Agrobusiness Niederrhein organisierte Seminar Wärme aus der Tiefe als Energiequelle für den Gartenbau

Gelderland · 27 Teilnehmer aus Wirtschaft und Politik diskutierten in einem Online-Seminar von Agrobusiness Niederrhein und Brightlands Campus Greenport Venlo.

 Tiefenwärme könnte zum Beispiel fürs Gewächshaus genutzt werden.

Tiefenwärme könnte zum Beispiel fürs Gewächshaus genutzt werden.

Foto: Agrobusiness Niederrhein

Über die Tiefengeothermie ist eine klimaneutrale Energiegewinnung möglich. Kann sie auch für den Gartenbau und das Heizen von Gewächshäusern genutzt werden? Beispiele in Deutschland und den Niederlanden zeigen, dass es technisch möglich ist. Doch welche Voraussetzungen, Herausforderungen und Möglichkeiten bringt das Thema Tiefengeothermie mit sich? Dieser Frage gingen 27 Teilnehmer aus Wirtschaft und Politik in einem Online-Seminar im Rahmen des Interreg-Projekts „Agropole“ nach, das von Agrobusiness Niederrhein und Brightlands Campus Greenport Venlo organisiert wurde.

2019 lag in Deutschland der Anteil erneuerbarer Energien im Bereich der Stromversorgung bei 42 Prozent, bei der Wärmeerzeugung bei 14 und im Verkehrswesen bei sechs Prozent. „Oberflächengeothermie und Tiefengeothermie spielen noch eine untergeordnete Rolle“, berichtet Leonhard Thien von der Energie-Agentur NRW. Insgesamt stammten 2019 etwa neun Prozent der Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien aus Geothermie – angesichts der Klimaziele soll die Produktion und Nutzung in den nächsten Jahren aber weiter ausgebaut und gefördert werden.

Als klare Vorteile der Geothermie nennt Thien unter anderem die Möglichkeit, Kälte, Wärme und Strom aus unerschöpflichen Reservoirs erzeugen zu können, und damit eine regionale, heimische Wertschöpfung zu ermöglichen. In München beispielsweise gibt es einige Geothermie-Projekte, die als Energiequelle für Gemeinden und Privathaushalte dienen. Auch ein Gartenbaubetrieb, der Gemüse anbaut, profitiert dort von Geothermie. In NRW hingegen gibt es bisher kein realisiertes Projekt, jedoch sind erste Reservoiranalysen in Form einer Seismik für die nahe Zukunft geplant.

Herausforderungen sind bisher langwierige Genehmigungsverfahren, hohe Kosten für Probebohrungen und Inbetriebnahme sowie das Risiko, nicht ausreichend hohe Temperaturen oder zu geringe Fördermengen zu erzielen, die eine Anlage unwirtschaftlich machen würden. Radboud Vorage von AgriProject, Vorsitzender der Dutch Association Geothermal Operators (Niederländische Vereinigung für Geothermie-Betreiber), war schon in die Planung und den Bau vieler Geothermie-Anlagen in den Niederlanden involviert. Bis zu fünf Jahre kann es dauern, bis eine Anlage errichtet ist. Bisher sei die Anzahl der Projektanfragen deutlich höher als die Zahl der Genehmigungen. Er berichtet von einer Versicherung, die einen Teil der Kosten bei einer „Fehlbohrung“ zurückerstattet. In Deutschland hat sich das System einer klassischen Versicherung laut Thien noch nicht durchgesetzt. Man arbeite aber an einem Konzept, das die Voruntersuchungen und Testbohrungen günstiger oder weniger riskant macht.

Eine weitere Herausforderung sei die Akzeptanz in Politik und Gesellschaft, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass eine geothermische Anlage gelegentlich auch zu seismischen Aktivitäten wie leichten Erdbeben führen kann. So gibt es in der Provinz Limburg geothermische Anlagen, die nach leichten Erdbeben stillgelegt wurden. Bis heute konnte weder ein kausaler Zusammenhang zwischen den Anlagen und den seismischen Ereignissen nachgewiesen noch widerlegt werden. Letztendlich entschieden die Behörden. Das Risiko ist vom Untergrund abhängig.

(RP)
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