Beruflich gut unterwegs Teilzeitausbildung und Familie – das geht

Geldern · Die Stadt Geldern macht es vor. Mit 35 Jahren ist Viola Zwingenberg nicht die typische Auszubildende. Ihr Arbeitgeber schätzt aber die Mischung aus Erfahrung und Neugier. Und es klappt mit Mann, zwei Kindern, Haushalt und Beruf.

 Viola Zwingenberg startet mit 35 Jahren noch einmal beruflich richtig durch. Die zweifache Mutter macht eine Teilzeitausbildung bei der Stadt Geldern.

Viola Zwingenberg startet mit 35 Jahren noch einmal beruflich richtig durch. Die zweifache Mutter macht eine Teilzeitausbildung bei der Stadt Geldern.

Foto: Heinz Spütz

Morgens kann es schon etwas rüselig sein. Trödeln ist auf dem Weg zum Kindergarten nicht angesagt, dann fällt auch einmal ein „Jetzt müssen wir aber“, verrät Viola Zwingenberg. Die zweifache Mutter ist mit 35 Jahren noch einmal beruflich neu durchgestartet. Sie macht eine Ausbildung zur Verwaltungswirtin bei der Stadt Geldern, in Teilzeit, damit noch Zeit für die Familie bleibt.

Teilzeitausbildung bedeutet, sie hat eine 30-Stunden-Woche bei der Stadt Geldern. „Der schulische Teil ist in Vollzeit, der praktische Teil ist reduziert“, erklärt die zweifache Mutter. Das bedeutet zum Beispiel, dass ihre Azubi-Kollegen an einem Tag, an dem Schule war, nachmittags noch einmal in die Verwaltung gehen. Viola Zwingenberg fährt dann ihre beiden Töchter, drei und fünf Jahre alt, vom Kindergarten abholen. „Die meisten anderen Auszubildenden kommen frisch von der Schule“, sagt Viola Zwingenberg zum Altersunterschied, der für sie und die anderen aber kein Problem darstellt.

Die Xantenerin hat bereits ein Studium in Anglistik, Amerikanistik und Wirtschaftswissenschaften hinter sich, dann hat sie in einem Duisburger Reiseverlag gearbeitet, und dann kamen die Kinder und die Elternzeit. Zurück in den alten Beruf in Teilzeit war keine Option. Eine große Hilfe bei der beruflichen Orientierung war die Beratungsstelle „Frau und Beruf“ in Wesel. „Dort können sich Frauen, die eine Auszeit wegen Pflege oder der Kinder hatten, ihre Möglichkeiten aufzeigen lassen“, ermutigt Viola Zwingenberg. Dort machte man ihr zum ersten Mal den Vorschlag, ob sie sich nicht etwas im Verwaltungsbereich vorstellen könne. Das Gedankenkarussell war in Gang gesetzt. Auch der Gedanke, ob sie für einen Neuanfang zu alt wäre, kam ihr. „Nein“, lautete die Antwort. „Ausbildung könnste machen“, überlegte die Xantenerin dann schon lauter. „ Weil ich muss ja noch mehr als 30 Jahre arbeiten“, sagt die 35-Jährige lachend und ging sich bewerben, unter anderem bei der Gelderner Stadtverwaltung.

„Das lief super“, sagt die Auszubildende. Bei der Beratungsstelle „Frau und Beruf“ hat sie ihre Bewerbungsunterlagen gegenchecken lassen und ein Seminar zum Thema Bewerbungsgespräch besucht. Ihr Engagement hat sich gelohnt, die Stadt Geldern ist voll des Lobes: „Frau Zwingenberg hat uns davon überzeugt, dass sie diesen Lebensabschnitt sehr motiviert und mit gespannter Vorfreude angeht.“ Nicht nur für die 35-Jährige beginnt damit etwas Neues. Sie ist auch die allererste Verwaltungswirtin, die ihre Ausbildung bei der Stadt Geldern in Teilzeit absolviert. „Die Mischung aus lebenserfahrenen Auszubildenden und jungen Menschen, die nach der Schule in eine Berufsausbildung starten, wirkt sich bislang nur positiv aus“, heißt es von Seiten der Stadt Geldern.

 Viola Zwingenberg, Auszubildende bei der Stadt Geldern

Viola Zwingenberg, Auszubildende bei der Stadt Geldern

Foto: Heinz Spütz

Teilzeit bedeutet auch, dass Viola Zwingenberg zwischen 14.30 und 15 Uhr Feierabend hat und der Nachmittag dann ihren beiden Töchtern gehört. Wie bei anderen Familien auch, stehen dann Musikschule, Turnverein oder einfach ein Besuch des Spielplatzes auf dem Programm. „Ohne Mann und Familie wäre das aber nicht zu packen“, sagt die 35-Jährige und meint damit auch solche Momente, wenn eine der Töchter krank ist. Ihr Mann arbeitet dann von zu Hause aus, und auch die Omas sind Gold wert, sagt Viola Zwingenberg. Ihre erste Station in der Verwaltung ist übrigens das Ordnungsamt. „Sehr spannend und abwechslungsreich“, findet sie schon jetzt ihre Ausbildung, aber auch mit Blick darauf, dass sie verschiedene Ämter kennen lernen wird und sich so klar werden kann, wohin sie später möchte. Bereut hat sie ihre Entscheidung, noch einmal einen beruflichen Neuanfang zu starten trotz Familie, nicht. „Das muss jeder für sich selbst entscheiden, sagt sie zum Thema zu Hause bleiben oder arbeiten gehen. „Ich habe endlich meinen Job gefunden“, sagt sie glücklich.

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