Kerken Taiwan in Nieukerk hautnah erleben

Kerken · Bei der "Weltreise durch Wohnzimmer" ging es in den asiatischen Raum. Die Gastgeberin aus Nieukerk erzählte sehr authentisch von ihrer Heimat und sehr humorvoll von den Unterschieden zum Niederrhein.

Gastgeberin Yu-Hua Chu-Markwart beköstigte ihre Gäste landestypisch mit einer Tasse Tee.

Gastgeberin Yu-Hua Chu-Markwart beköstigte ihre Gäste landestypisch mit einer Tasse Tee.

Foto: Gerhard Seybert

Asiatische Musik schlägt dem Besucher entgegen, als die Gäste ein Haus in Nieukerk betreten. Aber an diesem Abend befinden sich die Zuhörer nicht mehr länger am Niederrhein, zumindest gedanklich. An diesem Abend dreht sich alles um Taiwan, die Heimat der Gastgeberin.

Um das Erlebnis perfekt zu machen, werden alle Sinne angesprochen. Nicht nur Musik schwebt durch den Raum, sondern auch Essenduft. Aus zwei silbernfarbenen Pfannen steigt Dampf auf. Kurze Zeit später halten die Gäste in der einen Hand die Schale mit dampfenden Nudeln oder Reis, in der anderen die metallfarbenen Stäbchen und folgen den Anweisungen. "Unten festhalten, oben bewegen, nicht einfach schaufeln", lauten die Anregungen von Yu-Hua Chu-Markwart, wie mit den Essenstäbchen zu verfahren ist. "Wenn klappt nicht, gibt es eine Gabel", verspricht die Gastgeberin. Aber am Ende kommt keiner auf das Angebot zurück, sondern alle essen, erstaunlich sicher, mit Stäbchen und trinken heißen Tee. Auch wenn sie im Laufe des Abends erfahren, dass es noch ein anderes Nationalgetränk gibt, mit deutlich mehr Umdrehungen. 56 Prozent hat der Hirseschnaps, der in Taiwan ausgeschenkt wird.

Am Abend in Nieukerk bleibt es bei Tee. Das ist auch gut so, denn die Gastgeberin reist mit jeder Menge Bildern und Worten einmal quer durch Taiwan. Konzentration ist schon wichtig bei der gedanklichen Reise von Yehliu im Norden mit seinen beeindruckenden Felsformationen bis zum weißen Leuchtturm an der Südspitze Taiwans. Auf dem Bildschirm flimmert die Präsentation, die Sohn Yang zusammengestellt hat. Die Bilder zeigen das Land zwischen Natur und Industriekultur. Auf dem Bildschirm steht der Name Taiwan auch in chinesischen Schriftzeichen. "Und Taiwan schreibt man nur mit zwei Schriftzeichen?", möchte einer der Gäste wissen. Damit ist man mittendrin im großen Themenkomplex. "Es gibt 180.000 Zeichen", erklärt der Sohn der Gastgeberin. Wer die Universität abgeschlossen hat, kennt zwischen 7000 und 10.000 Zeichen. Das ist aber noch nicht alles. Dann kommt es auch noch auf die Betonung an. Ein bestimmtes Wort bedeutet sowohl Chemie, als auch Skifahrer, je nach Tonhöhe. Und für ein europäisches Ohr ist da fast kein Unterschied zu hören. "Das ist ja wahnsinnig kompliziert", meint dann auch einer der Gäste. "Die Sprache ist einfach. Wir haben nicht so viel Grammatik wie im Deutschen", kontert die Gastgeberin scherzhaft. Und die Schriftzeichen schreiben, das sei eine Sache der Übung. Seit 27 Jahren wohnt sie nun schon in Nieukerk. Sie kann sich noch gut an ihren ersten Aufenthalt in Deutschland erinnern. Das war in einem Dorf in Bayern. "Das war ein Schock", erinnert sich Yu-Hua Chu-Markwart. Das Problem war weniger die Sprache, sondern das ganze Drumherum. Geboren ist die Gastgeberin nämlich in Taipeh. Die Hauptstadt Taiwans hat mehr als 2,7 Millionen Einwohner. Das ist schon eine ganz andere Hausnummer als das Leben auf dem Dorf.

Apropos Haus. Was das angeht, da lohnt sich das Wohnen am Niederrhein. Zum Vergleich: Zwischen 100.000 und 200.000 Euro kostet nämlich in der Hauptstadt Taiwans ein eigener Parkplatz, die Preise für die passende Eigentumswohnung in Taipeh bewegen sich an der Millionengrenze. "Von einem Haus in Taipeh kann man nur träumen", sagt die Gastgeberin. Auf die Frage, was sie denn besonders vermisse, lautet ihre Antwort: das Essen. Sie gerät ins Schwärmen über reife Mangos, Ananas, Papayas. "Aber Erdbeeren gibt es nicht, oder?", zieht ein Gast den vermeintlichen Trumpf niederrheinischer Gartenkultur aus der Tasche. "Erdbeeren gibt es im Februar", sagt die Gastgeberin lächelnd.

Ihre Heimatstadt Taipeh ist supermodern, aber auch voll mit Menschen. Abends locken die Nachtmärkte zu einem Bummel ein. "In Taipeh kann man alles essen, es schmeckt alles gut", verspricht die Gastgeberin. Und ja, Hühnerfüße, die gebe es auch, die muss man aber nicht essen. Zum Abschied gibt es für jeden Gast ein Stück Ananaskuchen und der Vorgeschmack auf eine aufregende Stadt, der bleibt noch lange hängen.

(RP)
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