CDU-Politikerin zu Gast in Walbeck Landwirte warnen Politik vor Aktionismus

Beim Besuch von Gitta Connemann in Walbeck baten Gärtner und Bauern die stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion und Spezialistin für Landwirtschaftsthemen, zur Versachlichung der Umweltdebatte beizutragen.

 Peter Dercks (3. v .l.) stellte den Gästen um Gitta Connemann (5. v. l.) das Konzept des „Exaktgießwagens“ vor.

Peter Dercks (3. v .l.) stellte den Gästen um Gitta Connemann (5. v. l.) das Konzept des „Exaktgießwagens“ vor.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Klare Ansagen von Landwirtschaft und Gartenbau Richtung Politik. Umwelt sei für die Branche ein unschätzbares Gut, und man tue sehr viel, schonend mit ihr umzugehen, betonten die Vertreter des Agrobusiness gestern beim Besuch von Gitta Connemann in Walbeck. Doch sie warnten die stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion und Spezialistin für Landwirtschaftsthemen auch vor Aktionismus. Man müsse die Diskussion versachlichen. Bei der Bundestagsabgeordneten aus Ostfriesland liefen sie damit „offene Türen ein“. Sie sei betrübt, wie populistisch und unsachlich derzeit mit Umweltthemen umgegangen werde.

Wie sehr etwa im Gartenbau auf Innovation gesetzt wird, zeigte sich bei der ersten Station des vom Kreis Klever Bundestagsabgeordneten Stefan Rouenhoff organsierten Besuchs. Peter Dercks stellte gemeinsam mit Klaus Karl und Uwe Kalthoff von der Landwirtschaftskammer den „Exaktgießwagen“ vor, der als Prototyp in seinem Betrieb zum Einsatz bekommt. Die Idee: Nur genau über dem Topf wird gegossen, exakt so viel, dass kein Wasser nach unten rausläuft. Dass damit sehr viel Wasser gespart wird, ist der geringste Effekt, denn über seine acht Brunnen versorgt Dercks sich selbst. Aber auch der Energieeinsatz wird deutlich niedriger. Und Dünger, den die Pflanzen brauchen, kann man so genau dosiert verabreichen, dass keine Reste das Grundwasser erreichen. Die Landwirtschaftskammer nimmt begleitend genaue Messungen vor, um diese Vorteile zu belegen. Bis wann der Gießwagen, dessen Versuchsmodell vom Land gefördert wird, zu wirtschaftlichen Bedingungen verfügbar sein wird, steht aber noch in den Sternen. Man sei aber auf gutem Weg, das Projekt „betriebsfest“ zu bekommen. Gitta Connemann jedenfalls sah den Walbecker Gärtner damit auf dem richtigen Weg. „In vielen Branchen reden wir über 4.0, hier leben sie das längst.“

 Die zweite Station war der Spargel- und Blaubeerhof Kisters. Auch von Stephan Kisters, der Vorsitzender der Walbecker Spargelbaugenossenschaft ist, gab es unter Zustimmung der Vertreter der Kreisbauernschaft deutliche Aussagen. „Alle sind gefordert, aber bitte ohne Aktionismus, sondern mit System“. Was sonst schief gehen könne, verdeutlichte er am Beispiel der Heidelbeere. Die sei früher überall im Wald zu finden gewesen. Bei der Debatte um „Sauren Regen“ und „Waldsterben“ habe man sich aber entschieden, die Wälder massiv zu kalken – und damit die Pflanze quasi vernichtet. Wie schwer es ist, den eigenen Anforderungen an die Umwelt immer gerecht zu werden, verdeutlichte er dann bei der Hofführung. Kisters würde die Blaubeeren gern anders als in Kunststoffschalen verpacken, aber es gebe keinen praktikablen Ersatz. „Wir brauchen kompostierbares Material, Papier ist doch auch zu schade“, so der Walbecker. Dafür brauche es auch gezielte Förderung durch die Politik.

 Stephan Kisters mit einer Blaubeerpflanze.

Stephan Kisters mit einer Blaubeerpflanze.

Foto: Dirk Möwius

Starke Rückendeckung gab es für Landwirte und Gärtner von Margret Voßeler-Deppe. Die Landtagsabgeordnete und Landwirtin aus Issum warb dafür, angesichts der vielen Aktivitäten Ergebnisse abzuwarten, ehe man zum Beispiel die Düngeverordnung verschärft. „Sonst sind viele Betriebe am Ende“, warnte sie vor zu schnellen Entscheidungen. Ihre Berliner Kollegin Gitta Connemann brauchte sie davon nicht großartig zu überzeugen. Sie will auch für den Wasserschutz ein Gesamtkonzept, bei dem alle Aspekte betrachtet werden und nicht nur der Landwirtschaft der Schwarze Peter zugeschoben wird.

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