten 18.000 Euro wachsen dann als Fondsanteile bis zum 65. Lebensjahr und dem Eintritt in die Rente auf rund 90.000 Euro an. Sparer B zahlt ab dem 40. bis zum 65. Lebensjahr 100 Euro ein, und kommt dann auf ein Vermögen von 58.812 Euro, obwohl er zehn Jahre länger eingezahlt hat. „Je früher man anfängt und je länger man dabeibleibt, desto mehr wirkt sich eine positive Rendite durch den Zinseszinseffekt aus, da die Erträge aus dem Fonds direkt wieder in Fondsanteile angelegt werden“, erläutert Surkamp.

Fonds sind, andererseits, kein Schicksal für den Sparer. Er kann jederzeit nachjustieren, sein Geld aus einem Fonds in andere verlagern. Die Banken lassen ihre Kunden auch nicht allein; es gibt regelmäßige Gespräche über die Investments – bei der Sparkasse mindestens einmal im Jahr. Die Vielfalt dieser Welt ist ihre Stärke: Man kann auf Immobilienfonds setzen, die verlässlich, risikoarm und moderat an Rendite sind, man kann auf Aktien- oder Branchen-, Rohstoff- oder Rentenfonds (also: Fonds mit Wertpapieren) setzen, je nachdem, wie es zu einem passt oder wie sich die Weltwirtschaft entwickelt.

„Der Gesetzgeber definiert fünf Kategorien, von Fonds, die defensiv ausgerichtet sind, bis hin zu Fonds, die stärkere Schwankungen, aber auch höhere Renditen aufweisen“: Britta Surkamp, Spezialistin für Vermögensberatung bei der Sparkasse Krefeld.

„Der Gesetzgeber definiert fünf Kategorien, von Fonds, die defensiv ausgerichtet sind, bis hin zu Fonds, die stärkere Schwankungen, aber auch höhere Renditen aufweisen“: Britta Surkamp, Spezialistin für Vermögensberatung bei der Sparkasse Krefeld.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Und immer noch gilt: Fondsanleger müssen selbst keine Fachleute in einer Branche sein oder wie mancher private Aktienkäufer täglich viele Stunden Börsenkurse beobachten. Auch ein nicht zu unterschätzender Vorteil: Der Aufwand bleibt für den einzelnen Anlieger gering. Auch das ist Teil des Erfolgsrezepts der Erfindung von Abraham van Ketwich.

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