Geldern Straelener gesteht Cannabis-Anbau

Geldern · Beim zweiten Verhandlungstag im Marihuana-Prozess sagten die beiden Angeklagten aus, die bislang schwiegen. Darunter auch der angebliche Kopf der Bande - ein 45 Jahre alter Mann aus Straelen.

Im Prozess gegen sechs Angeklagte aus Straelen, Geldern, Kerken und Grefrath wegen der Aufzucht mehrerer Marihuana-Plantagen, bei der mit einer Menge von mehr als 1,3 Tonnen in 13 Jahren Handel getrieben sein soll, sagten nun die letzten beiden Angeklagten aus. Sie hatten am ersten Prozesstag noch eine Aussage verweigert.

Darunter war auch der 45 Jahre alte Mann aus Straelen, der als Kopf der Bande fungiert haben soll. Im Wesentlichen habe es sich so zugetragen, wie es in der Anklageschrift stehe. Ab 2002 habe er an verschiedenen Orten am Niederrhein mehrere Cannabis-Plantagen in unterschiedlichen Objekten betrieben. Die dazu erforderlichen Gegenstände sowie die Stecklinge habe er aus den Niederlanden bekommen.

"Es wurde uns unwahrscheinlich leicht gemacht", berichtete der 45-Jährige, der sich damals auf einen weiteren Täter eingelassen habe, der mittlerweile gestorben ist, aber zu jener Zeit bereits eine kleine Plantage im Keller gehabt habe.

Die ersten Ernte-Versuche seien allerdings nicht ganz so gut gelaufen. "Wir konnten es halt noch nicht", so der Straelener. Er gab an, dass die Qualität nicht gut gewesen sei. Den Holländern, denen sie das Endprodukt des Öfteren verkauft hätten, habe es jedenfalls nicht gefallen, sagte der 45-jährige.

Der Anklageschrift, dass in 13 Jahren mehr als 1,3 Tonnen Marihuana geerntet und verkauft worden seien, widersprach er. Es sei weniger gewesen. "Wir hatten sehr viel mit Feuchtigkeit, Schimmel- und Pilzbefall zu kämpfen", berichtete der Beschuldigte. Dennoch gab er zu, in den Jahren einiges an Geld verdient zu haben, wobei bei den Plantagen an den verschiedenen Objekten das Geld gerecht verteilt worden sei, sagte der Straelener, der sich nicht als Kopf der Bande sah.

Von dem letzten Geld habe er sich ein Ferienhaus gekauft. Auch das Anwesen nutzte er, um dort ebenfalls eine Marihuana-Plantage anzulegen.

Ein weiterer Angeklagte, ein 60 Jahre alter Gelderner, dessen Tochter (32) mit auf der Anklagebank sitzt und ihn am ersten Prozesstag belastete, stritt die Vorwürfe gegen ihn weitestgehend ab.

Es sei zwar richtig, dass er dem Straelener seine Garage mit anschließendem Partyraum für 50 Euro monatlich vermietet habe, aber von einer Plantage habe er nichts gewusst. Und das obwohl seine Tochter das behauptet hat. Wie es überhaupt zur Aufdeckung der Straftaten kam, dazu sagte ein Kriminalhauptkommissar als Zeuge aus. So hätten die Beamten von einem Inhaftierten einen Hinweis bekommen, dem sie nachgingen. In ihren Ermittlungen führten sie Gespräche und hörten Telefonate ab, bei denen sich herauskristallisierte, dass von dem Straelener, der in Untersuchungshaft sitzt und bereits wegen eines Drogendeliktes verurteilt wurde, eine Plantage betrieben werden würde.

Kurz bevor eine erntefähig gewesen sei, hätten die Beamten zugegriffen und den Mann verhaftet. Auch die weiteren Angeklagten wurden nach und nach aufgesucht, wobei sie bei der Aufklärung mitgeholfen hätten. So habe der 45-Jährige in seinen Vernehmungen umfassend ausgesagt und dabei weitere Plantagen zugegeben.

(RP)
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