Wegen Corona abmontiert Streit um Skatepark-Bänke

Geldern · Skaten ja, sitzen nein: Die Stadt Geldern hat die Bänke der Skateanlage am Bollwerk temporär abmontiert und damit nach eigenen Angaben auf Verstöße gegen die Corona-Regeln reagiert. „Skater-Mutti“ Hanneke Hellmann hat dafür kein Verständnis.

 Die Stadt hat aufgrund mehrerer Verstöße gegen die Corona-Regeln auf dem Skatepark am Bollwerk in Geldern die Sitzbänke abmontiert.

Die Stadt hat aufgrund mehrerer Verstöße gegen die Corona-Regeln auf dem Skatepark am Bollwerk in Geldern die Sitzbänke abmontiert.

Foto: Sebastian Kalenberg

Verschnaufpause auf der Skateanlage am Bollwerk: Zwei junge Skater machen es sich auf einer mitgebrachten Picknickdecke am Rand gemütlich, ein paar Meter weiter ruht sich ein Roller-Fahrer ebenfalls auf dem Boden aus. „Normalerweise sitzen wir auf den Bänken dort, die wurden aber abmoniert“, erzählen sie. Drei Bänke stehen eigentlich auf der Skateanlage – direkt an der Turnhalle des nahegelegenen Friedrich-Spee-Gymnasiums. Aktuell erinnern dort lediglich die Eisenpfosten im Boden an die Sitzgelegenheiten.

Das hat auch Hanneke Hellmann, Vorsitzende des Skateboardvereins „Auf Achse“, bereits auf den Plan gerufen: „Auf den drei Sitzbänken ruhen sich die Kinder und Jugendlichen aus, oder Eltern sitzen dort und gucken zu. Klar hält man da keinen Abstand. Jeder der Kinder hat, weiß, dass das nicht zu realisieren ist. Dass die Stadt die Bänke abmontiert hat, ist eine Frechheit und nicht zu verstehen“, sagt sie.

 Die Stadt hat aufgrund mehrerer Verstöße gegen die Corona-Regeln auf dem Skatepark am Bollwerk in Geldern die Sitzbänke abmontiert.

Die Stadt hat aufgrund mehrerer Verstöße gegen die Corona-Regeln auf dem Skatepark am Bollwerk in Geldern die Sitzbänke abmontiert.

Foto: Sebastian Kalenberg

In der vergangenen Woche hat die Stadt Geldern verordnet, die Bänke an der Skateanlage temporär abzumontieren. Aufgrund mehrfacher Verstöße gegen die Corona-Regeln – und vor allem gegen den Mindestabstand von 1,5-Metern – sei dies ein notwendiger Zwischenschritt gewesen, wie Stadtsprecher Herbert van Stephoudt, erklärt: „Das Ordnungsamt und viele Passanten, die uns kontaktiert haben, konnten beobachten, dass auf den Bänken teilweise bis zu acht Leute direkt nebeneinander saßen.“

Nachdem der Skatepark, wie alle Spielplätze in NRW, sieben Wochen geschlossen war, habe man natürlich Verständnis, dass viele Kinder und Jugendliche wieder auf die Anlage wollen, erklärt van Stephoudt: „Und wir verstehen auch, dass sich die Kinder nichts Böses dabei denken, wenn sie nebeneinander auf den Bänken sitzen. Sie haben sich ja vermutlich auch länger nicht gesehen. Doch als Behörde müssen wir nun mal in solchen Fällen reagieren und im Sinne der Gesundheit aller handeln.“

 Ein Dienstwagen bringt die abmontierten Bänke des Skatepark Am Bollwerk in Geldern weg.

Ein Dienstwagen bringt die abmontierten Bänke des Skatepark Am Bollwerk in Geldern weg.

Foto: Hanneke Hellmann

Ein zur Öffnung der Anlage angebrachtes Schild erinnert die Skater an die geltenden Corona-Regeln. Dort wird auch auf die Einhaltung des Sicherheitsabstandes und der Kontaktbeschränkungen hingewiesen. Eine Voraussetzung, dass die Anlage überhaupt wieder genutzt werden darf. Dagegen soll nun aber mehrfach verstoßen worden sein. „Wir wollten aber unbedingt, dass die Anlage offen bleiben kann und haben als erste Maßnahme die Bereiche entzerrt, in denen Menschen zusammensitzen“, begründet der Stadtsprecher die Entscheidung, dass die Bänke weichen mussten. „Wir möchten auf keinen Fall, dass dort ein neuer Corona-Hotspot entsteht.“

  „Skater-Mutti“ Hanneke Hellmann plädiert dafür, auf die Eigenveranwortung der Jugendlichen zu setzen.

 „Skater-Mutti“ Hanneke Hellmann plädiert dafür, auf die Eigenveranwortung der Jugendlichen zu setzen.

Foto: Norbert Prümen/Norbert Prümen (nop)

Für „Skater-Mutti“ Hanneke Hellmann gehen diese Maßnahmen der Stadt zu weit. So würde lieber weiter auf Eigenverantwortung setzen. „Die Eltern der Kinder sind immer noch verantwortlich. Wenn sie Angst haben, dann sollten sie mitkommen oder ihre Kinder zu Hause lassen. Man kann durch solche Regeln die Kinder und Jugendlichen nicht auseinander halten.“ Zudem hätte sie den Eindruck, dass auf vielen öffentlichen Spielplätzen der Mindestabstand nicht eingehalten werde. „Dann sollte man alle Bänke an allen Spielplätzen abbauen“, erklärt sie.

Wann die Bänke wieder aufgestellt werden, steht noch nicht in Aussicht. „Noch gibt es keinen Termin“, erklärt van Stephoudt. Durch die wöchentlichen Anpassungen der rechtlichen Grundlagen seien solche Aussagen momentan sowieso von kurzer Halbwertszeit. „Wenn sich die Rechtslage ändert oder sich die Situation entspannt, dann können die Bänke sofort wieder angebracht werden.“

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