Geldern Telefonterror durch Werbeanrufer

Geldern · Mehrmals täglich klingelt das Telefon bei Ehepaar Willems. Die Anrufer wollen es zu Vertragswechseln bei Gas und Strom drängen. Eine Masche, die derzeit häufig vorkommt, sagt Roger Bruns von den Stadtwerken.

 Stadtwerkemitarbeiter Roger Bruns (links) erkundigt sich bei Familie Willems über die belästigenden Anrufe.

Stadtwerkemitarbeiter Roger Bruns (links) erkundigt sich bei Familie Willems über die belästigenden Anrufe.

Foto: Gerhard Seybert

Drei Tage lang war das Telefon von Theo Willems kaputt. "Eine herrliche Zeit", sagt er lachend. Denn an diesen drei Tagen hatten er und seine Frau Ruhe vor den lästigen Anrufen, von denen sie seit einigen Wochen terrorisiert werden. "Morgens um 9 Uhr geht es los, das letzte Mal klingelt das Telefon manchmal erst um 21 Uhr", berichtet Willems.

Am Ende geht es bei den Gesprächen immer nur um ein Thema: Theo Willems soll Vertragsdaten herausgeben. Strom, Wasser, Gas, Kontonummern für ein Glücksspiel — "sogar die Nummer meiner Ölheizung wollte ein Anrufer wissen", erzählt der Veerter. "Dabei heize ich mit Gas." Viele der Anrufer werden dabei frech oder besonders fordernd. "Das sind Profis, die speziell auf sowas geschult sind, um die Leute so zu verunsichern", vermutet Willems. Teils würden sie sich sogar als Mitarbeiter der Stadtwerke ausgeben, so wie ein Anrufer vor ein paar Tagen. "Dem habe ich gesagt, dass ich jemanden von den Stadtwerken kenne und mich mit dem um die vorgeschlagene Vertragsänderung kümmere." Danach war das Gespräch schnell beendet. Die Nachfrage bei den Stadtwerken ergab, dass es von dort nie einen Anruf gab.

Diese Masche kommt derzeit gehäuft vor, bestätigt Roger Bruns, Pressesprecher der Stadtwerke Geldern. Immer wieder melden sich verunsicherte Kunden, "wahrscheinlich gibt es auch noch viele, die auf die Masche am Telefon hereinfallen und nicht bei uns nachfragen", vermutet er. Sein Tipp: Nie am Telefon irgendwelche persönlichen Daten herausgeben und im Zweifel immer bei den Stadtwerken anrufen. Das gilt auch, wenn jemand vor der Tür steht, um Anlagen zu warten oder zu wechseln. Die Mitarbeiter der Stadtwerke kommen nie ohne Ankündigung und können sich ausweisen.

Theo Willems hat inzwischen einen Notizblock neben seinem Telefon liegen. Jeder ungewollte Werbeanruf wird dokumentiert und der Bundesnetzagentur gemeldet. Denn Werbeanrufe ohne ausdrückliche Einwilligung sind verboten, bis zu 300 000 Euro Bußgeld kann die Bundesnetzagentur verhängen.

Deren Pressesprecher René Henn bestätigt, dass Theo Willems richtig gehandelt hat. "Wir sind auf die Hinweise der Verbraucher angewiesen", betont er. Die gemeldeten Nummern werden überprüft und die dahinter stehenden Firmen aufgefordert, die Einwilligung des Angerufenen nachzuweisen. Können sie das nicht, entscheidet die Bundesnetzagentur über die Höhe des Bußgeldes. "Das kann einige Zeit dauern, aber wer sich beschwert hat, bekommt von uns Bescheid", erklärt Henn. Oft aber, warnt er, sind die Werbeanrufe auch nur ein Deckmantel. Tatsächlich rufen Kriminelle an, die nur die Kontodaten der Angerufenen haben wollen. Ein Beschwerdeformular gibt es auf www.bundesnetzagentur.de.

(RP)
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