Geldern Suchtberatung: Eltern öfter in Sorge um ihre Kinder

Geldern · Alkohol und Cannabis sind und bleiben die häufigsten "Problemstoffe" für Menschen, die zur Suchtberatung der Diakonie in Geldern kommen. Häufiger als früher sprechen aber Eltern vor, die sich Sorgen um ihre heranwachsenden Kinder machen. Und: Stress im Job schlägt sich in Suchtproblemen nieder.

Die Suchtberatungsstelle an der Gelderstraße 39 hat ihre Bilanz des Jahres 2014 vorgelegt. 506 Menschen suchten dort Hilfe. Das waren 20 mehr als 2013 - ein leichter Anstieg. Zugleich wuchs die Zahl der Beratungsgespräche aber um über 300 Sitzungen recht deutlich; viele Ratsuchende kamen also häufiger.

"Der Bedarf ist größer geworden", erklärt Stephan Gnoß von der Beratungsstelle. So gebe es mehr Probleme in Familien: "Jugendliche entwickeln sich anders als früher. Kinder fangen früher an zu trinken. Eltern sind weniger zu Hause. Familienstrukturen ändern sich." Inzwischen gebe es neben "klassischen" Fragen, etwa zu Drogen, auch vermehrt Eltern, die über den Medienkonsum ihrer Kinder in Sorge sind.

In deutlich über der Hälfte aller Beratungen geht es aber um Alkohol oder Cannabis: "Das ist durchgängig seit Jahren so", so Gnoß. Unabhängig von der Nähe zu den Niederlanden: "Das ist auch in Oberhausen, Düsseldorf oder ländlichen Gebieten im Sauerland so - wir stellen keine Auffälligkeiten fest."

Von den 506 "Kontakten", die die Beratungsstelle verzeichnete, werden 435 weiter statistisch ausgewertet. Das sind die Fälle, in denen die Ratsuchenden zum einen im Kreis Kleve wohnen und zum anderen mehr als einmal kommen. "Einzelkontakte" und Klienten von außerhalb werden "herausgerechnet" - auch, wenn sie durchaus betreut werden.

Von 435 Betroffenen stellten Arbeitnehmer, vom Arbeiter bis zum Beamten, die Mehrheit mit 38,4 Prozent. Danach folgten arbeitslose Menschen mit knapp einem Viertel der Fälle. Man erkenne, so Gnoß, "dass der Druck in der Arbeitswelt häufiger mit Alkohol kompensiert wird. Oder es werden Medikamente genommen, um sich zu putschen." Diese Entwicklung nehme zu.

(szf)
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