Gelderland Streit um Missbrauch-Studie - Verdruss in Pfarrgemeinden

Gelderland · Es besteht wenig Hoffnung auf Klärung der Vorfälle. Glaubwürdigkeitsverlust und Schaden für das Ansehen der Kirche befürchtet.

"Zensur" heißt es auf der einen Seite — "zerrüttetes Vertrauensverhältnis" auf der anderen. Zwischen katholischer Kirche und Wissenschaftlern ist es zum Bruch beim Bemühen um die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen gekommen (die RP berichtete). Ein Streit, der in den Kirchengemeinden des Gelderlandes für Verdruss sorgt.

"Ich bin sehr enttäuscht. Die Kirche verliert viel an Glaubwürdigkeit." So bewertet Heinrich Verweyen den Vorgang. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Pfarrgemeinderats St. Maria Magdalena Geldern. Mit dem Forschungsauftrag sei die Hoffnung verbunden gewesen, Licht ins Dunkel und Rehabilitation für die Opfer zu bringen. Verweyen beschleicht das Gefühl, es seien Dinge über zum Teil hochgestellte Persönlichkeiten herausgekommen, die nicht an die Öffentlichkeit kommen dürfen. "Das tut weh, weil es wieder mal der Kirche schadet." Ein neuer Anlauf mit neuen Experten könnte nach intensiver Arbeit wieder auf dem Trockenen landen.

Nach Ansicht von Christa Strumpen, der Vorsitzenden des Pfarrgemeinderats von St. Marien Wachtendonk-Wankum-Herongen, gehören "diese Dinge aufgeklärt, und zwar uneingeschränkt". Sie äußert Zweifel an der Behauptung, dass Zensur nicht stattfinde. Die Kirche habe seit Jahrhunderten immer "den Daumen drauf gehalten". Das notwendige Vertrauensverhältnis sei zerrüttet und die Karre in den Sand gefahren. Wenig Hoffnung macht ihr, wenn nun ein neues Wissenschaftlerteam mit dem Aufklären beauftragt wird. "Wenn nichts herauskommen darf, ist es sinnlos, wenn eine neue Kommission eingesetzt wird."

Monika Lemmen, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates von St. Peter und Paul Straelen, äußerte sich verwundert darüber, dass etwas zurückgehalten werden sollte. "Man kann die Dinge nicht ändern, wenn man nur Halbwahrheiten zu Tage bringt", sagte sie. Die Straelenerin plädiert dafür, lückenlos aufzuklären. "Die Menschen, die sich nur oberflächlich mit der Kirche befassen, die haben wir jetzt verloren."

Hermann Mertens, Pfarrgemeinderats-Vorsitzender von St. Dionyisius Kerken, hält eine Bewertung auf Grundlage der Medienberichte für schwierig. Er sieht mit dem Auftrag für ein neues Wissenschaftlerteam eine neue Chance für Aufklärung. Es sei dann eine neue Vertrauensbasis vorhanden.

(RP/ac)
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